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Belletristik

Blackout Island

Sigrídur Hagalín Björnsdóttir

Man könnte sagen, das die im hohen Norden gelegene Insel Island schon aufgrund ihrer Existenz und landschaftlichen Erscheinung so etwas wie einen apokalyptischen Schimmer an sich trägt. Nicht umsonst wird sie gern mit dem sagenhaften, am Weltrand gelegenen Thule identifiziert und fungierte im Mittelalter als selbst schon mythischer Hort der Mythologie der alten Germanen. Dass dieselbe bis heute nur dünn besiedelte Insel überdies seit einigen Jahrzehnten begabte Schriftsteller (und Fußballer) in exorbitanter Größenordnung hervorbringt, ist bekannt (wenn auch bisher nicht plausibel erklärt worden). Insofern hat es eine gewisse Logik, wenn eine isländische Journalistin mit einem dystopischen Inselroman an die Öffentlichkeit tritt, der der einfachen Frage nachgeht, was passiert, wenn ein … > Weiterlesen

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Belletristik

Zurück nach Fascaray

Annalene McAfee

Die Insel Fascaray ist, wie es im Roman von Annalena McAfee an einer Stelle heißt, „ein Bonsai-Schottland“, und die dort angesiedelte Geschichte um den zum Nationaldichter avancierten Eigenbrödler Grigor McWatt in erster Linie als Roman über Schottland und das Schottische – zu Zeiten von Brexit und eigenen schottischen Unabhängigkeitsbestrebungen – zu lesen. Dabei ist die eigentümliche Insel ebenso Fiktion wie der darauf hausende Dichter, dem nach seinem Tod ein Museum errichtet werden soll. Für die andere Heldin des Romans, die Literaturwissenschaftlerin Mhairi McPhail bietet die Ausschreibung einer entsprechenden Stelle die willkommene Gelegenheit, nach dem Scheitern ihrer Ehe in den USA der Großstadt und Amerika den Rücken zu kehren und sich … > Weiterlesen

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Klassiker in Neuausgaben

Hier wird getanzt!

William Heinesen

Der Verleger Sebastian Guggolz, der schon so manches versunkene Kleinod der nord- und osteuropäischen Literatur zutage gefördert hat, ist diesmal auf den Färöer-Inseln fündig geworden. William Heinesen (1900-1991) gilt als der bedeutendste Dichter der Färöer – gleichwohl hat er seine Werke nicht in der Insel-, sondern in der dänischen Hochsprache (bzw. in einer sehr eigenwilligen Version derselben) verfasst, die bis 1948 einzige offizielle Amtssprache auf den Färöer gewesen ist. Parallel zu seiner schriftstellerischen Tätigkeit trat Heinesen auch als bildender Künstler in Erscheinung, der in seinen Zeichnungen, Pastellen und Wandgemälden mit Vorliebe Motive aus der Sagenwelt der Färöer verarbeitet hat. Neben den Eindrücken der arktischen Küstenlandschaften bilden die Mythen und Geschichten, … > Weiterlesen

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Klassiker in Neuausgaben

Das Haus am Rand der Welt

Henry Beston

Wieder einmal ist es die sich südlich von Boston in den Atlantik erstreckende Halbinsel Cape Code, die mit ihrem Genius loci einen Klassiker der modernen amerikanischen Literatur inspiriert hat. Und wieder einmal ist es der mare-verlag, der einen solchen Klassiker im Rahmen seiner prachtvoll ausgestatteten Reihe in Erinnerung bringt und den interessierten Lesern in Leinen gebunden und im stabilen Schuber in die Hand gibt. Henry Beston begann seine schriftstellerische Tätigkeit als Kriegsreporter im Ersten Weltkrieg und Verfasser von Märchen. 1926 zog er sich – dem Vorbild Thoreaus folgend – für ein Jahr in ein selbstgebautes Holzhaus am Strand von Cape Code zurück. Aus seinen dort verfassten Notizen destillierte er das … > Weiterlesen

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Autobiographische Essays

Die vergessenen Inseln. Eine Reise durch die Geschichte der Welt und zu mir selbst

Thomas Käsbohrer

Manchmal scheinen gewisse literarische Stoffe und Perspektiven gleichsam in der Luft zu liegen – und so knüpfen Thomas Käsbohrers Reflexionen über Die vergessenen Inseln des Mittelmeeres in etwa dort an, wo Simone Perottis bei Wagenbach erschienener Atlas der Mittelmeerinseln aufhört. Im Unterschied zu Perotti und seiner internationalen Crew ist der einsame Segler Käsbohrer, im früheren Beruf Verleger, ein Aussteiger im wahrsten Sinn des Wortes, der auf endlosen Kreuzfahrten an Bord seiner Yacht Levje den allgegenwärtigen Echolauten der Vergangenheit, dem Wechsel der Jahreszeiten und von den Inselbewohnern überlieferten Geschichten nachspürt. Eigene Beobachtungen und Erlebnisse verbinden sich in seinem Buch mit historischen Exkursen sowie Reflexionen von Forschungsberichten und mythischen Überlieferungen. In der … > Weiterlesen

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Belletristik

Der Strand

Marie Nimier

„Wer weiß, was sie sucht? Ob sie vielleicht etwas verloren hat?“ – Eine eindeutige Antwort auf diese dem Roman der französischen Autorin Marie Nimier voranstehende Frage wird der Leser auch am Ende seiner Lektüre nicht finden. Die junge Frau und Romanheldin, der sie gelten, wird von Nimier gern als „die Unbekannte“ angesprochen – „unbekannt“ auch „aufgrund ihrer Rolle in dieser Gleichung“, wie es gleich zu Beginn einmal heißt, „also im algebraischen Sinn des Wortes“. Die „Unbekannte“ reist auf eine namenlose Mittelmeerinsel und macht sich dort auf den Weg zum Strand und in die Nähe einer einsamen Höhle, in der sie zwei Jahre zuvor mit einem „Reisenden“ geschlafen hat. Der Strand … > Weiterlesen

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Autobiographische Essays

Barbarentage

William Finnegan

„Das Ideal, das sich jetzt herausbildete, bestand in Einsamkeit, Reinheit, der perfekten Welle fernab jeder Zivilisation, Robinson Crusoe, The Endless Summer. Dieser Weg führte weg vom Bürgerlichen, in der althergebrachten Bedeutung des Wortes, hin zu einer selbstgezimmerten Grenze, an der wir als neuzeitliche Barbaren leben würden.“ Auf diesen Satz bringt William Finnegan an einer Stelle seiner mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Autobiographie Barbarentage die in der Verheißung des Surfens eingeschlossene Attitüde eines antibürgerlichen Aussteigertums. Der 1952 in Florida geborene, auf Hawaii aufgewachsene Autor wurde als Reporter des New Yorker mit seinen Reportagen und Kommentaren über Kriege, Rassismen und globale Krisen bekannt. Mit seinem jetzt auf Deutsch erschienenen Erinnerungsbuch liefert er … > Weiterlesen

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Belletristik

Die Unruhigen

Linn Ullmann

Der autobiographische Roman Die Unruhigen beschwört gleich zu Beginn jene Urszene, der die Autorin Linn Ullmann ihre eigene Existenz verdankt: die Begegnung des Filmregisseurs Ingmar Bergmann mit der Schauspielerin Liv Ullmann. Indes nimmt nicht nur das Dasein der Erzählerin mit dieser Begegnung seinen Anfang: Ingmar Bergman erwirbt für sich und seine Geliebte auch ein Grundstück nahe Hammars auf der nördlich von Gotland gelegenen Insel Fårö, das er mit einem eigenen Kino ausstattet und das seiner weitverzweigten Familie mit neun Kindern von diversen Frauen in der Folge als sommerlicher Begegnungsort dient. Es ist schließlich eben dieses Inseldomizil, in dem Bergman unter dem Eindruck fortschreitender Demenz seine letzten Lebenstage verbringt. Ursprünglich hat … > Weiterlesen

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Belletristik

Archipel

Inger-Maria Mahlke

Der in diesem Herbst mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnete Roman Archipel von Inger-Maria Mahlke ist auf der Insel Teneriffa angesiedelt, wo auch die Autorin selbst als Tochter einer kanarischen Mutter einen Gutteil ihrer Kindheit verbracht hat. Er beginnt mit der Rückkehr der 21-jährigen Heldin und vorerst gescheiterten Studentin Rosa aus Madrid in ihr Elternhaus im Jahr 2015 und erzählt von diesem Moment ausgehend gleichsam rückwärts die turbulente hundertjährige Geschichte ihrer Familie. Das ganze Epos „endet“ schließlich im Jahr 1919 mit der Geburt von Rosas Großvater Julio Baute, der als Gegner Francos im spanischen Bürgerkrieg gekämpft und danach sieben Jahre in einem Lager verbracht hat, von wo aus er traumatisiert nach … > Weiterlesen

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Rügen- und Ostseebezug Sachbücher und Bildbände

„Ob die Möwen manchmal an mich denken?“. Die Vertreibung jüdischer Badegäste an der Ostsee

Kristine von Soden

In akribischen Archiv- und Presserecherchen hat Kristine von Soden historische Dokumente über den schon seit Ende des Ersten Weltkriegs rasant zunehmenden Antisemitismus in den deutschen Ostseebädern zusammengebracht. Ihre Materialsammlung über die Diffamierung und Vertreibung jüdischer Badegäste beleuchtet eines der dunkelsten Kapitel der Kulturgeschichte der Ostseebäder und konfrontiert ihre Leser mit bestürzenden Passagen. Lange bevor der Antisemitismus mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten in ganz Deutschland zur Staatsdoktrin wurde, machte sich in den Ostseebädern schon seit den 1920er Jahren ein spürbarer „Progromwind“ bemerkbar, wie es in einer zeitgenössischen Reflexion heißt. Dabei bildete die Insel Rügen keineswegs eine Ausnahme, wie mehrere von der Autorin angeführte Beispiele zeigen. In Binz wehten bereits 1924 Hakenkreuzfahnen … > Weiterlesen