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Sachbücher und Bildbände

Quallen. Ein Portrait

Samuel Hamen

In der Reihe Naturkunden des Berliner Verlages Matthes & Seitz sind in diesem Jahr weitere Titel erschienen, die sich Meerestieren widmen, darunter ein bemerkenswerter Band über Quallen, den der luxemburgische Autor Samuel Hamen verfasst hat. Dass dieser für seine Lyrik, Prosa und Dramatik schon mehrere Preise gewonnen hat und mit Anfang 30 bereits Präsident als luxemburgischen Schriftstellerverbandes firmiert, macht sich stilistisch bemerkbar und trägt dazu bei, dass die Lektüre des Büchleins zu einem ausgesprochenen Lesegenuss wird. Dabei reicht der inhaltliche Bogen von lebendig erzählten Anekdoten aus der Geschichte der Quallenforschung über neueste wissenschaftliche Entdeckungen und persönliche Erfahrungen mit Quallen bis hin zu deren kulinarischer Verarbeitung in Asien und der literarischen … > Weiterlesen

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Sachbücher und Bildbände

Flaschenpost. Ferne Botschaften, frühe Vermessungen und ein legendäres Experiment

Wolfgang Struck

Der Literaturwissenschaftler Wolfgang Struck ließ schon in der Vergangenheit ein spezifisches maritimes Forschungsinteresse erkennen, das sich in der Beschäftigung mit Forschungsreisenden, Seekarten und Kolonialgeschichte niederschlug. Sein jetzt im mare-Verlag erschienenes Buch über die Geschichte der Flaschenpost stellt eine Mischung aus illustrierter historischer Recherche und Sammlungsdokumentation dar. Gegenstand der letzteren ist eine im Hamburger „Bundesamt für Schifffahrt und Hydrografie“ aufbewahrte Serie von Alben mit über 600 Flaschenposten, die auf Georg Balthasar Neumayer, einen der hervorragenden deutschen Ozeanographen des 19. Jahrhunderts, zurückgeht. Sie verdanken sich den im 19. Jahrhundert forcierten wissenschaftlichen Bestrebungen, durch gezieltes Aussetzen von Flaschen den Verlauf der Meeresströmungen zu erforschen. Zudem weiß Struck zahlreiche unterhaltsame Geschichten rund um … > Weiterlesen

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Klassiker in Neuausgaben

Antillengeschichten

Hilde Domin

Hilde Domin ist in Deutschland vor allem für ihre vielfach prämierten Gedichtbände bekannt. Vor ihrer Rückkehr in die Bundesrepublik 1954 floh die Autorin jüdischer Herkunft vor den Nazis zunächst nach Italien und England und lebte dann 15 Jahre lang in der Karibik. Aus ihrem Exil in der Dominikanischen Republik brachte sie auch ihren späteren Dichternamen Hilde Domin mit. Die Herausgeberinnen haben im Nachlass Domins im Literaturarchiv Marbach bisher unveröffentlichte frühe Erzählungen Domins entdeckt, die während ihres Exils entstanden und das Leben auf der Karibikinsel und ihre Menschen mit poetischem Feinsinn schildern. Die filigranen und stimmungsvollen Illustrationen von Ulrike Möltgen fügen den Sprachbildern Domins einen visuellen Spiegeleffekt bei.… > Weiterlesen

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Sachbücher und Bildbände

Wer schweigt stimmt zu

Ulrike Guérot

Der Frankfurter Westend Verlag machte in den letzten beiden Jahren von sich reden, indem er sich nicht scheute, Fragen und Themen aufzuwerfen, die in der öffentlichen Debatte ansonsten allzu kurz kamen – mit Erfolg, wie der kürzlich verkündete Ausbau des Verlages inkl. neuer Buchreihen und Themenfelder zeigt. Mit Paul Schreyers Chronik einer angekündigten Krise legte Westend schon frühzeitig Mitte 2020 eine der bis heute fundiertesten Analysen und Recherchen zu globalen Verflechtungen der Corona-Politik und seit Jahrzehnten laufenden „Planspielen“ dazu vor. Ulrike Guérot, ihrerseits langjährige Mitarbeiterin in Thinktanks zur Zukunft Europas und aktuell Professorin für Europa-Politik an der Universität Bonn, hat im selben Verlag nun ihren lesenswerten Essay Wer schweigt, stimmt > Weiterlesen

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Autobiographische Essays

Nullerjahre

Hendrik Bolz

Hendrik Bolz, seinen Fans besser bekannt als der Rapper Testo, geboren im Vorwendejahr 1988, verbrachte seine Kindheit und Jugend im Stralsunder Plattenbaugebiet Knieper West. Sein autobiographischer Rückblick darauf trägt die mehrdeutige Überschrift Nullerjahre und den umso deutlicheren ironischen Untertitel „Jugend in blühenden Landschaften“. Am Ende des Vorworts steht der Satz: „Es ist 2021 und ostdeutsche Geschichten sind für mich das Spannendste auf der Welt. Hier ist meine.“ Und tatsächlich lohnt es, sich mit dem späteren Rapper auf eine Stadtrundfahrt durch jenes Stralsund der Nullerjahre zu begeben, in dem – weit entfernt von Tourismus und Strandgefühl – der Überlebenskampf zwischen Hartz IV, rechter Gewalt, Stumpfsinn und Drogen zur prägenden Erfahrung einer … > Weiterlesen

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Klassiker in Neuausgaben

Die Malavoglia

Giovanni Verga

Pünktlich zum 100. Todestag des sizilianischen Autors Giovanni Verga, der als einer der wichtigsten Vertreter des sogenannten literarischen Verismus gilt, hat der Verlag Klaus Wagenbach dessen epochalen Klassiker Die Malavoglia  in einer Neuübersetzung von Anna Leube wiederaufgelegt. Schauplatz des Romans ist ein Fischerdorf unterhalb des Ätna, wo sich vor dem gesellschaftlichen Panorama der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Niedergang der titelgebenden Familie Malavoglia vollzieht. Die Neuübersetzung verleiht dem Klassiker einen unaufdringlichen und gut lesbaren Tonfall. Anmerkungen, ein Verzeichnis der Vielzahl handelnder Personen sowie eine Zeittafel erleichtern dem zeitgenössischen Leser die Orientierung.… > Weiterlesen

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Klassiker in Neuausgaben

Ein Ring aus hellem Wasser

Gavin Maxwell

Gavin Maxwell (1914–1969), aus schottischem Hochadel stammender, manisch veranlagter Snob, Tierfreund und Schriftsteller, verbrachte mehrere Jahre seines Lebens in einem abgelegenen und verlassenen Leuchtturmwärterhaus an der schottischen Westküste mit Blick auf die Isle of Skye. Die karge Küstenlandschaft, ihre unbarmherzige Natur, die Tiere, die sie bewohnen, das eigene Überleben und schließlich die obsessive Beziehung Maxwells zu Ottern sind Gegenstände seines 1960 erschienenen Buches Ring of Bright Water, das 1969 verfilmt wurde und unterdessen als Klassiker des sogenannten Nature Writing gilt. Der Neuauflage aus dem Blessing-Verlag ist ein lesenswertes Nachwort von Robert MacFarlane, einem der erfolgreichsten unter den aktuellen britischen Naturschriftstellern, beigefügt.… > Weiterlesen

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Belletristik

Antwort auf den Brief von Helga

Bergsveinn Birgiisson

Der isländische Schriftsteller Bergsveinn Birgisson hat schon mit seinem Roman Die Landschaft hat immer recht auch in Deutschland ein dankbares Lesepublikum gefunden. Jetzt legt der Salzburger Residenz Verlag seinen neuen Roman Antwort auf den Brief von Helga nach: Ein isländischer Schafbauer entschließt sich im hohen Alter, endlich den Brief einer Frau zu beantworten, mit der er vor Jahren ein Verhältnis hatte und die ihn zu einem gemeinsamen Neuanfang in Reykjavik ermuntern wollte. Während er damals vor einem solchen Schritt zurückschreckte, gesteht er sich und seiner Geliebten aus dem Abstand der Zeit, dass sie die einzige Frau war, die er jemals geliebt hat. Birgissons Buch ist nicht nur ein Roman über … > Weiterlesen

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Belletristik

Der andere Ort

Rachel Cusk

Der kammerstückartige neue Roman der unterdessen in Paris lebenden, kanadisch-englischen Autorin Rahel Cusk lohnt sich allein schon für den Genuss ihres kristallklaren Sprachstils, fasziniert indes gleichermaßen dank der subtilen psychologischen Konstellation der Protagonisten: Eine Frau schreibt an einen von ihr verehrten berühmten Maler und lädt diesen zu einem Sommeraufenthalt im Nebengelass ihres eigenen Hauses an einer entlegenen Küste ein, wo sie gemeinsam mit Mann und Tochter wohnt. Die Einladung bleibt eine Weile im Vagen, doch als eine weltweite Pandemie zu einbrechenden Preisen am Kunstmarkt führt, reist der verehrte Maler tatsächlich an. Allerdings  kommt er nicht allein, sondern in Begleitung einer jungen Geliebten, und in der Folgezeit wird die familiäre Ruhe … > Weiterlesen

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Belletristik

Die Nächte der Pest

Orhan Pamuk

Der voluminöse neue Roman des großen türkischen Romanciers und Literatur-Nobelpreisträgers Orhan Pamuk spielt auf der fiktiven, von christlichen Griechen und muslimischen Türken bewohnten Mittelmeerinsel Minger und ist in den Jahren um 1900 angesiedelt. Eine einbrechende Pestepidemie erweist sich als Katalysator heftiger politischer Turbulenzen – beginnend mit der Ermordung des vom Sultan entsandten Seuchenbeauftragten und mündend in einer Serie von Attentaten, Putschen bis hin zur Loslösung der Insel vom Osmanischen Reich. Mit seinem bereits 2016, lange vor der Corona-Epidemie begonnenen Roman versucht Pamuk eine epische Parabel, die mit grotesken Übertreibungen auf die Bloßstellung korrumpierter bürokratischer Eliten und eines vollkommen bodenlosen Nationalismus gleichermaßen zielt. Dass die an klassischen Epidemie-Berichten wie dem Daniel … > Weiterlesen