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Belletristik

Winkel der Welt

Matthias Senkel

Matthias Senkel, 1977 in Greiz geboren und heute in Leipzig lebend, haben es die vom gewöhnlichen Festland abgeschotteten und eben dadurch zu allerlei Seltsamkeiten neigenden Inseln ganz offenkundig angetan. Wer hinter seinem neuen Erzählband Winkel der Welt indes ein weiteres Supplement der in den letzten Jahren leidlich abgegrasten „abgelegenen“, „unerforschten“ und wie auch immer „sagenhaften“ Inseln vermutet, liegt definitiv falsch. Richtiger wäre zu sagen, dass der Autor die zuletzt überbordenden Nachrichten über solch entlegene Orte auf literarischem Weg überbietet – indem er noch ganz andere Landschaften, Historien und ganze Sprachen wie etwa das „Waka-Jawakanische“ ersinnt und derart vorführt, dass es vor allem ein schöpferischer, fabulierender Geist ist, dem wir diese … > Weiterlesen

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Sachbücher und Bildbände

Der Ruf des Seevogels

Adam Nicholson

Der britische Journalist und Autor Adam Nicholson hat schon seit seiner Kindheit eine Leidenschaft für Seevögel, die einzigen Tiere, die in drei Elementen – zu Wasser, zu Land und in der Luft – zuhause sind. Als Ursache dieser Begeisterung nennt er im Vorwort seines jetzt in der Verlagsbuchhandlung Liebeskind auf Deutsch erschienenen Buches das Vorbild seines Vaters, der ihn im Alter von acht Jahren mit zur Vogelbeobachtung auf die zu den Äußeren Hebriden gehörigen Shiant Islands genommen hat. Seitdem hat der inzwischen Mitte sechzigjährige Autor die Wege der Seevögel von den Archipelen im Norden und Westen Britanniens bis nach Neufundlund, Südgeorgien und die Falklandinseln verfolgt. In Der Ruf des Seevogels> Weiterlesen

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Belletristik

Das Dämmern der Welt

Werner Herzog

Dem im Hanser Verlag erschienenen Buch des bekannten Filmemachers Werner Herzog liegt der reale Fall des japanischen Leutnants Hiroo Onoda zugrunde, der am Ende des Zweiten Weltkrieges mit wenigen weiteren Soldaten auf der zu den Philippinen gehörigen Insel Lubang zurückgeblieben war, sich im dortigen Dschungel verschanzte und – weitgehend abgeschnitten von Informationen über den Verlauf der Weltgeschichte – noch bis 1974 im Kampf gegen die vermeintlichen Kriegsgegner verblieb. Erst als sein ehemaliger Vorgesetzter ihn 30 Jahre nach Kriegsende aufsuchte und offiziell von seinem Dienst entband, war Onoda bereit, „die Waffen niederzulegen“ und kehrte nach Japan zurück. Die Kombination zweier an sich schon unglaublicher Vorgänge – des jahrzehntelangen einsamen Überlebens im … > Weiterlesen

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Belletristik

Kurz vor dem Vergessen

Alice Zeniter

Der Roman Kurz vor dem Vergessen der jungen französischen Schriftstellerin Alice Zeniter erschien in Frankreich bereits 2015 und liegt jetzt in deutscher Übersetzung vor. Zeniter wurde dem deutschsprachigen Publikum vor zwei Jahren durch ihren autobiographisch inspirierten, die Geschichte einer algerisch-stämmigen französischen Familie aufgreifenden Roman Die Kunst zu verlieren bekannt. Nun hat der Berlin-Verlag auch ihren in Frankreich bereits zuvor erschienenen Roman herausgebracht – in chronologischer Zählung der vierte der bei Erscheinen noch nicht einmal dreißigjährigen Autorin, die ihr erstes publiziertes Buch noch als Schülerin verfasst hat.

Die sublime Mischung von sprachlicher Gewandtheit und formaler Experimentierfreude mit existenziellen Themen und ausgesprochenem Lesevergnügen weisen Zeniter als begnadete Erzählerin aus, der komplexe … > Weiterlesen

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Klassiker in Neuausgaben

Venusberg

Anthony Powell

Anthony Powell (1905–2000) gilt in Großbritannien als literarischer Großmeister, ist in Deutschland jedoch nach wie vor nur Eingeweihten bekannt. Sein Hauptwerk A Dance to the Music of Time, das seinen Titel dem gleichnamigen Gemälde des Barockmalers Nicolas Poussin verdankt und in unendlichen Anspielungen die historischen, politischen und ästhetischen Diskurse im England des 20. Jahrhunderts spiegelt, erschien zwischen 1951 und 1975 in 12 Bänden und ist von der Kritik seitdem immer wieder mit Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit verglichen worden. Dem Berliner Elfenbein-Verlag gebührt das Verdienst, das komplette Werk zwischen 2015 und 2018 erstmals vollständig in deutscher Übersetzung ediert zu haben. Seitdem hat sich der Verlag … > Weiterlesen

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Sachbücher und Bildbände

Der Taucher von Paestum

Tonio Hölscher

Anknüpfend an die berühmte Darstellung des sogenannten „Tauchers“ auf der Deckplatte einer 1968 ausgegrabenen Grabkammer in Paestum (dem griechischen Poseidonia am Golf von Salerno), hat der Archäologe und Altertumsforscher Tonio Hölscher eine spannende Untersuchung über die Rolle von Meer und Wassersport im antiken Alltagsleben vorgelegt. Ausgangspunkt seiner Reflexion ist die verbreitete Deutung des dargestellten Kopfsprungs als Eintritt ins Totenreich, der der Autor widerspricht. Unter Heranziehung weiterer antiker Gemälde, Fundstücke und literarischer Zeugnisse führt er eindringlich vor,  dass die Darstellung vielmehr als ausgesprochene Diesseitsszene mit Bezug zu Initiationsriten und bestimmten mythischen Konnotationen des Meeres und seiner Bewohner – von Delphinen bis Göttern – verbunden ist.… > Weiterlesen

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Sachbücher und Bildbände

Das unendliche Meer – Die große Weltgeschichte der Ozeane

David Abulafia

Der britische Historiker David Abulafia ist spätestens seit seiner breit angelegten und viel beachteten Monographie über Das Mittelmeer auch meereskundlich interessierten Forschern und Laien in Deutschland ein Begriff. Jetzt hat er nochmals weiter ausgeholt und auf knapp 1.200 Seiten eine „große Weltgeschichte der Ozeane“ unter dem Titel Das unendliche Meer vorgelegt. Dass wir dieses voluminöse Werk dem interessierten Publikum ebenso ans Herz legen wie den Vorgängerband (auch ohne bisher die Zeit zu einer kompletten Lektüre gefunden zu haben) liegt nicht nur daran, dass es an diesen 1.) in jeder Hinsicht anschließt und 2.) die Geschichte des Mittelmeers nunmehr in einen globalen Kontext stellt. Genau genommen wäre hier von einer „Weltgeschichte“ … > Weiterlesen

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Belletristik

Das Romanverbot ist nur zu begrüßen

Seiko Ito

Der japanische Musiker, Schauspieler und Schriftsteller Seiko Ito ist Jahrgang 1961, in dem auf japanische Literatur spezialisierten Cass-Verlag liegt nun erstmals ein Buch von ihm auf Deutsch vor. Dessen Ich-Erzähler sitzt im Jahr 2036 nach offenbar erheblichen politischen Veränderungen als isolierter Häftling Nr. 86 im Gefängnis auf einer Insel der „Asiatischen Union“. Dort verfasst der einstmals gefeierte Autor Beiträge für die Gefängniszeitschrift, in denen er mit ausgiebigen literaturhistorischen Exkursen erklärt, warum er das von der Regierung kürzlich erlassene „Romanverbot“ unbedingt gutheißt. Die gleichnishafte Anspielung auf die maoistischen Umerziehungsprogramme und eine diese womöglich noch in den Schatten stellende Kulturrevolution in naher Zukunft ist von der ersten Zeile handgreiflich. Auch den … > Weiterlesen

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Belletristik

Heute beißen die Fische nicht

Ina Westman

Ina Westman ist eine Schriftstellerin, Bloggerin und Kommunikationsmanagerin aus Helsinki, die zudem ein Sommerhaus auf einer Insel im finnischen Schärengarten besitzt. Eine eben dort gelegene Insel bildet auch die Kulisse ihres zweiten Romans Heute beißen die Fische nicht, indem es um die Lebenswelt einer finnischen Kleinfamilie – Vater, Mutter, Kind, Großvater – und um die großen Fragen des Menschsseins – Leben und Tod, Normal- und Verrücktsein – geht. Die Protagonisten kommen einander abwechselnd als Ich-Erzähler des sommerlichen Inseldaseins zu Wort. Wobei die durch eine reißverschlussartige Narbe am Kopf gezeichnete Mutter im eigentlichen Brennpunkt des Geschehens steht und bei allen Beteiligten für die meiste Aufregung sorgt: indem sie Dinge denkt … > Weiterlesen

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Belletristik

Die Himmelskugel

Olli Jalonen

Der preisgekrönte Roman Die Himmelskugel des finnischen Autors Olli Jalonen, der im mare-Verlag neu erschienen ist, spielt ausgangs des 17. Jahrhundert auf zwei zum britischen Empire gehörigen, gleichwohl grundverschiedenen Inseln: St. Helena und Großbritannien. Man könnte ihn vielleicht einen „Abenteuerroman der Aufklärung“ nennen. Seine drei Helden sind der Astronom und Gelehrte Edmond Halley, der dem vermutlich berühmtesten aller Kometen seinen Namen geliehen hat, ein auf St. Helena wirkender Pastor und Inselchronist sowie schließlich ein begabter achtjähriger Junge, der in Halleys Fußstapfen treten will. Angelpunkt der Geschichte ist der historisch verbürgte Aufenthalt Halleys auf St. Helena 1677, wo der Gelehrte nach dem Willen des Autors die Bekanntschaft des aufgeweckten Jungen … > Weiterlesen