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Belletristik

Malé

Roman Ehrlich

Auf die Longlist für den „Deutschen Buchpreis“ schaffte es in diesem Herbst auch ein Roman des jungen Autors Roman Ehrlich, dessen Handlung sich vor einer handfesten Inselszenerie, nämlich derjenigen der Malediven, entfaltet. Allerdings ist die als Urlaubsziel beliebte Inselgruppe in Ehrlichs dystopischer Fiktion Malé bereits zu weiten Teilen im ansteigenden Indischen Ozean versunken. In den von knietiefem Wasser überfluteten Straßen der heruntergekommenen und weitegehend verlassenen einstigen Hauptstadt, die dem Buch den Titel leiht, treiben sich Abenteurer, Aussteiger, Künstler und Paramilitärs herum. In deren Milieu entspinnt sich ein halb düsteres, halb exotisches postapokalyptisches Leben, das der Autor mit bewusster Distanz und ohne übertriebenes Pathos, gleichsam aus der Position eines Beobachters schildert.… > Weiterlesen

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Belletristik

Proviant von einer unbewohnten Insel. Gedichte

Eva Christina Zeller

Der in Tübingen ansässige Verlag klöpfer.narr hat einen neuen Gedichtband der Schriftstellerin Eva Christina Zeller vorgelegt, in dem – neben Bäumen und Schwalben – diverse Inseln und in metaphorischem Sinn auch die Insel selbst die Hauptrollen spielen. Der erste Abschnitt unter der Überschrift Robinsonade ist vom Aufenthalt auf einer Schäreninsel des Aland-Archipels inspiriert, weitere von Ingmar Bergmans Wahlheimat Fáro, von Gotland, Venedig und der irischen Küste, zudem klingen in den poetischen Momentaufnahmen der Autorin weitere Reiseimpressionen von Finnland bis Südafrika an. Diese verbinden sich zu einem Kaleidoskop prägnanter Naturbeobachtungen und Reflexionen der mit wachen Augen und Ohren reisenden Autorin. Wenn sie Inseln etwa als „Schönheitsflecken“, „schlafende Elefanten“ oder „Steinleiber“ tituliert, … > Weiterlesen

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Belletristik

Mondariz

Yorck Kronenberg

Der Pianist und Komponist sowie unterdessen auch erfolgreiche Schriftsteller Yorck Kronenberg hat die fiktive atlantische Vulkaninsel Mondariz zum Schauplatz seines neuen Romans erwählt, und man könnte sagen, dass sie – neben einem dorthin reisenden Musikwissenschaftler und einem geheimnisumwitterten Komponisten namens José Diego Coimbra – auch die Hauptfigur dieses Romans ist. Der Autor findet sichtbaren Gefallen, seinen Lesern die Landschaft der imaginären Insel vor der Küste Uruguays in den wechselnden Beleuchtungen der Wetterlagen und Tageszeiten vor Augen zu stellen. Ihrer derart immer wieder eindrücklich beschworenen Gegenwart korrespondiert die nicht weniger zauberhafte Gestalt des Komponisten Coimbra, der auf der Insel gelebt hat und dessen Spuren der Ich-Erzähler nachfolgt. Stellt man in Rechnung, … > Weiterlesen

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Belletristik

Der Bienenleser

José Luis de Juan

Die auf die Literatur des Mittelmeerraums spezialisierte, in Bad Herrenalb im Schwarzwald ansässige kleine Edition Converso hat in den letzten Jahren schon so manchen überraschenden literarischen Fund gemacht. Nun hat sie in der Reihe „Alltagshelden“ einen Roman des mallorquinischen Autors José Luis de Juan veröffentlicht, der auf überraschende Art und Weise die Geschichte von Napoleons Verbannung auf die Insel Elba reflektiert und für den der Autor den spanischen Literaturpreis „Premio Juan March Cencillo“ erhielt. Der ruhmreiche Napoleon erhält in Juans gleichermaßen ins Groteske und Surreale tendierenden Geschichte einen eigenwilligen Gegenspieler und Dialogpartner: in Gestalt des auf Elba ansässigen Imkers Pasolini, der nicht nur so manches über Bienen weiß, sondern sich … > Weiterlesen

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Belletristik

Offene See

Benjamin Myers

Der englische Journalist und Schriftsteller Benjamin Myers, ist Jahrgang 1976 und hat bereits mehrere Romane sowie Lyrikbände und Sachbücher publiziert. Sein neues Buch ist ein in der unmittelbaren Nachkriegszeit des Zweiten Weltkriegs angesiedelter Entwicklungsroman und bekennt sich freimütig zu schwärmerischer Naturverehrung und Romantik. Das „offene Meer“ fungiert darin als Metapher für die „endliche Existenz aller festen Materie“ und „die einzig wahren Grenzen“. Der Held des Buches erfährt all dies, als er sich als junger Mann von seiner Familie verabschiedet und auf Wanderschaft begibt, statt wie seine Vorfahren im nordenglischen Kohlebergbau tätig zu werden. Das über seinem Aufbruch leuchtende Ziel ist eben dieses „offene Meer“. Unterwegs dorthin macht er die Bekanntschaft … > Weiterlesen

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Belletristik

Aufzeichnungen eines Krokodils

Qiu Miaojin

Die taiwanesische Psychologin und Autorin Qiu Miaojin (1969–1995), wurde gerade 26 Jahre alt. Sie starb unter nicht ganz geklärten Umständen (anscheinend durch Selbstmord mit einem Küchenmesser) in Paris kurz nach der Publikation ihres Romans Aufzeichnungen eines Krokodils, dessen feministische Perspektive heute als epochal in der jüngeren chinesischen Literatur gilt. Der autobiographisch inspirierte, tagebuchartig aufgebaute Romans wurde nicht nur deswegen zum Kultbuch, weil seine Heldin, die lesbische Studentin Lazi, offen ihr homoerotisches Verlangen thematisiert, er liefert auch eine sensible Aufzeichnung des gesellschaftlichen Aufbruchs im Taiwan der 90er Jahre. Das im inneren der Heldin hausende, den Titel des Buches liefernde „Krokodil“ zeigt sich als Metapher des diesen Aufbruch tragenden Begehrens. Dessen … > Weiterlesen

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Belletristik

O.

Sabine Scholl

Die österreichische Autorin Sabine Scholl hat unter dem Titel O. eine ins 21. Jahrhundert verlegte Adaption der Odyssee verfasst. Die Abkürzung O. steht für die weibliche Heldin des Buches, eine Musikerin, die sich mit ihren „Gefährtinnen“, einer Gruppe geflüchteter Frauen, auf eine Odyssee über die heutigen Weltmeere und die Suche nach einem glücklichen Ankunftsort begibt. Die Art und Weise, wie die Autorin dabei literarische Sprache, einen betont weiblichen Blick auf die Welt und den menschlichen Körper sowie die Erfahrungen zeitgenössischer Migrantinnen verwebt, erinnert ihrerseits an eine musikalische Komposition, die sich einer einfachen linearen Lesart entzieht. Doch so sehr sich Scholls Anspruch dagegen sperrt, in leicht verdaulicher Lesekost aufzugehen, so reich … > Weiterlesen

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Belletristik Rügen- und Ostseebezug

Sanddornzeit. Tagebuchblätter von Hiddensee

Hanns Cibulka

Der Bibliothekar, Lyriker und begabte Tagebuchschreiber Hanns Cibulka galt in der DDR als ein Geheimtipp mit Bestsellerpotenzialen und bleibt auch im historischen Rückblick eine bemerkenswerte Stimme in der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts. In diesem Jahr wäre der 1920 im schlesisch-mährischen Jägerndorf geborene Autor 100 Jahre alt geworden, was den Berliner Verlag Matthes & Seitz bewogen hat, in seiner Reihe Naturkunden die erstmals 1971 erschienenen Tagebuchblätter von Hiddensee neu herauszugeben. In Cibulkas Tagebuchprosa überlagern sich Eindrücke der erlebten Natur – Flora, Tierlaute, Ausblicke, Wolken – mit einer „inneren Landschaft“ aus dadurch angeregten Gedanken, Assoziationen und literarischen Zitaten. Sein einen Sommer währender Hiddenseeaufenthalt, bei dem das publizierte Tagebuch entstand, ist mitnichten … > Weiterlesen

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Belletristik

Alma

Jean-Marie Gustave Le Clézio

J. M. G. Le Clézios neuer Roman Alma ist eine Hommage an die Insel Mauritius im Indischen Ozean, auf der er einen großen Teil seiner Kindheit verbracht hat. Der in Nizza geborene, später u.a. in Nigeria, Südfrankreich und England ansässige Autor bekennt offen, dass Mauritius ihm aus dem Rückblick zu seiner „Heimat“ geworden ist und sein Buch unverkennbar autobiographische Züge trägt. Diese verteilt Le Clézio indes auf zwei gegensätzliche Helden: Der erste ist der Forscher Jérèmie Felsen, dessen Vater von der Insel stammt. Ein diesem heiliger Kieselstein, von dem es heißt, dass er aus dem Magen eines auf Mauritius beheimateten, vor mehr als 300 Jahren ausgestorbenen Laufvogels mit dem Namen … > Weiterlesen

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Belletristik

Ein Ehebruch

Edoardo Albinati

Edoardo Albinati, Jahrgang 1956, Regisseur, Journalist, Lehrer, Übersetzer und Autor, wurde in Italien vor allem mit seinem 2016 erschienenen Monumentalroman Die katholische Schule bekannt, für den er den renommierten Literaturpreis Premio Strega erhielt. Sein neuer Roman Ein Ehebruch, der eher die Bezeichnung als Novelle verdient, hat bei der Kritik ein gespaltenes Echo ausgelöst – uns aber ganz und gar positiv überrascht: als eine sprachlich präzise und psychologisch meisterhafte Liebesgeschichte, wie sie auf dem Buchmarkt selten ist und mit dem Sehnsuchtsgewitter gängiger Inselschmöker nichts gemein hat. Die Helden Clementina und Erri, ein aus einer Zufallsbekanntschaft hervorgegangenes Liebespaar, verabreden sich zu einem gemeinsamen Wochenendausflug auf eine Insel im Mittelmeer, ohne ihren … > Weiterlesen