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Autobiographische Essays

Barbarentage

William Finnegan

„Das Ideal, das sich jetzt herausbildete, bestand in Einsamkeit, Reinheit, der perfekten Welle fernab jeder Zivilisation, Robinson Crusoe, The Endless Summer. Dieser Weg führte weg vom Bürgerlichen, in der althergebrachten Bedeutung des Wortes, hin zu einer selbstgezimmerten Grenze, an der wir als neuzeitliche Barbaren leben würden.“ Auf diesen Satz bringt William Finnegan an einer Stelle seiner mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Autobiographie Barbarentage die in der Verheißung des Surfens eingeschlossene Attitüde eines antibürgerlichen Aussteigertums. Der 1952 in Florida geborene, auf Hawaii aufgewachsene Autor wurde als Reporter des New Yorker mit seinen Reportagen und Kommentaren über Kriege, Rassismen und globale Krisen bekannt. Mit seinem jetzt auf Deutsch erschienenen Erinnerungsbuch liefert er … > Weiterlesen

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Belletristik

Die Unruhigen

Linn Ullmann

Der autobiographische Roman Die Unruhigen beschwört gleich zu Beginn jene Urszene, der die Autorin Linn Ullmann ihre eigene Existenz verdankt: die Begegnung des Filmregisseurs Ingmar Bergmann mit der Schauspielerin Liv Ullmann. Indes nimmt nicht nur das Dasein der Erzählerin mit dieser Begegnung seinen Anfang: Ingmar Bergman erwirbt für sich und seine Geliebte auch ein Grundstück nahe Hammars auf der nördlich von Gotland gelegenen Insel Fårö, das er mit einem eigenen Kino ausstattet und das seiner weitverzweigten Familie mit neun Kindern von diversen Frauen in der Folge als sommerlicher Begegnungsort dient. Es ist schließlich eben dieses Inseldomizil, in dem Bergman unter dem Eindruck fortschreitender Demenz seine letzten Lebenstage verbringt. Ursprünglich hat … > Weiterlesen

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Belletristik

Archipel

Inger-Maria Mahlke

Der in diesem Herbst mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnete Roman Archipel von Inger-Maria Mahlke ist auf der Insel Teneriffa angesiedelt, wo auch die Autorin selbst als Tochter einer kanarischen Mutter einen Gutteil ihrer Kindheit verbracht hat. Er beginnt mit der Rückkehr der 21-jährigen Heldin und vorerst gescheiterten Studentin Rosa aus Madrid in ihr Elternhaus im Jahr 2015 und erzählt von diesem Moment ausgehend gleichsam rückwärts die turbulente hundertjährige Geschichte ihrer Familie. Das ganze Epos „endet“ schließlich im Jahr 1919 mit der Geburt von Rosas Großvater Julio Baute, der als Gegner Francos im spanischen Bürgerkrieg gekämpft und danach sieben Jahre in einem Lager verbracht hat, von wo aus er traumatisiert nach … > Weiterlesen

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Rügen- und Ostseebezug Sachbücher und Bildbände

„Ob die Möwen manchmal an mich denken?“. Die Vertreibung jüdischer Badegäste an der Ostsee

Kristine von Soden

In akribischen Archiv- und Presserecherchen hat Kristine von Soden historische Dokumente über den schon seit Ende des Ersten Weltkriegs rasant zunehmenden Antisemitismus in den deutschen Ostseebädern zusammengebracht. Ihre Materialsammlung über die Diffamierung und Vertreibung jüdischer Badegäste beleuchtet eines der dunkelsten Kapitel der Kulturgeschichte der Ostseebäder und konfrontiert ihre Leser mit bestürzenden Passagen. Lange bevor der Antisemitismus mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten in ganz Deutschland zur Staatsdoktrin wurde, machte sich in den Ostseebädern schon seit den 1920er Jahren ein spürbarer „Progromwind“ bemerkbar, wie es in einer zeitgenössischen Reflexion heißt. Dabei bildete die Insel Rügen keineswegs eine Ausnahme, wie mehrere von der Autorin angeführte Beispiele zeigen. In Binz wehten bereits 1924 Hakenkreuzfahnen … > Weiterlesen

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Belletristik

Neujahr

Juli Zeh

Die Handlung des neuen Romans von Juli Zeh ist auf der Insel Lanzarote angesiedelt. Das Urlauberparadies hat darin die Funktion eines insularen Erinnerungsraumes, in dem verdrängte Kindheitserlebnisse des Romanhelden Henning aufgehoben sind, der dort mit Frau und Kindern einen Neujahrsurlaub verbringt. Was als handfeste Midlife-Krise und dazugehörige Reflexion brüchiger Rollenbilder in Hinblick auf die Inszenierung in Familie und Beruf beginnt, erhält im weiteren Verlauf Elemente eines Psychothrillers: indem sich dem seit Jahren von Panikattacken heimgesuchten Helden unter dem Eindruck des Urlaubsdomizils die traumatische Szene in Erinnerung bringt, die ihn selbst als Kleinkind ereilt und geprägt hat.… > Weiterlesen

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Sachbücher und Bildbände

Perlen, Perlen, Perlen

Rolf-Bernhard Essig

Rolf-Bernhard Essig, bekannt durch seine sprachkundliche Recherchen, u.a. darüber, wie Ärmelkanal, Rossbreiten und Ochsenbauchbucht zu ihren Namen kamen, hat im mare-Verlag eine unterhaltsame Kulturgeschichte unter dem Titel Perlen, Perlen, Perlen vorgelegt. In sieben thematischen, von Birgit Schössow filigran und humorvoll illustrierten Kapiteln präsentiert der Autor wissenschaftliche und historische Fakten sowie Sprichwörter, Anekdoten, Gedichte und Geschichten über Perlen, die von antiken Legenden bis zu aktuellen biologischen Theorien reichen. Dass auch diverse „Perleninseln“, angefangen von den gleichnamigen in der Karibik über Tahiti bis zu den legendären Perlentaucherinnen Japans, als Gegenstand seiner Betrachtungen vertreten sind, versteht sich von selber. Ganz davon abgesehen, dass die im Bindegewebe der Muschel generierende Perle ohnehin … > Weiterlesen

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Sachbücher und Bildbände

Von Inseln, die keiner je fand

Malachy Tallack

Das Thema der abgelegenen, phantomatischen, verlorenen bzw. unentdeckten Inseln diverser Koleur ist in den letzten Jahren schon mehrfach Angelegenheit von – häufig anspruchsvoll illustrierten und bibliophil ausgestatteten Neuerscheinungen gewesen, sodass man glauben könnte, es sei damit zunächst einmal erledigt. Das nunmehr im Theiss-Verlag erschienene, prachtvoll ausgestattete und illustrierte Buch des Schotten Malachy Tallack, verdient dennoch eine besondere Erwähnung und Empfehlung. Tallack, Jahrgang 1980, der nicht nur als Autor und Kolumnist sowie als Herausgeber des Magazins Shetland Life und des Online-Journals The Island Review hervorgetreten ist, sondern auch als Singer-Songwriter und Gitarrist, weiß, wovon er spricht: Denn er ist selbst auf den Shetland-Inseln aufgewachsen und hat das insulare Lebensgefühl und die … > Weiterlesen

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Sachbücher und Bildbände

Die Geburt der mediterranen Welt

Cyprian Broodbank

Das Bücherjahr 2018 steht ebenso im Zeichen des Mittelmeers wie der englischen Historiker, die einmal mehr ihre überdurchschnittlichen Talente zur gemeinverständlichen und unterhaltsamen Darstellung komplexer Fachfragen unter Beweis stellen. Zu diesen gehört auch der an der Universität Cambridge lehrende klassische Archäologe Cyprian Broodbank, dessen beinahe tausend Seiten umfassende Geschichte der mediterranen Welt vom Beginn der Seefahrt bis zum ökonomisch und politisch vernetzten Mittelmeerraum der klassischen Antike jetzt in einer deutschen Ausgabe aus dem Verlag C.H. Beck vorliegt. Dass Inseln dabei eine herausragende Rolle spielen, liegt nicht nur daran, dass sie gerade im Mittelmeer überaus reichlich vorhanden sind: Sie liefern in Gestalt der dortigen Spuren menschlicher Kultur zugleich die ältesten Zeugnisse … > Weiterlesen

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Kinder- und Jugendbücher

Das Glück ist ein Fisch

Melba Escobar de Nogales (Text) | Elizabeth Builes (Illustrationen)

Der Held dieser Kindergeschichte aus Kolumbien heißt Pedro, und zu seinem zehnten Geburtstag erfüllt sich ein sehnlicher Wunsch von ihm: Er bekommt von seiner Mutter eine Urlaubsreise auf eine Karibikinsel geschenkt. Doch seine Freude darüber bleibt nicht ungetrübt, erfährt er doch bei der Ankunft auf der Insel, dass sein Vater die Familie verlassen hat. Vor lauter Enttäuschung läuft Pedro davon, verbringt den Abend am Strand und landet schließlich in der Hütte des alten Seemanns Jonny. Der hat etwas von einem der sagenhaften Piraten, die Pedro aus Büchern kennt, und überdies einen schwatzenden Papagei, der 300 Jahre alt ist. Die Selbstfindungsgeschichte des kleinen Pedro ist das erste Kinderbuch der renommierten kolumbianischen … > Weiterlesen

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Kinder- und Jugendbücher

Der Lügenbaum

Frances Hardinge

Das mit dem Costa Book Award preisgekrönte Jugendbuch der britischen Autorin Frances Hardinge spielt im England der 1880er Jahre. Die Familie der 14-jährigen Heldin Faith ist infolge zunächst im Vagen bleibender Probleme des Vaters, Reverend Sunderly, gezwungen, das heimatliche Kent zu verlassen und bezieht auf der Insel Vane ein neues Quartier, wo sich der Reverend zugleich an der Suche von Fossilien beteiligt. Auch wenn die aufgeweckte Faith das naturwissenschaftliche Interesse des Vaters ganz offenkundig geerbt hat, stößt sie bei ihm damit auf wenig Verständnis: Gilt es doch im viktorianischen England als ausgemacht, dass die mindere Intelligenz von Frauen diese allenfalls für die Übernahme häuslicher Aufgaben brauchbar macht. Doch dann ereignen … > Weiterlesen