Die in Casablanca geborene Philosophin und Autorin Muriel Barbery ist seit ihrem in 30 Sprachen übersetzten Roman Die Eleganz des Igels als Bestseller-Autorin bekannt. Sie selbst lebte eine längere Zeit in Kyoto, wo auch ihr neuer Roman Eine Rose allein spielt. Die Botanikerin Rose, Heldin des Buches, fliegt aus Anlass der dort stattfindenden Eröffnung des Testaments ihres Vaters nach Kyoto und taucht nach und nach in die in Gestalt von Mythen, Zen-Gärten und Lebensstil lebendige japanische Kultur ein. In ihrem feinsinnigen und leisen Erzählstil lehnt sich die Autorin an eben diese japanischen Traditionen an, wobei die Geschichte nicht zuletzt Gleichnisse, Bilder und Gartenanlagen rezitiert, reflektiert und einbezieht.… > Weiterlesen
Kategorie: Bücher
Zweckfreie Kuchenanwendungen
Der Debütroman der aus Singapur stammenden Yeoh Jo-Ann führt in die Gegenwart dieser südostasiatischen Metropole, die mit gewisser Wahrscheinlichkeit auch eine in Europa anstehende nähere Zukunft spiegelt. Die Helden des Buches bewegen sich zwischen der virtuellen Welt des Internets und der realen Großstadtwelt. In letzterer wiederum treffen rudimentäre Traditionen wie familiäre Kuchenrezepte und Versatzstücke von bürgerlicher Bildung auf routinierte Verkehrsabläufe und Isolation der menschlichen Akteure. Der Held des Romans, ein weitgehend vereinsamter Englisch-Lehrer, mäandert gleichsam in dieser Zwischenwelt. Dabei muss er nicht zuletzt erfahren, dass die Widersprüche zwischen virtualisierter Lebenswelt und leiblicher Realität spätestens dann nicht mehr zu leugnen sind, wenn der Absturz in Obdachlosigkeit und sozialen Notstand droht. … > Weiterlesen
Die Meerjungfrau von Black Conch
Monique Roffey stammt von der karibischen Insel Trinidad und lebt heute in England. Ihr Roman Die Meerjungfrau von Black Conch erregte bei seinem Erscheinen 2020 große Aufmerksamkeit und wurde preisgekrönt. Jetzt liegt er auch auf Deutsch vor. Anknüpfend an die magisch-realistische Literaturtradition in Lateinamerika erzählt sie die Geschichte des auf einer karibischen Insel beheimateten Fischers David Baptiste und der Meerjungfrau Aycayia, die dem längst ausgestorbenen Volk der Taino angehörte und – aufgrund eines Fluchs – seit Jahrhunderten in der Karibik umherschwimmt. Der Roman spielt die Chancen und Schwierigkeiten ihrer Rettung im Zeitalter eines industriellen Tourismus durch.… > Weiterlesen
Die Autorin Cherie Jones lebt als Anwältin auf Barbados. Wie die einarmige Schwester das Haus fegt ist ihr erster Roman, für den die Autorin mehrere Preise erhielt. Die im Titel angesprochene „einarmige Schwester“ bezieht sich auf eine einheimische Legende, die im ersten Kapitel des Buches erzählt wird und in der ein ungehorsames neugieriges Mädchen einen Arm verliert. Eigentlich soll sie als Warnung dienen, im Fall von Lala, der Heldin des Buches, facht sie indes vielmehr deren Neugier und Abenteuerlust an. Die Geschichte der Heldin ist Mitte der 1980er Jahre angesiedelt, ihr Schauplatz das Milieu der Unterschicht von Barbados, jene andere Seite der von Strandtouristen geschätzten Karibikinsel, auf der Armut und … > Weiterlesen
Haie in Zeiten von Erlösern
Der Debütroman des aus Hawaii stammenden Autors Kawai Strong Washburn wurde von der Kritik nach seinem Erscheinen als literarische „Entdeckung“ und Einführung in den mythischen Kosmos Hawaiis gefeiert. Der Titel Haie in Zeiten von Erlösern bezieht sich auf die anfangs erzählte Geschichte eines siebenjährigen Jungen, der von einem Boot ins Wasser fällt und von den ihn umkreisenden Haien gerettet statt gefressen wird. Von diesem auf das Jahr 1995 datierten Vorfall spannt das Buch den Bogen bis ins Jahr 2009, wobei der Autor versucht, den amerikanischen Alltag jener Jahre mit den mythischen Legenden seiner Heimat zu konterkarieren. Ob er den letzteren mit seinem dann doch sehr gegenwartsbezogenen Erzählstil tatsächlich gerecht wird, … > Weiterlesen
Sie. Szenen des Unbehagens
Der Roman Sie. Szenen des Unbehagens, verfasst von der britischen Journalistin und Verlegerin Kay Dick (1915-2001) erschien im englischen Original bereits 1977 und geriet danach bald in Vergessenheit. Nicht zufällig wurde er ausgerechnet jetzt wiederentdeckt und liegt – nach einer britischen Neuausgabe – nun auch in deutscher Übersetzung vor. Die Übersetzer und der Verlag Hoffmann & Campe haben bei ihrer Ausgabe in Kauf genommen, dass die wörtliche deutsche Übersetzung des Titels den Leser womöglich auf eine falsche Fährte setzt, indem sie offenlässt, ob das Pronomen „sie“ im Singular oder Plural gemeint ist. Letzteres ist der Fall und bezieht sich auf einen im Dunkeln agierenden Mob, der sich die Bedrohung, … > Weiterlesen
Gute Nacht Tokio
Der Roman Gute Nacht Tokio des japanischen Designers und Romanciers Atsuhiro Yoshida erschien in dem auf japanische Literatur spezialisierten, in Bad Berka ansässigen Cass-Verlag und entwickelte sich in den letzten Monaten zum Überraschungsbestseller. In seinem Episodenroman verknüpft der Autor verschiedenste Figuren, die sich im nächtlichen Tokio herumtreiben, und die Geschichten, die ihnen widerfahren, während sie sich begegnen oder verpassen: Mit von der Partie sind eine Telefonseelsorgerein, ein Privatdetektiv, eine Regisseurin, ein Barkeeper, eine Schauspielerin – allesamt schräge Vögel, die an der Grenze von Wachen und Traum kleine und große Fragen ans Leben stellen.… > Weiterlesen
Eine der berühmtesten finnischen Autorinnen ist Eeva-Liisa Manner (1921-1996), die vor allem als Lyrikerin bekannt wurde, aber auch als Autorin von Romanen und Dramen. Sie gilt als diejenige Autorin, die Finnland in die literarische Moderne geführt hat. Nebenbei hat sie u.a. Werke von Shakespeare, Kafka und Hermann Hesse ins Finnische übersetzt. Im Jahr 1951 ist ihr erster Roman erschienen, der gut 70 Jahre nach seinem Erscheinen und 30 Jahre nach dem Tod der Autorin nun erstmals ins Deutsche übersetzt worden ist: Das Mädchen auf der Himmelsbrücke.
Auch wenn sich Manners Debütroman über weite Strecken um existenzielle Zweifel, Melancholie Trauer und Wehmut dreht, stößt der Leser darin immer wieder auch … > Weiterlesen
Die Himmerlandsgeschichten des weitgehend vergessenen dänischen Literatur-Nobelpreisträgers von 1944 haben wir bereits beim Erscheinen der ersten beiden Bände empfohlen. Das traditionelle bäuerliche Leben in den Ostseedörfern vor dem Einzug des Massentourismus findet sich darin facettenreich, einfühlsam und poetisch geschildert. Der nunmehr vorliegende dritte Band folgte mit einem gewissen zeitlichen Abstand auf die ersten, die in Dänemark 1898 und 1904 erschienen. Er erschien 1930 und trägt mit neuen Themen wie dem der Auswanderung auch der jütländischen Bevölkerung nach Amerika und den sich unter dem Eindruck modernen Verkehr, Tourismus und Genossenschaftswesen wandelnden Verhältnissen auch der Auflösung der traditionellen ländlichen Kultur Rechnung. Der daraus resultierende melancholische Unterton, der sich mit der Begabung des … > Weiterlesen
Töchter Haitis
Der Debütroman der haitianischen Autorin Marie Vieux-Chauvet (1916-1973), veröffentlicht 1954 und jetzt erstmals in deutscher Übersetzung vorliegend, spielt in der mulattischen haitianischen Oberschicht Anfang der 1940er Jahre. In einer eindringlichen und präzisen Sprache erzählt die Autorin die Geschichte der jungen Lotus. Diese gehört zwar zu dieser mulattischen Elite, als Tochter einer Prostituierten haftet ihr jedoch zugleich eine gewisse Stigmatisierung an, die sie wiederum prädestiniert, ihre Umgebung zu beobachten und auf den Prüfstand zu stellen. Ihr Leben ist von einer Art weiblichem Dandytum, verbunden mit viel Langeweile, flüchtigen Bekanntschaften und einer tief verinnerlichten Männerverachtung geprägt. Die Beziehung zu dem Revolutionär Georges Caprou öffnet ihren Blick für das Elend der haitianischen Unterschichten, … > Weiterlesen