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Belletristik

Die Abtrünnigen

Abdulrazak Gurnah

Der von der Insel Sansibar stammende Abdulrazak Gurnah war in Deutschland den Lesern nahezu unbekannt, als er 2021 den Literatur-Nobelpreis erhielt. Seitdem bringt der Penguin-Verlag Neuauflagen seiner großen Romane, zuletzt Die Abtrünnigen, der im Original 2006 erschien. Wie bei den zuvor veröffentlichten Titeln Ferne Gestade und Das verlorene Paradies handelt es sich auch hier um eine poetische Welterkundung aus ostafrikanischer Perspektive, die zugleich das globale Geschehen des 20. Jahrhunderts spiegelt. Schauplatz des Romans ist Sansibar zur Zeit der Unabhängigkeitsbewegung in den 1950er Jahren, und wie in allen Werken Gurnahs begegnen sich darin halb legendäre familiäre Vorgeschichten, Referenzen auf die orientalische wie auch europäische Literaturtradition und die Verwerfungen infolge der … > Weiterlesen

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Belletristik

Dein Fortsein ist Finsternis

Jón Kalman Stefánsson

Der isländische Autor Jón Kalman Stefánsson hat in den letzten Jahren schon mit mehreren gleichermaßen spannenden und sprachmächtigen Romanen auch unter der deutschen Leserschaft Aufmerksamkeit erregt, die bekanntlich seit dem fulminanten Auftritt Islands als Gastland der Frankfurter Buchmesse 2011 ein inniges Verhältnis zu den Schriftstellern der Insel (und keineswegs nur den namhaften Krimiautoren) pflegt. In unserem Sortiment finden sich auch seine früheren Romane Etwas von der Größe des Universums und Astas Geschichte. Jetzt hat der Piper-Verlag den Roman Dein Fortsein ist Finsternis nachgelegt. Dieser dreht sich um einen Mann, der in einer abgelegenen Kirche in einer einsamen Küstenlandschaft zu sich kommt und vergessen hat, wer er ist. Die Suche … > Weiterlesen

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Belletristik

Der Geigenbauer

Edvard Hoem

Der norwegische Schriftsteller Edvard Hoem, geboren 1949, zählt zu den in Norwegen meistgeschätzten Autoren und wurde für sein Werk mit mehreren renommierten Literaturpreisen geehrt. In den letzten Jahren hat er sich insbesondere Stoffen aus seiner eigenen Familiengeschichte zugewendet und mit episch ausgreifenden Schilderungen der betreffenden Begebenheiten und Figuren mehrere norwegische Bestseller gelandet. In Deutschland hat sich der Verlag Urachhaus seines Werkes angenommen und nach Die Hebamme (inzwischen auch als Taschenbuch aus dem Unionsverlag verfügbar) ist nunmehr Der Geigenbauer erschienen. Lag der Figur der Hebamme die Geschichte seiner Ururgroßmutter zugrunde, ist Hoem diesmal einem 1782 geborenen Vorfahren auf der Spur, der um 1800 im von Armut und Krieg gezeichneten ländlichen Norwegen … > Weiterlesen

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Belletristik

Rosa Schleim

Fernanda Trías

Die uruguayische Autorin Fernanda Trías, die unterdessen in Frankreich lebt, veröffentlichte in den letzten zwanzig Jahren mehrere Romane. Für Rosa Schleim, im spanischen Original erschienen 2020, erhielt sie den renommierten Preis der mexikanischen Buchmesse in Guadalajara. Die Handlung des Romans ist in einer Hafenstadt angesiedelt, die unverkennbare Züge von Trías Heimatstadt, der uruguayischen Hauptstadt Montevideo trägt, und darf dem in den letzten Jahren fluktuierenden Genre der Dystopie zugeordnet werden. Beginnend mit der massenhaften Verbreitung violetter Algen und einem nachfolgenden Fischsterben kommt es in der Stadt zu einer zivilisatorischen Katastrophe, in der sich aktuelle Erfahrungen von Pandemie, Umweltzerstörung, Massentierhaltung, Medienmacht und sozialer Spaltung spiegeln und im apokalyptischen Bild eines rosafarbenem … > Weiterlesen

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Aktuelle Buchempfehlungen Belletristik

Tochter einer leuchtenden Stadt

Defne Suman

Wichtige Bücher werden heutzutage nicht nur deswegen übersehen, weil sie in kleinen unabhängigen Verlagen erscheinen, die nicht über die Marketingbudgets der dominierenden Großverlage verfügen. Sie können auch dadurch aus dem Blick geraten, dass sich Großverlage der Rechte dafür bemächtigen, dies aber in Verkennung der eigentlichen Zielgruppe und literarischen Qualitäten tun. So offenbar geschehen im Fall des Debütromans der türkischen Autorin Defne Suman, der im Original unter dem Titel Emanet Zaman (etwa „Die Sicherheit der Zeit“) und in den USA unter dem poetischen Titel The Silence of Scheherezade erschien und der nunmehr im zur Ullstein-Gruppe gehörigen List-Verlag in deutscher Übersetzung vorliegt. Der an gängige Unterhaltungsromane für Frauen erinnernde rosa Umschlag und … > Weiterlesen

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Sachbücher und Bildbände

Die Versuchung von Syrakus

Joachim Sartorius

Der Lyriker und Übersetzer Joachim Sartorius, der nebenbei auch als Diplomat, Intendant, Herausgeber und in weiteren Rollen hervorgetreten ist, hat das sizilianische Syrakus mit seiner auf einer Insel liegenden Altstadt Ortigia 2015 zu seiner zweiten Heimat neben Berlin erwählt. Nun liegt ein Buch von ihm über die seit dem Altertum legendäre und mit zahlreichen antiken Kulturdenkmälern glänzende Hafenstadt am Mittelmeer vor. Die Versuchung von Syrakus ist gleichermaßen ein schillerndes Porträt wie eine persönliche Liebeserklärung, die der Schriftsteller seiner Wahlheimat gewidmet hat. Vor allem aber präsentiert sich der Text als eine poetische Kommunikation zwischen dem Autor und der Szenerie der Stadt, eine Art von Spiegelkabinett, in dem Perspektiven und Imaginationen, auftauchende … > Weiterlesen

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Sachbücher und Bildbände

Odessa. Leben und Tod in einer Stadt der Träume

Charles King

Der amerikanische Politologe Charles King hat 2011 ein Porträt der Stadt Odessa mit dem Untertitel Genius and Death in a City of Dreams geschrieben, das die Berliner Edition Tiamat nunmehr in deutscher Übersetzung veröffentlicht hat. Im Nachwort gibt er an, den Anstoß dafür habe ein Dinner mit Richard von Weizsäcker in einem dortigen Gartenhaus gegeben. In der Folge hat King Odessa wiederholt besucht und dort umfassende Archiv- und Bibliotheksrecherchen betrieben. Sein Buch liefert dem dankbaren Leser gleichermaßen eine Geschichte der Hafenstadt am Schwarzen Meer wie eine Bestandsaufnahme der daran geknüpften Mythen und Sehnsüchte. Dabei versucht King vor allem der Eigenart und multikulturellen Identität der Stadt auf die Spur zu kommen, … > Weiterlesen

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Aktuelle Buchempfehlungen Sachbücher und Bildbände

Einhundert Samstage. Stella Levi und die Suche nach einer verlorenen Welt

Michael Frank

Der Schriftsteller, Journalist und Publizist Michael Frank hat für renommierte US-amerikanische Zeitungen und Zeitschriften geschrieben und ist darüber hinaus mit einem Roman sowie einer Geschichte seiner Familie hervorgetreten. Der Begegnung mit der 1923 geborenen Holocaust-Überlebenden Stella Levi im Jahr 2015 verdankt sich ein spannendes dokumentarisches Buch unter dem Titel Einhundert Samstage, das im letzten Jahr in den USA und in diesem Frühjahr in einer deutschen Ausgabe im Verlag Rowohlt Berlin erschien. Der Titel bezieht sich auf die samstäglichen Begegnungen des Autors mit seiner fast 100-jährigen Protagonistin, in deren Verlauf sie ihm zwischen 2015 und 2021 unzählige Einzelheiten ihrer Lebensgeschichte erzählt hat.

Der Eindruck des Buches auf den Leser verdankt … > Weiterlesen

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Aktuelle Buchempfehlungen Sachbücher und Bildbände

Aufbruch im Licht der Sterne

Frank Vorpahl

Der Historiker, Publizist und Filmemacher Frank Vorpahl ist Interessenten auf den Gebieten der großen Entdeckungsreisen und europäischen Aufklärung seit seinen Biographien über James Cook und Georg Forster ein Begriff. In seinem neuen Buch Aufbruch im Licht der Sterne macht er den fälligen Versuch, die Entdeckung der Südsee nicht aus der Perspektive europäischer Forschungsreisender und Kapitäne, sondern jener kenntnisreichen polynesischen Navigatoren zu erzählen, die den Europäern dazumal den Weg zu den einzelnen Südseeinseln wiesen. Im Mittelpunkt stehen mit Tupaia, Maheine und Mai drei Indigene verschiedener Kasten, die James Cook auf seinen Expeditionen begleiteten und dabei durchaus eigene diplomatische und strategische Interessen verfolgten. Unter diesen ragt der Priester Tupaia heraus, dem sich … > Weiterlesen

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Aktuelle Buchempfehlungen Sachbücher und Bildbände

Piraten. Auf der Suche nach der wahren Freiheit

David Graeber

Der im letzten Jahr früh verstorbene US-amerikanische Anthropologe David Graeber ist unter kritischen Betrachtern der im Abendland erzählten großen „Geschichte“ ein fester Begriff. Seine Bücher über „Bullshit Jobs“ und die Geschichte des Schuldwesens gelten als wegweisend, ebenso legendär ist sein Einsatz für die „Occupy Wallstreet“- Bewegung. Aus seiner Fundamentalkritik am ökonomischen System des westlichen Kapitalismus hat Graeber zeitlebens ebenso wenig einen Hehl gemacht wie aus seiner Sympathie für einen libertären Anarchismus. In seinem bereits posthum veröffentlichten, gemeinsam mit dem Archäologen David Wengrow verfassten letzten Buch unter dem Titel Anfänge hat Graeber den Blick zuletzt darauf gerichtet, inwieweit Impulse aus indigenen Kulturen, etwa der nordamerikanischen Indianer, maßgeblich auf die europäische Aufklärung … > Weiterlesen