Geschichte

Ein Name, ein Haus und viele Geschichten

Der norddeutsche Name Dahlmann geht auf eine in den pommerschen Hansestädten Anklam und Stralsund beheimatete Beamten-, Ratsherren- und Gelehrtenfamilie zurück. 1599 wird erstmals ein Träger dieses Namens als Vorsteher der Stralsunder Kaufmannszunft und des dortigen Gewandhauses erwähnt, im 18. Jahrhundert bekleideten mehrere Söhne der Familie Ämter am königlich-schwedischen Hofgericht und wirkten als Bürgermeister von Wismar.

Deutschlandweite Bekanntheit erlangte der in Wismar geborene Historiker Friedrich Christoph Dahlmann, der 1837 die Protestnote der sogenannten „Göttinger Sieben“ gegen den Verfassungsbruch des preußischen Königs Ernst August verfasste und daraufhin von der Universität Göttingen und aus dem Königreich Preußen verwiesen wurde. Die Reihe der historisch verbürgten Persönlichkeiten mit dem Namen Dahlmann wird schließlich durch den Helden der 1944 erschienenen phantastischen Erzählung Der Süden des argentinischen Schriftstellers Jorge Luis Borges ergänzt. Darin gerät ein Bibliothekar namens Juan Dahlmann – Enkel eines nach Argentinien ausgewanderten deutschen Pfarrers – nach dem Erwerb einer deutschsprachigen Ausgabe der Märchen aus 1001er Nacht in einen Strudel mysteriöser Erlebnisse.

Anna Doodt Bazar
Foto: Stadtarchiv Sassnitz

Gelangte der in Vorpommern gebürtige Familienname Dahlmann dank der Phantasie des Argentiniers Borges über die Häfen der Neuen Welt bis in den mythischen Orient und die imaginären Gefilde der Weltliteratur, nahm die persische Bezeichnung Bāzār (für „Markt“) parallel dazu den umgekehrten Weg über die norddeutschen Hafenstädte bis nach Sassnitz. Ausgehend von Hamburg wurden seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Läden und Einkaufspassagen nach Pariser Vorbild in Norddeutschland als Bazar bezeichnet. Als sich Sassnitz in der Gründerzeit zum Kurort und Seebad entwickelte, richtete die Greifswalder Kaufmannswitwe Anna Doodt im Untergeschoss der neugebauten Villa Christoph Koch am Alten Markt ihren Bazar Anna Doodt als Zweitgeschäft ein. Im gegenüberüberliegenden Reichshof befand sich um 1900 anstelle der heutigen Altstadt-Brasserie ein weiterer „Bazar“ – der sogenannte Central-Bazar.

Im Verlauf des 20. Jahrhunderts dienten die Räume im Souterrain der Villa Christoph Koch u.a. als Lebensmittelgeschäft und Altstoffhandel, nach der Sanierung und Restaurierung der historischen Villa Ende der 1990er Jahre als Café und Kneipe. Als wir an einem Spätherbsttag 2014 an den leerstehenden Ladenräumen vorbeispazierten, entstand der Plan, am Ort des früheren Bazars Anna Doodt einen neuen Bazar einzurichten und darin auserlesene Produkte von realen und imaginären Inseln zu präsentieren. Die Verbindung einer Buchhandlung mit einem Feinkostgeschäft für exklusive Genussmittel und einer Bar erschien uns als zeitgemäßer Rahmen, die Traditionen der Hafenstadt Sassnitz und das mediterrane Flair ihrer historischen Altstadt mit mythischen Inselwelten und der orientalischen Tradition des Handels mit Genussmitteln und Gewürzen zu verbinden.

Wir verstehen unser Geschäft als eine Einladung, die sich gleichermaßen an die Einwohner Rügens und an die hierher kommenden Urlauber und Gäste aus aller Welt richtet, und heißen Sie darin herzlich willkommen – ganz gleich, ob zum eleganten „Insel-Shopping“, zu einem Kaffee aus ausgewählten karibischen und indonesischen Bohnen, einem mediterranen Inselwein aus antiken Rebsorten oder zum Stöbern in bekannten und weniger bekannten Insellegenden!

Foto: Christian Thiele