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Belletristik

Das Dämmern der Welt

Werner Herzog

Dem im Hanser Verlag erschienenen Buch des bekannten Filmemachers Werner Herzog liegt der reale Fall des japanischen Leutnants Hiroo Onoda zugrunde, der am Ende des Zweiten Weltkrieges mit wenigen weiteren Soldaten auf der zu den Philippinen gehörigen Insel Lubang zurückgeblieben war, sich im dortigen Dschungel verschanzte und – weitgehend abgeschnitten von Informationen über den Verlauf der Weltgeschichte – noch bis 1974 im Kampf gegen die vermeintlichen Kriegsgegner verblieb. Erst als sein ehemaliger Vorgesetzter ihn 30 Jahre nach Kriegsende aufsuchte und offiziell von seinem Dienst entband, war Onoda bereit, „die Waffen niederzulegen“ und kehrte nach Japan zurück. Die Kombination zweier an sich schon unglaublicher Vorgänge – des jahrzehntelangen einsamen Überlebens im Urwald und eines geradezu grenzenlosen Pflichtgefühls – klingt von vornherein surreal und weniger nach einem verbürgten Geschehen als einer Herzogschen Filmidee. Wie Herzog mit der Geschichte Onodas in Berührung gekommen und diesem auch persönlich begegnet ist, soll hier nicht vorweggenommen werden – der Autor erzählt es gleich zu Beginn seines Buches. Dieses fügt sich indes weder zu einem Roman noch einem sachlichen Bericht, sondern stellt eine poetische Anverwandlung des verbürgten Geschehens dar, bei der die Grenzen zwischen, Realität und Fiktion, Leben und Traum notgedrungen durchlässig werden, mehr noch: als künstliches Konstrukt einer binär arbeitenden Vernunft von allem Anfang an obsolet sind.