Der Manesse Verlag hat sich zum 75. Geburtstag eine prachtvolle Ausgabe des ersten Teils von Goethes Italienischer Reise mit stimmungsvollen Schwarz-Weiß-Aufnahmen des Fotografen Helmut Schlaiß geschenkt, welche die wesentlichen Schauplätze von Goethes Tour zwischen Alpenüberquerung, Gardasee, Venedig, Rom, Neapel und Sizilien eindrucksvoll nachvollziehen. Die 125 brillanten Duotone-Aufnahmen verführen den Betrachter regelrecht zu glauben, Goethe habe Italien auf seiner von 1786 bis 88 währenden Reise tatsächlich so gesehen. Für Liebhaber seines Reisetagebuchs mit dem schillernden Endziel der sizilianischen „Insel der Poesie“ ist die Ausgabe im Sinne eines „Multimedia-Erlebnisses“ daher uneingeschränkt zu empfehlen, wenngleich einige Kürzungen am Originaltext zu bedauern sind. Auch das Nachwort des renommierten Literaturkritikers Denis Scheck macht dieses Manko … > Weiterlesen
Kategorie: Klassiker in Neuausgaben
Hier wird getanzt!
Der Verleger Sebastian Guggolz, der schon so manches versunkene Kleinod der nord- und osteuropäischen Literatur zutage gefördert hat, ist diesmal auf den Färöer-Inseln fündig geworden. William Heinesen (1900-1991) gilt als der bedeutendste Dichter der Färöer – gleichwohl hat er seine Werke nicht in der Insel-, sondern in der dänischen Hochsprache (bzw. in einer sehr eigenwilligen Version derselben) verfasst, die bis 1948 einzige offizielle Amtssprache auf den Färöer gewesen ist. Parallel zu seiner schriftstellerischen Tätigkeit trat Heinesen auch als bildender Künstler in Erscheinung, der in seinen Zeichnungen, Pastellen und Wandgemälden mit Vorliebe Motive aus der Sagenwelt der Färöer verarbeitet hat. Neben den Eindrücken der arktischen Küstenlandschaften bilden die Mythen und Geschichten, … > Weiterlesen
Wieder einmal ist es die sich südlich von Boston in den Atlantik erstreckende Halbinsel Cape Code, die mit ihrem Genius loci einen Klassiker der modernen amerikanischen Literatur inspiriert hat. Und wieder einmal ist es der mare-verlag, der einen solchen Klassiker im Rahmen seiner prachtvoll ausgestatteten Reihe in Erinnerung bringt und den interessierten Lesern in Leinen gebunden und im stabilen Schuber in die Hand gibt. Henry Beston begann seine schriftstellerische Tätigkeit als Kriegsreporter im Ersten Weltkrieg und Verfasser von Märchen. 1926 zog er sich – dem Vorbild Thoreaus folgend – für ein Jahr in ein selbstgebautes Holzhaus am Strand von Cape Code zurück. Aus seinen dort verfassten Notizen destillierte er das … > Weiterlesen
Die Insel des Dr. Moreau
Der 1896 erschienene Roman The Island of Doctor Moreau des englischen Schriftstellers und studierten Zoologen Herbert George Wells ist ein echter Klassiker der literarischen Science Fiction. Der im Titel genannte Dr. Moreau betätigt sich auf seiner Insel als demiurgischer Chirurg, der Tiere vermittels Operationen an Sprachorganen und Hirn zum Sprechen bringt. Dass der Kunstanstifter Verlag Wells‘ dämonische Geschichte jetzt ausgerechnet in einer mit Farbholzschnitten von Nicole Riegert künstlerisch illustrierten bibliophilen Neuausgabe herausgebracht hat, mag zunächst verblüffen, bei genauerer Hinsicht ist die innere Logik der Edition jedoch nicht von der Hand zu weisen: Denn die Vorgänge in Moreaus Labor entdecken sich nicht nur als dystopische Vision der ethisch fragwürdigen Medizin unserer … > Weiterlesen
Der französische Schriftsteller Marcel Schwob war in den 1890er Jahren einer der viel beachteten jungen Autoren und gern gesehener Gast in den modernen literarischen Zirkeln von Paris. Zu seinen literarischen Vorbildern gehörte Robert Louis Stevenson, dessen Schatzinsel ihn als Jugendlicher stark beeindruckt hatte und mit dem er seit 1888 im Briefwechsel stand. Stevenson selbst war nach mehreren Südseereisen 1890 nach Samoa übergesiedelt, wo er 1894 starb. Seit derselben Zeit litt Schwob in Paris an einer schmerzhaften, niemals wirklich diagnostizierten Krankheit. Nach mehreren erfolglosen Operationen und Kuren schiffte er sich – dem Rat seiner Ärzte und dem Vorbild Stevensons folgend – seinerseits in Richtung Südsee ein und gelangte mit seinem chinesischen … > Weiterlesen
Der im Jahr 1900 nahe Smyrna (dem heute türkischen Izmir) geborene und 1971 gestorbene griechische Schriftsteller Giorgos Seferis hinterließ zahlreiche Gedicht- und Essaybände sowie einen Roman (Sechs Nächte auf der Akropolis). 1963 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. In Deutschland bekannt wurde er vor allem dank der Vertonungen zahlreicher seiner Gedichte durch Mikis Theodorakis. Seine als Logbücher I bis III betitelten Gedichtbände, die jetzt erstmals in einer vollständigen griechisch-deutschen Ausgabe aus dem Berliner Elfenbein Verlag vorliegen, entstanden zwischen 1937 und 1955. Der aus dem nautischen Gebrauch entlehnte Titel ist dabei alles andere als zufällig gewählt: Seferis, der sich selbst gern als Thalassinos (Meeresmann) bezeichnet hat, liefert darin eine … > Weiterlesen
Reise um die Welt
Im Rahmen ihrer Reihe klassischer Reise- und Entdeckerberichte wartet die Edition Erdmann in diesem Jahr mit einer Neuauflage der Weltreise des florentinischen Kaufmannes Francesco Carletti auf, die diesen zwischen 1594 und 1602 von den Kapverdischen Inseln über Cartagena (Kolumbien), Panama, Lima, Mexiko auf die Philippinen und weiter über China, Japan und Indien bis auf die Insel St. Helena führte. Wie kaum ein anderes Dokument der Zeit vermag Carlettis für Ferdinand I. von Medici verfasster Reisebericht noch dem heutigen Leser eine lebhafte Vorstellung von der Abenteuerlichkeit des weltweiten Handels und Sklavenhandels um 1600 zu vermitteln.… > Weiterlesen
Logbuch des Lebens
Der neueste Titel aus der gepflegten Klassiker-Reihe des mare-Verlags ist einem Meisterwerk der Reiseliteratur aus der Mitte des 20. Jahrhunderts gewidmet: dem „Logbuch des Lebens“ aus der Hand des Literatur-Nobelpreisträgers John Steinbeck, der 1940 gemeinsam mit einem Freund, dem Meeresbiologen Ed Rickett, eine Kuttertour entlang der damals noch weitgehend unerforschten und dünn besiedelten Küste Niederkaliforniens unternahm. Steinbeck verknüpft seinen unterhaltsam-anekdotischen Bericht über den Verlauf dieser Expedition mit eindrucksvollen Schilderungen der Landschaft und ihrer mexikanischen Bewohner sowie davon angeregten philosophischen Reflexionen.… > Weiterlesen
Die Sirene
Giuseppe Tomasi di Lampedusa (1896–1957), Nachfahre eines sizilianischen Adelsgeschlechts, begann erst kurz vor seinem Tod, im Alter von fast 60 Jahren zu schreiben und erlangte mit seinem von Visconti verfilmten Roman „Der Leopard“ posthume Berühmtheit. Neben diesem hinterließ er eine Reihe von Erzählungen und autobiographischen Erinnerungen, die nunmehr in einer umfassend kommentierten Neuübersetzung aus dem Piper-Verlag erschienen sind. Glanzstück des Bandes ist die titelgebende Erzählung „Die Sirene“: Ein aus dem sizilianischen Catania stammender Altphilologe vertraut dem jungen Erzähler darin seine jugendliche Liebesgeschichte mit einer leibhaftigen Sirene an.… > Weiterlesen
Grabgeflüster
Das von Lukian im 2. christlichen Jahrhundert begründete Genre der „Totengespräche“ gehört schon seit der Antike zu den literarischen Meisterdisziplinen, ermöglicht es doch die Verbindung tiefsinniger gesellschaftskritischer Reflexionen mit einem von vornherein „surrealistischen“ und komödiantischen Stil des Erzählens. Máirtín Ó Cadhain, geboren 1906, gestorben 1970 adaptierte diese literarische Tradition in seinem auf Gälisch (Irisch) verfassten Meisterwerk „Grabgeflüster“, dessen Schauplatz die Unterwelt eines ländlichen Friedhofs im Westen Irlands mit den dazugehörigen Heerscharen das oberirdische Geschehen debattierender Leichen ist. In der Verbindung von Existenzialismus und unbändigen Sprachspiel erweist sich sein bereits 1948 erschienener, erst jetzt (in kongenialer Übersetzung von Gabriele Haefs) auf Deutsch vorliegender 400 Seiten dicker Roman als ein Klassiker der … > Weiterlesen