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Sachbücher und Bildbände

Verrückt nach Karten

Huw Lewis-Jones

Der englische Historiker und Publizist Huw Lewis-Jones ist schon in der Vergangenheit als Herausgeber aufregender Sammelbände mit Bildmaterial realer und phantastischer Entdeckungsreisen hervorgetreten, zuletzt etwa mit dem im Sieveking Verlag erschienenen Kompendium Kosmos großer Entdecker. In seiner jüngsten auf Deutsch erschienenen Publikation hat es ihm vor allem das imaginäre Kartenmaterial angetan, das die Phantasie von Schriftstellern angeregt hat oder ihr unmittelbar entsprungen ist. Der von ihm herausgegebene, üppig illustrierte Band Verrückt nach Karten versammelt kartographische Fundstücke aus Atlanten und Schriftstellernachlässen vom Mittelalter bis zur Gegenwart sowie Essays zum Thema von ihm selbst und zwei Dutzend Ko-Autoren. Darunter finden sich u.a. eine auf Robbenhaut gemalte mythographische Karte des nordostsibirischen Volkes … > Weiterlesen

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Sachbücher und Bildbände

Das Buch vom Kaspischen Meer

Wassili Golowanow

Seit seiner – ebenfalls bei Matthes & Seitz erschienenen – Reportage Die Insel oder Rechtfertigung des sinnlosen Reisens über seinen Aufenthalt auf der Insel Kolgujew in der östlichen Barentsee ist der russische Essayist Wassili Golowanow auch in Deutschland einem breiten Publikum bekannt. Sein Schreibstil verbindet tagebuchartige Reiseberichte mit historischen, mythologischen und philosophischen Tiefenbohrungen sowie einer an den großen russischen Romanciers des 19. Jahrhunderts geschulten epischen Breite. Der Autor selbst hat ihn gelegentlich durchaus zutreffend als „Geopoesie“ bezeichnet. In seinem neuen, mehr als 1000 Seiten dicken Werk hat er sich einem Schauplatz zugewandt, der aufgrund seiner Schlüsselstellung zwischen Orient und Okzident schon beinahe als „Nabel der Welt“ angesprochen werden könnte, gleichwohl … > Weiterlesen

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Belletristik Rügen- und Ostseebezug

Wenn die Chinesen Rügen kaufen, dann denkt an mich

Friedrich Christian Delius

Der Büchner-Preisträger Friedrich Christian Delius hat sich als literarischer Chronist der Gegenwart schon in Zeiten der deutschen Teilung einen Namen gemacht. In hiesigen Gegenden wurde er vor allem durch seine 1995 erschienene Erzählung Der Spaziergang von Rostock nach Syrakus bekannt. Sein jüngster Roman bietet nicht nur für Freunde seines essayistischen Schreibstils, sondern auch für Rüganer und passionierte Rügen-Urlauber eine anregende und vergnügliche Lektüre. Darin präsentiert F.C. Delius das fiktive Tagebuch eines entlassenen Wirtschaftsredakteurs, das dieser fünf Tage nach der Bundestagswahl am 30.9.2017 beginnt und bis zum 9. Juli des Folgejahres weiterführt, an dem die letzten Tranchen des EU-Hilfspakets für Griechenland angewiesen werden.

Der Tagebuchschreiber mit dem Spitznamen „Kassandra“ hat diese … > Weiterlesen

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Belletristik

Eine Geschichte des Windes

Raoul Schrott

Der österreichische Fabulierkünstler und Gedankenabenteurer Raoul Schrott hat dem geneigten Publikum auch in diesem Jahr ein Beispiel seiner unerschöpflichen literarischen Phantasie zugeeignet und dieses geradezu barock betitelt: „Eine Geschichte des Windes oder Von dem deutschen Kanonier der erstmals die Welt umrundete und dann ein zweites und ein drittes Mal“. Von der angekündigten „Geschichte des Windes“ erzählt der in Anlehnung an frühneuzeitliche Reiseberichte anspruchsvoll aufgemachte Band aus dem Hanser Verlag indes nicht viel. Die beiden Helden des Romans sind vielmehr erstens ein deutscher Seefahrer namens Hannes aus Aachen, seines Zeichens in spanischen Archivakten erwähnter Kanonier und Überlebender von Magellans epochaler erster Weltumseglung sowie Teilnehmer weiterer Weltreisen in den Jahren 1525 und … > Weiterlesen

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Belletristik

Miroloi

Karen Köhler

Das Wort „Miroloi“ ist Griechisch und bedeutet „Klagelied“. Kaum ein Buch der Saison ist so ausgiebig besprochen und gleichermaßen gefeiert und verrissen worden wie Karen Köhlers gleichnamiger Debütroman. Die Heldin des Buches ist eine widerspenstige junge Frau, die als Findelkind auf einer fiktiven griechischen Insel namens „Schöne Insel“ aufgewachsen ist – in einem Dorf namens „Schönes Dorf“, wo tradierte Bräuche gelten, Frauen so gut wie keine Rechte haben und die Macht der Männer keine Grenzen kennt. Die namenlose Ich-Erzählerin kann nicht anders, als gegen diese Strukturen aufzubegehren, und eben davon erzählt dieses Buch, dem die Autorin einen bezeichnenden Satz von Hannah Arendt vorangestellt hat: „Kein Mensch hat das Recht zu … > Weiterlesen

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Belletristik

Nach seinem Bilde

Jérôme Ferrari

Der korsische Goncourt-Preisträger Jérome Ferrari hat auch in seinem neuen Roman mehrere Themen und Handlungsstränge kunstvoll zusammengeführt: die Geschichte und phänomenologische Tiefendimension der Fotografie, den korsischen Separatismus seit den 1970er Jahren, den Jugoslawienkrieg in den 1990ern und von all dem angeregte philosophische und religiöse Überlegungen über Tragik und Sinn menschlichen Lebens und Sterbens. Die Hauptfigur des Buches ist eine Fotografin und Kriegsreporterin. Der Roman beginnt im August 2003, als diese in der korsischen Hafenstadt Calvi auf Korsika einen Söldner wiedertrifft, an dessen Gesicht sie sich aus dem Jugoslawienkrieg erinnert, und am folgenden Tag tödlich verunglückt. Die an dieses knapp geschilderte Ereignis anschließenden, aus wechselnden Perspektiven erzählten Rückblenden führen dem Leser … > Weiterlesen

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Belletristik

Die Unsichtbaren. Eine Insel-Saga

Roy Jacobsen

Die Roman-Trilogie Die Unsichtbaren des norwegischen Dichters Roy Jacobsen, ist auf der kleinen Insel Barrøy im Norden Norwegens angesiedelt und spielt zwischen 1913 und der Zeit während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Die beiden ersten Romane der Trilogie sind in der Übersetzung von Gabriele Haefs und Andreas Brunstermann unter den Titeln Die Unsichtbaren und Weißes Meer schon 2014 und 2016 im Hamburger Osburg-Verlag erschienen. Jetzt hat sich der in München ansässige Verlag C.H. Beck der gesamten Trilogie angenommen und nicht nur den letzten Teil Die Augen der Rigel, sondern unter dem Titel Die Unsichtbaren alle drei Romane in einem Band publiziert. Das Unternehmen ist sinnfällig, insofern die drei Romane … > Weiterlesen

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Klassiker in Neuausgaben

Eine hellere Sonne

Samuel Selvon

Neben dem Nobelpreisträger V.S. Naipaul ist Samuel Selvon der zweite bedeutende Dichter des 20. Jahrhunderts, der auf der karibischen Insel Trinidad geboren und aufgewachsen ist. Doch so sehr sich die Lebensläufe der beiden Dichter ähneln – beide verließen die Insel in jungen Jahren und lebten später in London –, so unterschiedlich sind ihre Stilmittel und literarische Programmatik. Selvon ist dem deutschen Publikum erst in allerjüngster Zeit durch seinen im Londoner Einwanderermilieu angesiedelten großen Roman Die Taugenichtse bekannt geworden. In seinem jetzt ebenfalls von Miriam Mandelkow ins Deutsche übertragenen Debütroman aus dem Jahr 1952 erzählt er eine Geschichte aus dem Milieu der indischstämmigen Einwohner Trinidads, dem er selbst entstammt. Dank seiner … > Weiterlesen

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Klassiker in Neuausgaben

Daphnis und Chloe. Neu übersetzt von Kurt Steinmann

Longos

Kurt Steinmann hat sich mit seinen preisgekrönten Neuübersetzungen der Ilias und Odyssee einen Namen unter Kennern und Liebhabern altgriechischer Literatur gemacht. Jetzt ist in der Klassiker-Reihe des Manesse Verlags seine Übersetzung der antiken Liebesgeschichte um Daphnis und Chloe erschienen, über deren Autor namens Longos nicht viel mehr bekannt ist, als dass er – wie die legendäre Sappho – auf der Insel Lesbos beheimatet gewesen ist und vermutlich am Ende des 2. nachchristlichen Jahrhunderts gelebt hat. Hingegen wurde sein Roman um die Findelkinder Daphnis und Chloe, die im Verlauf ihrer Kindheit und Jugend mehr und mehr ihre Zuneigung füreinander und ihr gegenseitiges erotisches Begehren entdecken, nicht nur von seinen Zeitgenossen, sondern … > Weiterlesen

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Sachbücher und Bildbände

Archipel der Leidenschaften. Kleine Philosophie der großen Gefühle

Charlotte Casiraghi | Robert Maggiori

Wenn die bildschöne Tochter der Prinzessin Caroline von Monaco als Autorin in Erscheinung tritt, mag der mit ihrer Biographie weniger vertraute Literaturfreund ein Stück autobiographischer Unterhaltung aus den illustren Restbeständen des europäischen Hochadels befürchten. Auch wenn er erfährt, dass dieselbe Charlotte Casiraghi in Monaco ein philosophisches Institut gegründet hat, wird er dahinter zunächst eher eine fürstliche Marotte als eine ernstzunehmende Forschungseinrichtung vermuten. Und wenn die fürstliche Tochter schließlich zusammen mit ihrem philosophischen Lehrer Robert Maggiori unter dem Titel Archipel der Leidenschaften eine „Philosophie der Gefühle“ publiziert, liegt der Verdacht eines geschickt im geisteswissenschaftlichen Gelände fischenden Bestsellers erst recht nahe. Umso überraschter ist der derart voreingenommene Leser, dass die dialogischen Reflexionen … > Weiterlesen