Matthias Senkel, 1977 in Greiz geboren und heute in Leipzig lebend, haben es die vom gewöhnlichen Festland abgeschotteten und eben dadurch zu allerlei Seltsamkeiten neigenden Inseln ganz offenkundig angetan. Wer hinter seinem neuen Erzählband Winkel der Welt indes ein weiteres Supplement der in den letzten Jahren leidlich abgegrasten „abgelegenen“, „unerforschten“ und wie auch immer „sagenhaften“ Inseln vermutet, liegt definitiv falsch. Richtiger wäre zu sagen, dass der Autor die zuletzt überbordenden Nachrichten über solch entlegene Orte auf literarischem Weg überbietet – indem er noch ganz andere Landschaften, Historien und ganze Sprachen wie etwa das „Waka-Jawakanische“ ersinnt und derart vorführt, dass es vor allem ein schöpferischer, fabulierender Geist ist, dem wir diese Inselwelten verdanken. Dass ein Ort wie etwa die Ostseeinsel Warenz – ihres Zeichens Heldin der gleichnamigen Erzählung – einige unverkennbare Ähnlichkeiten zur real existierenden Insel Rügen aufweist – von Rotbuchen und Feuersteinfeldern über anno 1163 geschleifte Slawenburgen bis Parteisekretäre und Grenzpolizei – sei aber am Rande vermerkt.
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