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Belletristik

Eine Geschichte des Windes

Raoul Schrott

Der österreichische Fabulierkünstler und Gedankenabenteurer Raoul Schrott hat dem geneigten Publikum auch in diesem Jahr ein Beispiel seiner unerschöpflichen literarischen Phantasie zugeeignet und dieses geradezu barock betitelt: „Eine Geschichte des Windes oder Von dem deutschen Kanonier der erstmals die Welt umrundete und dann ein zweites und ein drittes Mal“. Von der angekündigten „Geschichte des Windes“ erzählt der in Anlehnung an frühneuzeitliche Reiseberichte anspruchsvoll aufgemachte Band aus dem Hanser Verlag indes nicht viel. Die beiden Helden des Romans sind vielmehr erstens ein deutscher Seefahrer namens Hannes aus Aachen, seines Zeichens in spanischen Archivakten erwähnter Kanonier und Überlebender von Magellans epochaler erster Weltumseglung sowie Teilnehmer weiterer Weltreisen in den Jahren 1525 und … > Weiterlesen

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Belletristik

Miroloi

Karen Köhler

Das Wort „Miroloi“ ist Griechisch und bedeutet „Klagelied“. Kaum ein Buch der Saison ist so ausgiebig besprochen und gleichermaßen gefeiert und verrissen worden wie Karen Köhlers gleichnamiger Debütroman. Die Heldin des Buches ist eine widerspenstige junge Frau, die als Findelkind auf einer fiktiven griechischen Insel namens „Schöne Insel“ aufgewachsen ist – in einem Dorf namens „Schönes Dorf“, wo tradierte Bräuche gelten, Frauen so gut wie keine Rechte haben und die Macht der Männer keine Grenzen kennt. Die namenlose Ich-Erzählerin kann nicht anders, als gegen diese Strukturen aufzubegehren, und eben davon erzählt dieses Buch, dem die Autorin einen bezeichnenden Satz von Hannah Arendt vorangestellt hat: „Kein Mensch hat das Recht zu … > Weiterlesen

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Belletristik

Nach seinem Bilde

Jérôme Ferrari

Der korsische Goncourt-Preisträger Jérome Ferrari hat auch in seinem neuen Roman mehrere Themen und Handlungsstränge kunstvoll zusammengeführt: die Geschichte und phänomenologische Tiefendimension der Fotografie, den korsischen Separatismus seit den 1970er Jahren, den Jugoslawienkrieg in den 1990ern und von all dem angeregte philosophische und religiöse Überlegungen über Tragik und Sinn menschlichen Lebens und Sterbens. Die Hauptfigur des Buches ist eine Fotografin und Kriegsreporterin. Der Roman beginnt im August 2003, als diese in der korsischen Hafenstadt Calvi auf Korsika einen Söldner wiedertrifft, an dessen Gesicht sie sich aus dem Jugoslawienkrieg erinnert, und am folgenden Tag tödlich verunglückt. Die an dieses knapp geschilderte Ereignis anschließenden, aus wechselnden Perspektiven erzählten Rückblenden führen dem Leser … > Weiterlesen

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Belletristik

Die Unsichtbaren. Eine Insel-Saga

Roy Jacobsen

Die Roman-Trilogie Die Unsichtbaren des norwegischen Dichters Roy Jacobsen, ist auf der kleinen Insel Barrøy im Norden Norwegens angesiedelt und spielt zwischen 1913 und der Zeit während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Die beiden ersten Romane der Trilogie sind in der Übersetzung von Gabriele Haefs und Andreas Brunstermann unter den Titeln Die Unsichtbaren und Weißes Meer schon 2014 und 2016 im Hamburger Osburg-Verlag erschienen. Jetzt hat sich der in München ansässige Verlag C.H. Beck der gesamten Trilogie angenommen und nicht nur den letzten Teil Die Augen der Rigel, sondern unter dem Titel Die Unsichtbaren alle drei Romane in einem Band publiziert. Das Unternehmen ist sinnfällig, insofern die drei Romane … > Weiterlesen

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Klassiker in Neuausgaben

Eine hellere Sonne

Samuel Selvon

Neben dem Nobelpreisträger V.S. Naipaul ist Samuel Selvon der zweite bedeutende Dichter des 20. Jahrhunderts, der auf der karibischen Insel Trinidad geboren und aufgewachsen ist. Doch so sehr sich die Lebensläufe der beiden Dichter ähneln – beide verließen die Insel in jungen Jahren und lebten später in London –, so unterschiedlich sind ihre Stilmittel und literarische Programmatik. Selvon ist dem deutschen Publikum erst in allerjüngster Zeit durch seinen im Londoner Einwanderermilieu angesiedelten großen Roman Die Taugenichtse bekannt geworden. In seinem jetzt ebenfalls von Miriam Mandelkow ins Deutsche übertragenen Debütroman aus dem Jahr 1952 erzählt er eine Geschichte aus dem Milieu der indischstämmigen Einwohner Trinidads, dem er selbst entstammt. Dank seiner … > Weiterlesen

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Klassiker in Neuausgaben

Daphnis und Chloe. Neu übersetzt von Kurt Steinmann

Longos

Kurt Steinmann hat sich mit seinen preisgekrönten Neuübersetzungen der Ilias und Odyssee einen Namen unter Kennern und Liebhabern altgriechischer Literatur gemacht. Jetzt ist in der Klassiker-Reihe des Manesse Verlags seine Übersetzung der antiken Liebesgeschichte um Daphnis und Chloe erschienen, über deren Autor namens Longos nicht viel mehr bekannt ist, als dass er – wie die legendäre Sappho – auf der Insel Lesbos beheimatet gewesen ist und vermutlich am Ende des 2. nachchristlichen Jahrhunderts gelebt hat. Hingegen wurde sein Roman um die Findelkinder Daphnis und Chloe, die im Verlauf ihrer Kindheit und Jugend mehr und mehr ihre Zuneigung füreinander und ihr gegenseitiges erotisches Begehren entdecken, nicht nur von seinen Zeitgenossen, sondern … > Weiterlesen

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Sachbücher und Bildbände

Archipel der Leidenschaften. Kleine Philosophie der großen Gefühle

Charlotte Casiraghi | Robert Maggiori

Wenn die bildschöne Tochter der Prinzessin Caroline von Monaco als Autorin in Erscheinung tritt, mag der mit ihrer Biographie weniger vertraute Literaturfreund ein Stück autobiographischer Unterhaltung aus den illustren Restbeständen des europäischen Hochadels befürchten. Auch wenn er erfährt, dass dieselbe Charlotte Casiraghi in Monaco ein philosophisches Institut gegründet hat, wird er dahinter zunächst eher eine fürstliche Marotte als eine ernstzunehmende Forschungseinrichtung vermuten. Und wenn die fürstliche Tochter schließlich zusammen mit ihrem philosophischen Lehrer Robert Maggiori unter dem Titel Archipel der Leidenschaften eine „Philosophie der Gefühle“ publiziert, liegt der Verdacht eines geschickt im geisteswissenschaftlichen Gelände fischenden Bestsellers erst recht nahe. Umso überraschter ist der derart voreingenommene Leser, dass die dialogischen Reflexionen … > Weiterlesen

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Belletristik

Der europäische Frühling

Kaspar Colling Nielsen

In seinem neuen Roman Der europäische Frühling leistet der dänische Autor Kaspar Colling Nielsen seinen Beitrag zum Genre der postmodernen Inselutopie, das seit kurzem immer mehr in Mode kommt. In dem von ihm ausgemalten Dänemark der nahen Zukunft herrschen chaotische Zustände. In den Großstädten toben Straßenkämpfe, und das Flüchtlingsproblem wird dadurch gelöst, dass man eintreffende Emigranten in eine vom dänischen Staat gepachtete Kolonie an der Küste Mosambiks deportiert. Die Helden des Buches, eine Neurowissenschaftlerin, ihr Mann Stig, seines Zeichens Galerist und ehemaliger Punk, sowie deren psychisch labile Tochter Emma entschließen sich im Verlauf der Erzählung zum Umzug auf die Insel Lolland, die als scharf bewachte Wohlstandsenklave mit ökologischer Bewirtschaftung vom … > Weiterlesen

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Sachbücher und Bildbände

Fontane in Italien

Dieter Richter

Zweimal reiste Theodor Fontane nach Italien – zunächst im Herbst 1874 zusammen mit seiner Frau Emilie per Eisenbahn-Rundreisebillet nach Verona, Venedig, Florenz, Rom und Neapel und im Jahr darauf nochmals allein in diverse oberitalienische Kunstzentren. Allerdings ließ er die Italien-Begeisterung der meisten seiner Zeitgenossen vermissen, vielmehr zeigt sein Reisetagebuch dieselbe Ambivalenz und kritische Distanz, die auch seine übrigen Werke bis heute zu einer spannenden Lektüre macht. Selbst Venedig empfand er über weite Strecken als „langweilig“ und notierte etwa: „Da macht das Meer bei Brighton doch einen anderen Eindruck.“ Nach seiner Rückkehr bekundete er in einem Brief, in Italien sei ihm klargeworden, dass seine „bescheidene Lebensaufgabe nicht am Golf von Neapel, … > Weiterlesen

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Rügen- und Ostseebezug Sachbücher und Bildbände

Zwischen Hafen und Horizont. Weltgeschichte der Meere

Michael North

Der Historiker Michael North ist seit 1995 als Professor für allgemeine Geschichte an der Universität Greifswald tätig und gilt insbesondere als Spezialist für die Geschichte des Ostseeraums. Er machte sich u.a. als Sprecher internationaler Forschungsprojekte zur Ostsee einen Namen, so u.a. mit den Universitäten in Lund (Schweden) sowie Tartu (Estland). Neben zahlreichen fachwissenschaftlichen Veröffentlichungen hat er auch mehrere im Verlag C.H. Beck erschienene populärwissenschaftliche Bücher verfasst, darunter eine Geschichte Mecklenburg-Vorpommerns (2008) und eine Geschichte der Ostsee (2011). Als sein jüngstes Werk erschien ebenfalls bei C.H. Beck eine Weltgeschichte der Meere unter dem Titel Zwischen Hafen und Horizont.

Chronologisch reicht die von Michael North vorgelegte maritime Weltgeschichte von den phönizischen … > Weiterlesen