Die Wiener Schriftstellerin Gudrun Büchler hat nach ihrem preisgekrönten Debüt Unter dem Apfelbaum nunmehr ihren zweiten Roman Koryphäen vorgelegt. Der im Wiener Septime-Verlag erschienene Roman verlangt dem Leser einiges ab, nicht nur was die Identitäten der handelnden Personen betrifft, die längst nicht mehr auf gleichnamige menschlichen Körper angewiesen sind, sondern via Intuition und Internet die halbe Welt durchqueren. Die beiden Schauplätze des Buches sind einerseits eine Plattform und „Serverfarm“ im Atlantik, von wo aus die totale Überwachung der Welt und digitale Erfassung aller Menschen organisiert wird, sowie andererseits eine Insel im Indischen Ozean, wo ein aus dem Projekt ausgestiegener Wissenschaftler als eine Art telepathischer Anarchist operiert. Die entsprechenden Kommunikationen mögen … > Weiterlesen
Kategorie: Bücher
Der Hamburger Corso-Verlag hat in jüngerer Zeit schon mehrere ebenso literarisch anspruchsvolle wie opulent illustrierte Bände über Insel- und Küstenlandschaften vorgelegt, so über Tel Aviv, Kuba und die Adriaküste des Balkans. Ein weiteres Kleinod dieser Reihe liegt jetzt in Gestalt eines Bandes über die patagonische Halbinsel Valdés im Südosten Argentiniens vor. Die von dort stammende Autorin Elida Fernández und die deutsche Fotografin Jutta Riegel zeichnen nicht nur ein eindrucksvolles Bild der kargen und windigen Küstenlandschaft, sondern auch der dort beheimateten, traditionell von Fischfang und dem Tauchen nach Muscheln lebenden Menschen.… > Weiterlesen
Reisen ohne Ziel
Auf der Leipziger Buchmesse wurde der vor zwei Jahren gegründete Berliner Guggolz-Verlag, der sich anspruchsvoll gestalteten Neuausgaben vergessener literarischer Klassiker aus Nord- und Osteuropa verschrieben hat, mit dem Förderpreis der Kurt-Wolff-Stiftung ausgezeichnet. Zu den aktuellen Neuerscheinungen des Verlags gehört der Band Reisen ohne Ziel mit autobiographischen Reiseessays des schwedischen Autors und erklärten „Weltnomaden“ Harry Martinson. Der Sohn eines Kapitäns, bekennende Buddhist und Literatur-Nobelpreisträger des Jahres 1974, der sich 1978 das Leben nahm, war in den 1920er Jahren als Matrose und Schiffsheizer auf allen Weltmeeren unterwegs und bezog daraus den Stoff für sein Buch, das 1932 in Schweden erschien und seinen dortigen Ruhm mit begründet hat.… > Weiterlesen
Der Leuchtturm
Der in Bozen und Wien ansässige Folio-Verlag macht sich in diesem Frühjahr gleich mit mehreren Neuerscheinungen um die Vermittlung der literarischen Landschaften Italiens und des Balkans an deutsche Leser verdient. Dazu gehört die autobiographische Erzählung Der Leuchtturm des in Triest beheimateten Globetrotters und Reiseschriftstellers Paolo Rumiz, in der dieser von einem dreiwöchigen einsamen Aufenthalt auf einer kleinen Felseninsel im Mittelmeer Bericht gibt. Seine Gedanken umkreisen Naturgewalten, Meer, Seefahrt, Tiere und den mediterranen Kulturraum – und wo sie den letzteren nicht ausdrücklich fixieren, mutet die einsame Insel mit dem Leuchtturm oft genug wie eine Klippe im hohen Norden an.… > Weiterlesen
Der Atem der Vögel
Der Skandinavist Klaus Böldl, der auch als Übersetzer altnordischer Literatur hervorgetreten ist, kommt in seinen literarischen Texten immer wieder auf die „fernen Inseln“ im äußersten Nordwesten Europas zurück. Nach seinem für die detaillierten Landschafts- und Naturbeschreibungen gelobten Reisebuch „Die fernen Inseln“ nimmt auch sein neuer Roman „Der Atem der Vögel“ auf die karge und mythenschwangere Landschaft der Färöer-Inseln Bezug. Der Held des Buches, ein dort lebender introvertierter Deutscher, wandert über die Inseln. Bei seinen Reflexionen umkreist er ein gleichsam leeres Zentrum, in dem sich Landschaften um ihn herum und in ihm begegnen.… > Weiterlesen
Die angeblich „kurze Geschichte“ die der aus Jamaika stammende Marlon James rund um den am 3. Dezember 1976 verübten Mordanschlag auf Bob Marley erzählt, ist mit 850 Seiten tatsächlich alles andere als kurz. Eher nimmt der Autor den niemals aufgeklärten Mordanschlag, bei dem die Frau und der Manager des Reggae-Stars schwer verletzt und Marley selbst angeschossen wurde, zum Anlass für ein ausuferndes Prosa-Epos auf die jamaikanische Hauptstadt Kingston als Geburtsort des Reggae, von der CIA unterwanderter Hinterhof der USA und Schlachtfeld mafiöser Drogenkartelle, deren langer Arm bis in die New Yorker Szene reicht.… > Weiterlesen
Gotland
Der aus Brünn stammende, schon seit seiner Kindheit in Wien lebende Autor Michael Stavarič hat aus seiner tschechischen Heimat die literarische Neigung zu absurder und paradoxer Übertreibung und einem gleichsam „schwarzen“ Surrealismus mitgebracht. In seinem neuesten Roman breitet er die Wahnvorstellungen eines Mannes und Schriftstellers aus, der aus der libidinösen Mutterbindung in die Vorstellung der eigenen Gottgleichheit flieht und zuletzt zum Triebtäter wird. Die schwedische Ostseeinsel Gotland spielt dabei die Rolle eines quasibiblischen Gottesgartens, wo der „Held“ seine paranoiden Gedanken ausbuchstabiert – und jener fungiert als eine Art Zerrspiegel der prekären Psychen heute allgegenwärtiger Egomanen.… > Weiterlesen
Sturm. Zwei Novellen
Jean-Marie Gustave Le Clézio, in Nizza aufgewachsener Sohn eines britischen Tropenarztes, Staatsbürger Frankreichs sowie der Insel Mauritius, von der seine mütterlichen Vorfahren stammen, und Literatur-Nobelpreisträger des Jahres 2008, entzieht sich mit seinen Texten allen Schubladen. Sein postkolonialer Blickwinkel auf die Welt und seine präzise literarische Sprache verbinden sich in seinen Texten zu einem originären multiperspektivischen Erzählstil. Bei Kiepenheuer und Witsch sind nunmehr zwei in Frankreich bereits 2014 veröffentlichte Novellen in deutscher Übersetzung erschienen, darunter die auf der koreanischen Insel Udo angesiedelte Erzählung Sturm, die dem Band den Titel gibt. Ihre beiden Helden und wechselnden Ich-Erzähler sind einerseits ein amerikanischer Veteran des Korea-Kriegs, der auf der Insel Erinnerungen an die … > Weiterlesen
Kompass
Es wäre eine gelinde Untertreibung, Mathias Énards mit dem „Prix Goncourt“ und dem Leipziger „Buchpreis zur europäischen Verständigung“ ausgezeichneten Roman Kompass als „Inselgeschichte“ zu subsumieren. Tatsächlich spielen Inseln darin nur am Rande eine Rolle – etwa als Aufenthaltsort der französischen Orientalistin Sarah, an die sich der Held und Ich-Erzähler von seiner Wiener Wohnung aus während einer schlaflosen Nacht erinnert, oder bei seinen späteren Reflexionen über eine gemeinsamen Reise im Persischen Golf. In übertragenem Sinn bildet indes die ganze erinnerte Welt im Kopf des Helden eine Insel, die er während einer schlaflosen Nacht vor seinem inneren Auge Revue passieren lässt – und wird der Teppich in seinem Zimmer zu einem „fliegenden … > Weiterlesen
Japans Geister
Lafcadio Hearn, 1850 auf der griechischen Insel Lefkada als Sohn einer Griechin und eines britischen Offiziers geboren, in Dublin aufgewachsen und als 19-jähriger nach New Orleans, später nach New York übergesiedelt, war im wahrsten Sinne einer der ersten modernen Globetrotter und einer der einflussreichsten Reiseschriftsteller des 19. Jahrhunderts. 1891 heiratete er die Tochter eines Samurais und ließ sich in Japan nieder, dessen Alltag und Kultur, Mythen und Gegenwart, Pflanzen und Tiere er genau beobachtet und in zahlreichen Essays beschrieben hat. Eine illustrierte Re-Edition seiner für die europäische Japanrezeption um 1900 maßgeblichen Texte ist unter dem Titel Japans Geister in der Reihe „Die andere Bibliothek“ in opulenter Ausstattung erschienen.… > Weiterlesen