Die Tragödie „Philoktet(es)“ – vom Diogenes-Verlag in der Neuübersetzung von Kurt Steinmann neu editiert – geht auf den athenischen Dramatiker Sophokles zurück und stammt aus dem Jahre 409 v. Chr. Der damals 85-jährige Autor gewann damit den Tragödienwettbewerb während des alljährlichen Dionysos-Festes in Athen. Der dem Stück zugrundeliegende Mythos spielt während des Trojanischen Krieges und wird bereits in Homers Ilias erwähnt. Er weist angesichts jüngerer politischer Entwicklungen eine frappierende Aktualität auf, geht es darin doch um das zweckdienliche Lügen und Sich-Verstellen in Zeiten des Krieges. Der Held des Stückes, berühmt als unfehlbarer Bogenschütze, wurde von den nach Troja ziehenden Griechen wegen einer Fußverletzung und daraus resultierenden heftigen Schmerzattacken auf der … > Weiterlesen
Kategorie: Bücher
Medea
Die auf der Argonautensage beruhende Tragödie Medea, von Euripides 431 v. Chr. verfasst, gehört zu den bis heute bekanntesten und am meisten adaptierten Stoffen der antiken Literatur. Nachdem Iason die Königstochter aus Kolchis, die ihm beim Raub des Goldenen Vlieses behilflich war und ihn danach nach Korinth begleitete, betrogen und als Gattin verstoßen hat, besinnt sich Medea auf ihre magischen Kräfte. Sie rächt sich an Iason bitter, indem sie nicht nur dessen neue Braut, sondern auch ihre eigenen, mit ihm gezeugten Söhne tötet. Der zweisprachigen Ausgabe der Tragödie, die jetzt im Manesse Verlag erschienen ist, liegt nicht nur die Neuausgabe des hochgelobten Übersetzers Kurt Steinmann zugrunde, sie besticht zudem … > Weiterlesen
Schon mit der im Vorwort enthaltenen Information, dass sich auf dem Grund der Ostsee schätzungsweise 100.000 Schiffswracks aus verschiedensten Epochen befinden und damit mehr als in jedem anderen Meer der Welt, wissen die Autoren dieses Buches zu überraschen. Grund für das Phänomen ist die Kombination von niedriger Wassertemperatur und niedrigem Salzgehalt, die für potenziell zerstörerische Arten wie die Schiffsbohrmuschel ungünstige Lebensbedingungen bieten. Infolgedessen stellt die Ostsee gleichsam ein riesiges nautisches Unterwassermuseum dar, in dem zu verschiedensten Zeiten gesunkene oder im Verlauf von Seeschlachten zerstörte Schiffe zu finden sind, die teilweise wirken, als wären sie soeben erst verlassen worden. Carl Douglas und Jonas Dahm, die Koautoren des vorliegenden Bildbandes haben es … > Weiterlesen
Der aus Argentinien gebürtige, heute in Kanada lebende Autor Alberto Manguel, bekannt vor allem für seine „Geschichte des Lesens“ war in jungen Jahren u.a. als Vorleser bei dem erblindeten Großmeister der argentinischen Literatur Jorge Luis Borges angestellt. Die außerordentliche Belesenheit und scharfsinnige Bezugnahme auf literarische Vorbilder, die das Werk von Borges kennzeichnen, haben auf Manguel sichtlich abgefärbt – auch folgt er seinem Meister in der philosophischen Ausmalung eines Kosmos, der in der Literatur seine eigentliche Realität hat und in dem sich Wirklichkeit und Phantasie als unauflösliches Doppelwesen zeigen. Es versteht sich von selbst, dass auch die Chimäre in Manguels neuem – ebenso geistvollen wie unterhaltsamen – Buch ihren festen Platz … > Weiterlesen
Bevor der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine (bei dem die Ansprüche auf die Halbinsel Krim bekanntlich eine wesentliche Rolle spielen) in diesem Frühjahr eskalierte, hat der Reiseschriftsteller Landolf Scherzer – bekannt für seine Reportagen über die DDR-Hochseefischerei, den einstigen Grenzstreifen zwischen Ost- und Westdeutschland oder die sozialistische Insel Kuba – sich 2019 auf den Weg dorthin gemacht. Er tat dort, wofür seine Bücher so gern gelesen werden: nämlich eigene Beobachtungen anzustellen, mit den Menschen vor Ort zu sprechen (ganz gleich, ob Russen, Ukrainer oder Tataren) und sich aus erster Hand ein Bild zu verschaffen. Diese unvoreingenommene Betrachtungsweise, die sich in seinem nun vorliegenden Buch niedergeschlagen hat, ist angesichts der … > Weiterlesen
Die Kulturwissenschaftlerin und Journalistin Bettina Baltschev, in Leipzig und Amsterdam zu Hause, hat aus ihrer Faszination für Strandlandschaften ein Buch gemacht und dafür insgesamt acht Strände in acht Ländern auf der Suche nach Anregungen und Überlegungen bereist. Die Palette der von ihr beschriebenen Küsten reicht vom holländischen Sandstrand um das einstige Fischerdorf Scheveningen über Hiddensee bis auf die Insel Lesbos, die in jüngerer Zeit vor allem als Landeplatz nach Europa drängender Migranten von sich reden macht. Überall verbindet die Autorin historische Recherchen mit persönlichen Eindrücken und sich beim Strandgang einstellenden philosophischen Reflexionen – etwa wenn sie nach der Begeisterung von Künstlern für diese oder jene Strandlandschaft, nach dem Antrieb des … > Weiterlesen
Metropolis
Ein neues Buch des britischen Althistorikers Greg Woolf geht auf 600 Seiten der spannenden Frage nach, was Urbanität in anthropologischer Hinsicht bedeutet und wie es dazu kam, dass der urbane Lebensstil allmählich in der gesamten Spezies Homo sapiens (vom Autor gelegentlich als „urbaner Affe“ bezeichnet) und auf der gesamten Erde durchgesetzt hat. Was das mit Inseln, Meer und Seefahrt als den konzeptionellen Leitplanken unserer Buchhandlung zu tun hat? Offenbar spielten das Meer und die Seefahrt – im besonderen mit Blick auf das Mittelmeer – bei der Herausbildung der antiken urbanen Kultur eine herausragende Rolle, und nicht zufällig dienten Inseln wie Kreta und Zypern gleichsam als Probebühnen dieser neuen menschlichen Lebensform. … > Weiterlesen
Quallen. Ein Portrait
In der Reihe Naturkunden des Berliner Verlages Matthes & Seitz sind in diesem Jahr weitere Titel erschienen, die sich Meerestieren widmen, darunter ein bemerkenswerter Band über Quallen, den der luxemburgische Autor Samuel Hamen verfasst hat. Dass dieser für seine Lyrik, Prosa und Dramatik schon mehrere Preise gewonnen hat und mit Anfang 30 bereits Präsident als luxemburgischen Schriftstellerverbandes firmiert, macht sich stilistisch bemerkbar und trägt dazu bei, dass die Lektüre des Büchleins zu einem ausgesprochenen Lesegenuss wird. Dabei reicht der inhaltliche Bogen von lebendig erzählten Anekdoten aus der Geschichte der Quallenforschung über neueste wissenschaftliche Entdeckungen und persönliche Erfahrungen mit Quallen bis hin zu deren kulinarischer Verarbeitung in Asien und der literarischen … > Weiterlesen
Der Literaturwissenschaftler Wolfgang Struck ließ schon in der Vergangenheit ein spezifisches maritimes Forschungsinteresse erkennen, das sich in der Beschäftigung mit Forschungsreisenden, Seekarten und Kolonialgeschichte niederschlug. Sein jetzt im mare-Verlag erschienenes Buch über die Geschichte der Flaschenpost stellt eine Mischung aus illustrierter historischer Recherche und Sammlungsdokumentation dar. Gegenstand der letzteren ist eine im Hamburger „Bundesamt für Schifffahrt und Hydrografie“ aufbewahrte Serie von Alben mit über 600 Flaschenposten, die auf Georg Balthasar Neumayer, einen der hervorragenden deutschen Ozeanographen des 19. Jahrhunderts, zurückgeht. Sie verdanken sich den im 19. Jahrhundert forcierten wissenschaftlichen Bestrebungen, durch gezieltes Aussetzen von Flaschen den Verlauf der Meeresströmungen zu erforschen. Zudem weiß Struck zahlreiche unterhaltsame Geschichten rund um … > Weiterlesen
Antillengeschichten
Hilde Domin ist in Deutschland vor allem für ihre vielfach prämierten Gedichtbände bekannt. Vor ihrer Rückkehr in die Bundesrepublik 1954 floh die Autorin jüdischer Herkunft vor den Nazis zunächst nach Italien und England und lebte dann 15 Jahre lang in der Karibik. Aus ihrem Exil in der Dominikanischen Republik brachte sie auch ihren späteren Dichternamen Hilde Domin mit. Die Herausgeberinnen haben im Nachlass Domins im Literaturarchiv Marbach bisher unveröffentlichte frühe Erzählungen Domins entdeckt, die während ihres Exils entstanden und das Leben auf der Karibikinsel und ihre Menschen mit poetischem Feinsinn schildern. Die filigranen und stimmungsvollen Illustrationen von Ulrike Möltgen fügen den Sprachbildern Domins einen visuellen Spiegeleffekt bei.… > Weiterlesen