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Belletristik

Aufzeichnungen eines Krokodils

Qiu Miaojin

Die taiwanesische Psychologin und Autorin Qiu Miaojin (1969–1995), wurde gerade 26 Jahre alt. Sie starb unter nicht ganz geklärten Umständen (anscheinend durch Selbstmord mit einem Küchenmesser) in Paris kurz nach der Publikation ihres Romans Aufzeichnungen eines Krokodils, dessen feministische Perspektive heute als epochal in der jüngeren chinesischen Literatur gilt. Der autobiographisch inspirierte, tagebuchartig aufgebaute Romans wurde nicht nur deswegen zum Kultbuch, weil seine Heldin, die lesbische Studentin Lazi, offen ihr homoerotisches Verlangen thematisiert, er liefert auch eine sensible Aufzeichnung des gesellschaftlichen Aufbruchs im Taiwan der 90er Jahre. Das im inneren der Heldin hausende, den Titel des Buches liefernde „Krokodil“ zeigt sich als Metapher des diesen Aufbruch tragenden Begehrens. Dessen … > Weiterlesen

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Sachbücher und Bildbände

Das Evangelium der Aale

Patrik Svensson

Schon seit der Antike geben die Aale der Wissenschaft zahlreiche Rätsel auf – so widmete Aristoteles ihnen mehrere Betrachtungen und griff darin verschiedene Auffassungen weiterer Autoren des Altertums an. Aus heutiger Perspektive muten freilich auch Aristoteles‘ Ansichten, eher skurril an, die der schwedische Wissenschaftsjournalist Patrik Svensson in seinem Buch zum Thema neben vielen anderen zitiert. Umso spannender liest sich Svenssons eigene Einschiffung in das Rätseldasein der Aale und die darüber in alten und jüngeren Zeiten kursierenden Legenden und Theorien. Dabei kommen dem Autor neben der in die eigene Kindheit zurückreichenden Faszination und Neugier sein kritischer Geist und seine sprachliche Begabung zugute. Neben vielem anderen kann man aus seinem in über … > Weiterlesen

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Belletristik

O.

Sabine Scholl

Die österreichische Autorin Sabine Scholl hat unter dem Titel O. eine ins 21. Jahrhundert verlegte Adaption der Odyssee verfasst. Die Abkürzung O. steht für die weibliche Heldin des Buches, eine Musikerin, die sich mit ihren „Gefährtinnen“, einer Gruppe geflüchteter Frauen, auf eine Odyssee über die heutigen Weltmeere und die Suche nach einem glücklichen Ankunftsort begibt. Die Art und Weise, wie die Autorin dabei literarische Sprache, einen betont weiblichen Blick auf die Welt und den menschlichen Körper sowie die Erfahrungen zeitgenössischer Migrantinnen verwebt, erinnert ihrerseits an eine musikalische Komposition, die sich einer einfachen linearen Lesart entzieht. Doch so sehr sich Scholls Anspruch dagegen sperrt, in leicht verdaulicher Lesekost aufzugehen, so reich … > Weiterlesen

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Belletristik Rügen- und Ostseebezug

Sanddornzeit. Tagebuchblätter von Hiddensee

Hanns Cibulka

Der Bibliothekar, Lyriker und begabte Tagebuchschreiber Hanns Cibulka galt in der DDR als ein Geheimtipp mit Bestsellerpotenzialen und bleibt auch im historischen Rückblick eine bemerkenswerte Stimme in der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts. In diesem Jahr wäre der 1920 im schlesisch-mährischen Jägerndorf geborene Autor 100 Jahre alt geworden, was den Berliner Verlag Matthes & Seitz bewogen hat, in seiner Reihe Naturkunden die erstmals 1971 erschienenen Tagebuchblätter von Hiddensee neu herauszugeben. In Cibulkas Tagebuchprosa überlagern sich Eindrücke der erlebten Natur – Flora, Tierlaute, Ausblicke, Wolken – mit einer „inneren Landschaft“ aus dadurch angeregten Gedanken, Assoziationen und literarischen Zitaten. Sein einen Sommer währender Hiddenseeaufenthalt, bei dem das publizierte Tagebuch entstand, ist mitnichten … > Weiterlesen

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Belletristik

Alma

Jean-Marie Gustave Le Clézio

J. M. G. Le Clézios neuer Roman Alma ist eine Hommage an die Insel Mauritius im Indischen Ozean, auf der er einen großen Teil seiner Kindheit verbracht hat. Der in Nizza geborene, später u.a. in Nigeria, Südfrankreich und England ansässige Autor bekennt offen, dass Mauritius ihm aus dem Rückblick zu seiner „Heimat“ geworden ist und sein Buch unverkennbar autobiographische Züge trägt. Diese verteilt Le Clézio indes auf zwei gegensätzliche Helden: Der erste ist der Forscher Jérèmie Felsen, dessen Vater von der Insel stammt. Ein diesem heiliger Kieselstein, von dem es heißt, dass er aus dem Magen eines auf Mauritius beheimateten, vor mehr als 300 Jahren ausgestorbenen Laufvogels mit dem Namen … > Weiterlesen

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Belletristik

Ein Ehebruch

Edoardo Albinati

Edoardo Albinati, Jahrgang 1956, Regisseur, Journalist, Lehrer, Übersetzer und Autor, wurde in Italien vor allem mit seinem 2016 erschienenen Monumentalroman Die katholische Schule bekannt, für den er den renommierten Literaturpreis Premio Strega erhielt. Sein neuer Roman Ein Ehebruch, der eher die Bezeichnung als Novelle verdient, hat bei der Kritik ein gespaltenes Echo ausgelöst – uns aber ganz und gar positiv überrascht: als eine sprachlich präzise und psychologisch meisterhafte Liebesgeschichte, wie sie auf dem Buchmarkt selten ist und mit dem Sehnsuchtsgewitter gängiger Inselschmöker nichts gemein hat. Die Helden Clementina und Erri, ein aus einer Zufallsbekanntschaft hervorgegangenes Liebespaar, verabreden sich zu einem gemeinsamen Wochenendausflug auf eine Insel im Mittelmeer, ohne ihren … > Weiterlesen

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Belletristik

Fremdes Licht

Michail Stavarič

Auch wenn der im tschechischen Brünn geborene Autor Michael Stavarič schon seit seiner Kindheit in Österreich lebt, greift er mit seiner Vorliebe für absurde, groteske und surreale Szenarien unverkennbar auf eine gerade in Tschechien lebendige literarische Tradition zurück. Die Heldin seines neuen, in einer dystopischen Zukunft spielenden Romans ist einerseits als Genforscherin für eine Schweizer Firma tätig, die aus archivierten Gensequenzen Lebewesen rekonstruiert, hat zugleich jedoch grönländische Inuit als Vorfahren aufzuweisen. Die von ihrem Eskimo-Großvater erlernten Überlebenstechniken kommen ihr zugute, als sie sich plötzlich in einer menschenleeren Eiswüste wiederfindet, aber nicht nur das: In ihrer Erinnerung hat sich auch die uralte schamanische Überzeugung gehalten, dass die Übergänge zwischen Realität und … > Weiterlesen

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Belletristik

Die Inseln

Amitav Ghosh

Der im Blessing Verlag in deutscher Übersetzung erschienene Roman Die Inseln des indischen Schriftstellers Amitav Ghosh balanciert unterhaltsam zwischen einem historischem Hyperrroman à la Umberto Eco und einem eher an den globalen Rändern gedeihenden „magischem Realismus“. Die titelgebenden „Inseln“ sind diejenigen der Sunderbans, will sagen des Gangesdeltas mit seinen gigantischen Mangrovenwäldern, wo eine mythische Vorzeit auf das drohende Szenario einer vom Klimawandel hervorgerufenen Sintflut stößt. In der durch diese Sumpflandschaft mit ihren schwer zugänglichen Inseln versinnbildlichten gleichsam bodenlosen Zwischenwelt sucht der Held des Buches, ein indischstämmiger Antiquar, der unterdessen in Brooklyn lebt, nach einem sagenumwobenen alten Schrein. Dabei gerät er in einen Strudel mysteriöser Ereignisse und Zusammenhänge, die ihn … > Weiterlesen

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Belletristik

Dahinter das offene Meer

Ben Smith

Der englische Autor Ben Smith zeichnet in seinem Debütroman Dahinter das offene Meer das düstere Szenario einer Zukunft unter dem Eindruck von Klimawandel, verschmutztem Meereswasser und ansteigendem Meeresspiegel – und zwar aus sehr spezieller Perspektive: In einem entlegenen Offshore-Windpark der Nordsee, der nach und nach verrottet, harren ein alter und ein junger Mann aus, die im Auftrag einer dubiosen „Firma“ für 600 marode Windräder verantwortlich sind. Ihr einziger Kontakt zur – anscheinend weitgehend untergegangenen – übrigen Welt wird durch ein Versorgungsschiff hergestellt, das sie in gewissen Abständen mit nötigsten Gütern beliefert und im Tausch dafür abmontierte Maschinenteile und von dem Alten gebrannten Fusel mitnimmt. Ein dazwischengeschalteter Erzählstrang rekapituliert den Auf- … > Weiterlesen

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Belletristik

Die Umseglung der Welt. James Cook und die Suche nach dem Südland

Michael Pantenius

Michael Pantenius, Jahrgang 1938 und einstmals Buchhändler, Seemann, Verlagslektor, Feuilletonchef und Autor diverser Reiseführer für Halle und Umgebung, hat sich inzwischen auf das Verfassen historischer Romane fixiert. Mit seinem neuesten Opus wendet er sich dem Weltumsegler James Cook und dessen Suche nach der legendären „Terra australis“ zu, zugleich aber auch einem berühmten Hallenser: dem vielseitigen Naturforscher, Anthropologen und Philosophen Johann Reinhold Forster, der Cook zusammen mit seinem Sohn Johann Georg Forster auf seiner Weltreise von 1772 bis 1775 begleitet hat. Der im Heidelberger Morio Verlag, einem Imprint des Mitteldeutschen Verlags Halle, erschienene Roman wird von Reinhold Forsters Tod während einer Wanderung im Saaletal bei Halle im Dezember 1798 eingerahmt. Bei … > Weiterlesen