Ein Jahrhundert nach der englischen Erstveröffentlichung liegt Huxleys Reisebuch Along the Road aus dem Jahr 1925 in einer handlichen Leinenausgabe aus dem Rowohlt Verlag erstmals auf Deutsch vor. Dass es sich beim Verfasser dieses Buches um eben jenen Aldous Huxley handelt, der es wenige Jahre später mit seinem dystopischen Roman Brave New World zu weltweiter Berühmtheit bringen sollte, würde man ohne den auf dem Umschlag verzeichneten Autornamen indes kaum erraten. Was Huxley jedoch mit seinen Reisenotizen – vorrangig aus Italien, wo er auch selbst einige Zeit gelebt hat – liefert, ist eine unterhaltsame und oft genug witzige Auseinandersetzung mit örtlichen Skurrilitäten, dem sich etablierenden Tourismus und allen möglichen sich einem … > Weiterlesen
Kategorie: Bücher
Grazia Deledda, die 1926 den Literaturnobelpreis erhielt, stammt aus einer wohlhabenden sardischen Familie und wiewohl sie später in Rom lebte, kommt sie in ihren literarischen Werken immer wieder auf die Insel ihrer Herkunft zurück. Sowohl das Leben der Sarden zum Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als auch die Schicksale von Frauen, die sich in einer in Wandlung begriffenen, gleichwohl durch traditionelle Rollenvorstellungen geprägten Welt zu behaupten haben, nehmen darin einen renommierten Platz ein. Dass Deledda Mussolini seit seiner Machtergreifung 1925 offen unterstützt und geistig nahe gestanden hat, trug dazu bei, dass ihr Ruhm im Italien der Nachkriegszeit verblasste. Gerade im Zusammenhang des diesjährigen Auftritts Italiens als … > Weiterlesen
Marino Moretti, der 1885 in Cesenatico, einer nahe Rimini gelegenen Stadt an der Adria, zur Welt kam, und ebendort 1979 hochbetagt verstarb, gehört in Italien zu den bekanntesten Autoren. In Deutschland ist er indes nahezu unbekannt. Der umtriebigen Übersetzerin, Italienkennerin und Verlegerin Monika Lustig und der von ihr gegründeten, auf Literatur aus dem Mittelmeerraum fokussierten Edition Converso ist zu verdanken, dass nunmehr erstmals ein Roman von ihm in deutscher Übersetzung vorliegt. Die vorlaute Fischhändlerin erschien in Italien 1935 und entführt den Leser mit ergreifenden poetischen Bildern in das Milieu eines italienischen Hafenstädtchens und seiner Bewohner vor etwa hundert Jahren (inklusive Abstechern in die weitere Umgebung und bis nach Venedig). Unter … > Weiterlesen
Der italienische Schriftsteller Cesare Pavese wurde 1908 in einem Dorf in Piemont geboren und beging 1950 – kurz nachdem er für seine Romantrilogie La bella estate („Der schöne Sommer“) den renommierten Premio Strega erhalten hatte, Selbstmord. Er ist gleichermaßen für seine in der ländlichen Sphäre des Piemont angesiedelten Erzählungen und Kurzromane wie als Lyriker bekannt geworden. 1936 erschien sein erster Gedichtband unter dem Titel Lavorare stanca (zu deutsch sinngemäß: „Arbeiten ermüdet“ bzw. in der literarischen Übersetzung „Knochenarbeit“), der auch Reminiszenzen an das Meer und das Seefahrerdasein enthält, etwa in dem Gedicht Die südlichen Meere. Pavese entfaltet die darin anklingende Motivwelt – von der Sehnsucht nach Ferne und weiten Reisen … > Weiterlesen
Das Gedächtnis des Vergessens
Heiner Bastian, geboren 1942 in Ostpreußen sowie zwischenzeitlich in Afrika und San Francisco zuhause, ist schon seit den späten 1960er Jahren als Lyriker, Übersetzer, Sachbuchautor, Kunstsammler und Kurator bekannt. In seinem im Insel Verlag erschienenen neuen Gedichtband Das Gedächtnis des Vergessens führt er einerseits einen fiktiven Dialog mit Autoren und Avantgarde-Künstlern, die seinen eigenen Werdegang geprägt und begleitet haben. Zugleich lässt er sich von landschaftlichen Eindrücken seiner Reisen inspirieren, insbesondere vom Meer, der mediterranen Landschaft und Aufenthalten auf griechische Inseln. Dabei entstehen leicht zu lesende, eher erfühlt als erdacht wirkende Strophen, die etwas von Liedern haben, die dem Leser von anderen Ufern der Meere herübertönen.… > Weiterlesen
Die Insel des kleinen Gottes
Der nimmermüde Übersetzer und Schriftsteller Alexander Pechmann hat seinen Lesern auch in dieser Saison – neben der Neuübersetzung des voluminösen Romans Das Geheimnis der See von Bram Stoker (Mare Verlag) – ein eigenes Buch mit Inselthema und Gruseleffekten beschert, das bei Steidl erschienen ist. Die Handlung ist auf der Insel Block Island im Long Island Sund angesiedelt, die von den vormals dort lebenden Indianern die „Insel des kleinen Gottes“ genannt wurde und in der Mitte des 18. Jahrhunderts als Zielpunkt von in Rotterdam abgehenden Schiffen mit deutschen und holländischen Auswanderern fungiert hat. Der Held des Buches, ein Kartograph namens David van Roon, wird dort Zeuge des Schiffbruchs der „Princess … > Weiterlesen
Ninon, eine vormalige Concierge aus Paris, hat sich dafür entschieden, ihren Ruhestand in einem Schiffscontainer zu verbringen, wo ihr von einem obskuren Spekulanten namens LeRoy gegen Verzicht auf ihre knappe Rente Aufenthalt und Verköstigung zugesichert sind. Die französische Autorin Magali Desclozeaux nimmt diesen Plot als Ausgangspunkt für einen außergewöhnlichen Briefroman, der neben dem Schicksal der wackeren Concierge auch dasjenige des globalen Neoliberalismus und seiner unmenschlichen Auswüchse mit viel Humor aufs Korn nimmt. Die Probleme und mit diesen die Romanhandlung beginnen, als die Heldin vom Dasein im Frachtcontainer genug hat und den obskuren Dienstleister zu kontaktieren sucht, dem sie sich mit dem Leibrentenvertrag leichtfertig ausgeliefert hat – vergeblich. Als sie im … > Weiterlesen
Jón Kalman Stefánsson ist Freunden isländischer Literatur durch seine Romane Etwas von der Größe des Universums, Astas Geschichte und Dein Fortsein ist Finsternis bekannt. Unterdessen gilt der vormalige Maurer, Arbeiter in der Fischindustrie und Polizist als einer der Anwärter auf den Literaturnobelpreis. Mit seinem neuen, deutlich autobiographischen Roman Mein Gelbes U-Boot nimmt er auf den Beatles-Song Yellow Submarine Bezug und zaubert daraus eine Parabel auf Leben und Vergänglichkeit sowie Literatur und Phantasie hervor (was der Buchumschlag der deutschen Ausgabe recht witzig mit der Abbildung eines gelben Trabants reflektiert). Was im Lied der Beatles der alte U-Boot-Fahrer ist in Stefánssons Roman der greise Paul McCartney, den der Ich-Erzähler, ein „isländischer Schriftsteller“ … > Weiterlesen
Ein klarer Tag
Die aus Wales gebürtige, heute in Schottland lebende Autorin Carys Davies gilt als Meisterin eines mystischen und zugleich sprachlich anspruchsvollen Romanstils. Ihren neuen Roman Ein klarer Tag hat sie auf eine entlegene Shetland-Insel und in das Jahr 1843 verlegt. Auf diese wird der in Geldnot geratene Pfarrer John Ferguson geschickt, um im Auftrag des Besitzers einen dort verbliebenen letzten Einwohner weg von der Insel und nach Aberdeen zu bringen. Die Geschichte knüpft damit an die berüchtigten „Clearances“ an, in deren Verlauf ein Großteil der Einwohner der schottischen Highlandes aus ihrer Heimat vertrieben wurde, um Raum für gewinnträchtige Schafweiden zu schaffen. Die psychologische Spannung, die der Roman von Anfang an beim … > Weiterlesen
Die französische Schriftstellerin Véronique Ovaldé hat mit Wütendes Mädchen auf einer Steinbank einen sprachlich und stilistisch beeindruckenden und nicht weniger spannenden Roman vorgelegt, der in einer Grauzone zwischen Familiengeschichte, Psychothriller und Kriminalroman changiert. Auf einer Insel vor der Küste Siziliens wachsen vier Schwestern miteinander auf, bis es zu einer mysteriösen Tragödie kommt. Das mit sechs Jahren jüngste der Mädchen verschwindet spurlos, nachdem es seine Schwester Aida erpresst hat, es mit zur Karnevalsfeier zu nehmen. Aida, die ohne Wissen der Eltern auf die Feier gegangen war, wird die Schuld am mysteriösen Verschwinden der Schwester gegeben und sie muss diese in ihrem weiteren Leben tragen. Als sie fünfzehn Jahre später anlässlich der … > Weiterlesen