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Aktuelle Buchempfehlungen Belletristik

Herz in der Faust

Sorj Chalandon

Der neue Roman des in Tunis geborenen französischen Autors Sorj Chalandon besticht nicht nur durch seine direkte unverblümte Sprache, sondern schon dadurch, dass es darin um klassische Vorstellungen von Männlichkeit geht. Der Roman spielt in den 1930er Jahren, Schauplatz der Handlung ist eine Besserungsanstalt für renitente Jugendliche auf einer Insel vor der bretonischen Küste. Der Held namens Jules, genannt Kröte, ist ein dorthin verbannter und unter den autoritären und sadistischen Umerziehungsritualen leidender Jugendlicher, dessen abenteuerliches Herz sich indes als stark genug erweist, um der Brechung durch brutale Wärter und ihre Erziehungsmethoden zu widerstehen. Wie Jules einen Aufstand anzettelt schließlich aus der Anstalt flieht, wie er von einem einfachen Fischer aufgenommen … > Weiterlesen

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Aktuelle Buchempfehlungen Belletristik

Tokyo Sympathy Tower

Rie Qudan

Schon seit einigen Jahren lässt sich eine Tendenz zu unmittelbar an die Gegenwart anschließender, sich im gesellschaftlichen Raum schon beinahe aktualisierender Science Fiction ausmachen. Rie Qudans Tokyo Sympathy Tower, von der renommierten Übersetzerin Ursula Gräfe ins Deutsche übertragen, ist ein solches Buch und spielt auf hohem intellektuellen und literarischen Niveau mit paradoxen, durch brüchige moralische Imperative stimulierten Diskursen. Im Mittelpunkt stehen eine Architektin und der von ihr entworfene „Tokyo Sympathy Tower“, der inmitten der japanischen Hauptstadt errichtet wird. Dieser soll als eine Art Muster- und Wohlfühlgefängnis fungieren: die dort inhaftierten Straftäter, zeitgemäß verstanden als bemitleidenswerte, aufgrund der gesellschaftlichen Umstände straffällig gewordene Randgruppe, erwartet anstelle eines entbehrungsreichen Zellendaseins empathisches Entgegenkommen, … > Weiterlesen

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Aktuelle Buchempfehlungen Sachbücher und Bildbände

Leuchttürme

Jazmina Barrera

Der von der mexikanischen Schriftstellerin Jazmina Barrera verfasste, im Original bereits 2017 erschienene und in diesem Jahr im Dörlemann-Verlag auf Deutsch vorgelegte Essay über Leuchttürme – im Original betitelt als Cuaderno de faros, also „Leuchtturmheft“ – ist von den hiesigen Feuilletons zu Unrecht weitgehend übersehen worden. Handelt es sich doch um einen außergewöhnlichen, zwischen Sachbuch und assoziativer Reflexion pendelnden Text, mit dem es der Autorin gelingt, das von der Antike bis zur Gegenwart anhaltende Faszinosum von Leuchttürmen und deren Ausstrahlungskraft auf die Weltliteratur eingängig und mitreißend zu schildern. Die engen Bezüge zwischen real existierenden Leuchttürmen und damit verknüpften schriftstellerischen Phantasien, etwa von Herman Melville, Joseph Brodsky, Lawrence Durell, Robert … > Weiterlesen

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Aktuelle Buchempfehlungen Klassiker in Neuausgaben

Noatun

William Heinesen

Der Schriftsteller und Bildkünstler William Heinesen (1900–1991), der auf den Färöer geboren ist und dort auch den Großteil seines Lebens verbracht hat, gilt als der Klassiker der färöischen Literatur, wiewohl seine Texte nicht im Idiom der Insel, sondern in seiner Familien- und der damaligen Amtssprache Dänisch verfasst sind. Wir haben vor geraumer Zeit schon einen im Guggolz Verlag erschienenen Band mit Erzählungen von Heinesen vorgestellt. Nun liegt auch der zweite Roman des Autors mit dem Titel Noatun – erschienen 1938 und bereits 1939 erstmals in deutscher Übersetzung verlegt – in einer Neuübersetzung aus demselben Verlag vor. Im Mittelpunkt des Buches steht eine Gruppe eigensinniger Insulaner, die beschließt, dem wenig abwechslungsreichen … > Weiterlesen

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Aktuelle Buchempfehlungen Klassiker in Neuausgaben

Die sürrealistische Revolution

Benjamin Dittmann-Bieber, Christian Driesen (Hg.)

Der in Hamburg ansässige Textem-Verlag hat eine editorische Meisterleistung vollbracht, die einer Würdigung wert ist, auch wenn Inseln darin nur am Rand eine Rolle spielen. Immerhin hat die surrealistische Bewegung der 1920er selbst etwas von einem märchenhaften Archipel, zudem haben sich Breton & Co. ihrerseits gern auf indigene Vordenker von aller Herren Inseln berufen. Walter Benjamin hat die Bewegung der französischen Surrealisten bekanntlich als „letzte Momentaufnahme der europäischen Intelligenz“ bezeichnet, und tatsächlich haftet den von ihr hinterlassenen literarischen und bildnerischen Werken auch hundert Jahre nach ihrer Entstehung noch etwas von diesem Glanz an (zuletzt ausgiebig zu bewundern in der großartigen Ausstellung Rendezvous der Träume in der Kunsthalle Hamburg). Der … > Weiterlesen

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Aktuelle Buchempfehlungen Belletristik

Portolan

Daniela Danz

Die 1976 in Eisenach geborene, heute im thüringischen Kranichfeld lebende Autorin Daniela Danz hat Gedichte, Romane, Essays und Opernlibretti verfasst und gilt als Ausnahmeerscheinung in der gegenwärtigen deutschen Literaturszene. In ihrem neuen Gedichtband lenkt sie den Blick ihrer Leser auf ein den meisten nur dem Namen nach bekanntes Kulturgut, wobei eben dieser Name schon eine unüberhörbare poetische Qualität hat: „Portolan“ bezeichnet eine mittelalterliche Seekarte, auf der im Unterschied zur gebräuchlichen „Land-Karte“ das Meer der abgebildete Ort ist und die allein in Gestalt der diversen Häfen Übergänge zu den als weiße Leerräume angedeuteten „Land“schaften erfasst. In ihren Gedichten versucht Daniela Danz einen ähnlichen Perspektivwechsel: mit assoziativen, nicht selten formal überraschenden, zuweilen … > Weiterlesen

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Aktuelle Buchempfehlungen Klassiker in Neuausgaben Sachbücher und Bildbände

Am Saum der Gezeiten

Rachel L. Carson

Die US-amerikanische Meeresbiologin und Wissenschaftsjournalistin Rachel Carson (1907–1964) gehört gleichermaßen zu den Gründerfiguren der heutigen Umweltschutzbewegung wie zu den prägenden Autoren des sogenannten Nature Writing. Wir kennen sie nicht zuletzt aus den Büchern des schwedischen Wissenschaftsjournalisten und Publizisten Patrik Svensson, der in Das Evangelium der Aale wie auch Die Chronistin der Meere mehrfach auf sie Bezug nimmt. Die in Carsons Buch Am Saum der Gezeiten versammelten Essays, Naturbeobachtungen und Gedankengänge entstanden in den 1950er Jahren und wurden ursprünglich als Zeitungsartikel New Yorker veröffentlicht. Der in Wien ansässige Czernin Verlag hat sie jetzt in einer auch ästhetisch ansprechenden und empfindam illustrierten Ausgabe neu auf Deutsch herausgegeben. Er damit nicht nur ein … > Weiterlesen

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Aktuelle Buchempfehlungen Klassiker in Neuausgaben

Streichhölzer

Ásta Sigurðardóttir

Dem umtriebigen Guggolz-Verlag ist eine weitere großartige Wiederentdeckung auf dem Gebiet der nordeuropäischen Literatur des 20. Jahrhunderts zu danken. Die Schriftstellerin Ásta Sigurðardóttir lebte von 1930 bis 1971 und gilt aus mehreren Gründen als Ausnahmeerscheinung in der isländischen Literatur. Ihre Werke und ihr kurzes Leben sorgten im noch über weite Strecken traditionellen Island der 1950er und 60er Jahre gleichermaßen für Aufsehen. Ihre Biographie zieren zahllose Liebschaften, die oft genug zu Schwangerschaften führten. Sigurðardóttir bestritt ihren Lebensunterhalt u.a. als Aktmodell, brachte sechs Kinder zur Welt, von denen die meisten in Pflegefamilien aufwuchsen. Ihre literarische Produktivität ging mit extensivem Alkoholgenuss der Autorin einher, nichtsdestotrotz bestechen sie durch Empfindsamkeit, Einfühlungsvermögen, formale Präzision und … > Weiterlesen

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Aktuelle Buchempfehlungen Sachbücher und Bildbände

Allein auf See.

Richard J. King

Richard J. King ist seit 30 Jahren passionierter Segler, zudem Schriftsteller und Professor für Maritime Geschichte und Literatur an der SEA Education Association in Woods Hole, Massachusettes. In seinem neuen Buch widmet er sich der Frage, was Menschen bewegt, sich völlig allein auf eine Reise über offene Ozeane zu begeben? Die Antworten, die er darauf findet, sind vielschichtig, und es kommt seinem Buch zugute, dass ihm die doppelte Perspektive von eigener Erfahrung und gelehrter Beschäftigung mit den Reiseberichten von anderen einsamen Ozeanüberquerern zur Verfügung steht. Nicht zuletzt interessiert ihn die psychologische Seite des Themas: Um welche menschlichen Persönlichkeiten handelt es sich, die diesen gefahrvollen Grenzgang über die Meere wagten? Wie … > Weiterlesen

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Aktuelle Buchempfehlungen Kinder- und Jugendbücher

Metaphern. Die Geschichte der Philosophie in 24 Bildern

Pedro u. Merlin Alcalde/ Guim Tiò

Die katalanischen Autoren Pedro und Merlín Alcalde sowie Guim Tiò leisten mit diesem Buch etwas Außergewöhnliches: nämlich die Geschichte der Philosophie in denkbar knapper Form – nämlich 24 Metaphern –, gleichwohl substanziell und anregend zu präsentieren. Dass dabei von Heraklits „Fluss“ (der ersten überlieferten Metapher der westlichen Philosophie überhaupt) über Nietzsches Bild vom „offenen Meer“ bis zu Zygmunt Baumans Begriff des „Flüssigen“ maritime Sinnbilder eine wichtige Rolle spielen, wird niemanden, der sich je ein Stückweit in philosophische Texte eingelesen hat, verwundern. Natürlich stehen daneben auch ganz andere wie Höhle, Spiegel, Rasiermesser, Licht usw. All diese Metaphern bzw. Sinnbilder eint, dass sie gleichnishaft für wesentliche existenzielle Fragestellungen sind bzw. das Verständnis … > Weiterlesen