Der dänische Schriftsteller Johannes V. Jensen (1873-1950), Literatur-Nobelpreisträger des Jahres 1944, wurde im jütländischen Himmerland als Sohn eines Tierarztes geboren. Die dörfliche Welt seiner Kindheit und ihre typischen Protagonisten hat er in seinem 1898 erschienenen Erzählband „Himmerlandsvolk“ verewigt, der jetzt im Berliner Guggolz-Verlag erstmals in vollständiger deutscher Übersetzung erschienen ist. Dem 25-jährigen Autor gelang mit diesem Erstlingswerk der Durchbruch als anerkannter Schriftsteller und er ließ ihm bis in die 1920er Jahre weitere Bände mit „Himmerlandsgeschichten“ folgen. Das harte Leben auf dem Lande, seine tragischen Helden und tragkkomischen Pointen, die Jensen in präziser und bis heute anrührender Sprache vorführt (nicht zuletzt dank der gleichermaßen einfühlsamen wie schnörkellos zeitgemäßen Übersetzung von Ulrich … > Weiterlesen
Kategorie: Klassiker in Neuausgaben
Reisen ohne Ziel
Auf der Leipziger Buchmesse wurde der vor zwei Jahren gegründete Berliner Guggolz-Verlag, der sich anspruchsvoll gestalteten Neuausgaben vergessener literarischer Klassiker aus Nord- und Osteuropa verschrieben hat, mit dem Förderpreis der Kurt-Wolff-Stiftung ausgezeichnet. Zu den aktuellen Neuerscheinungen des Verlags gehört der Band Reisen ohne Ziel mit autobiographischen Reiseessays des schwedischen Autors und erklärten „Weltnomaden“ Harry Martinson. Der Sohn eines Kapitäns, bekennende Buddhist und Literatur-Nobelpreisträger des Jahres 1974, der sich 1978 das Leben nahm, war in den 1920er Jahren als Matrose und Schiffsheizer auf allen Weltmeeren unterwegs und bezog daraus den Stoff für sein Buch, das 1932 in Schweden erschien und seinen dortigen Ruhm mit begründet hat.… > Weiterlesen
Japans Geister
Lafcadio Hearn, 1850 auf der griechischen Insel Lefkada als Sohn einer Griechin und eines britischen Offiziers geboren, in Dublin aufgewachsen und als 19-jähriger nach New Orleans, später nach New York übergesiedelt, war im wahrsten Sinne einer der ersten modernen Globetrotter und einer der einflussreichsten Reiseschriftsteller des 19. Jahrhunderts. 1891 heiratete er die Tochter eines Samurais und ließ sich in Japan nieder, dessen Alltag und Kultur, Mythen und Gegenwart, Pflanzen und Tiere er genau beobachtet und in zahlreichen Essays beschrieben hat. Eine illustrierte Re-Edition seiner für die europäische Japanrezeption um 1900 maßgeblichen Texte ist unter dem Titel Japans Geister in der Reihe „Die andere Bibliothek“ in opulenter Ausstattung erschienen.… > Weiterlesen
Jenseit des Tweed
Im Rahmen der „Großen Brandenburger Fontane-Ausgabe“, die sich mit ihrer umfassenden Kommentierung als künftiger Maßstab der Fontane-Edition empfiehlt, ist der mit zeitgenössischen Stichen illustrierte Bericht der 1858 unternommenen Reise des Autors durch Schottland erschienen, die er selbst als schönste und poetischste seines Lebens bezeichnet hat. Angesichts der historischen Helden und Schlachtfelder sowie von romantischer Natur und schönen Frauen erfährt Fontane in Schottland eine ähnliche Initiation wie siebzig Jahre zuvor Goethe bei seiner Reise durch Italien. Nicht zuletzt färbt der Stil seiner Reisebeschreibung auf die nach seiner Rückkehr in Angriff genommenen Wanderungen durch die Mark Brandenburg ab.… > Weiterlesen
Die Schattenlinie
In der verdienstvollen Reihe der Klassiker-Neuübersetzungen aus dem Hanser-Verlag ist eines der bekanntesten Bücher von Joseph Conrad, der Kurzroman Die Schattenlinie, in der Übersetzung von Daniel Göske neu erschienen. Das Meer und die Seefahrt als hauptsächliche Themen, die das gesamte literarische Werk Conrads durchziehen, wird darin mit der biographischen Grauzone zwischen pubertärer Männlichkeit und verantwortlichem Mannsein zusammengeführt. Aus der Perspektive des jungen Kapitäns und Helden der Erzählung entdeckt sich die Schifffahrt als Gleichnis auf die biographische Lebensfahrt. Die umfassend kommentierte Neuausgabe enthält zudem Conrads frühere Erzählung Der geheime Teilhaber.… > Weiterlesen
Die Arbeiter des Meeres
Victor Hugos 1866 erschienener Großroman Die Arbeiter des Meeres ist in Deutschland zu Unrecht weniger bekannt als Die Elenden und Der Glöckner von Norte-Dame. Sein Schauplatz ist die Kanalinsel Guernsey, auf der Hugo während seines zwanzigjährigen Exils von 1851 bis 1871 selbst gelebt hat, sein Held der in sich gekehrte Fischer Gilliat, der über einen visionären Zugang zur Natur und ihren schöpferischen Kräften verfügt und dem die Bewohner der Insel mit Misstrauen begegnen. Der in die Tochter eines auf der Insel ansässigen Kapitäns verliebte Gilliatt unternimmt es, die Maschine dessen an einer Klippe zerschellten Dampfschiffs in einem tagelangen einsamen und geradezu übermenschlichen Kampf gegen die Naturkräfte zu bergen. Hugos … > Weiterlesen
Der 1936 erschienene Roman Der Krieg mit den Molchen des tschechischen Autors Karel Capek ist weit mehr als eine skurrile Satire auf den Zeitgeist der 1930er Jahre. Mit seiner suggestiven, sich an den Tonarten von Boulevardpresse und Wissenschaft, Politikern, Börsianern, Philanthropen usw. bedienenden Sprache schafft Capek ein kaleidoskopisches Abbild der modernen Welt und eine grandiose Parodie darauf in einem. Die Geschichte dreht sich um die Entdeckung intelligenter Molche in der Südsee, die sich als Arbeitstiere für die Perlenfischerei empfehlen, bald zum Gegenstand wissenschaftlicher und populärer Spekulationen werden und sich schließlich selbst der menschlichen Sprache und der modernen Medien bedienen. Dass das Ganze nur in einem verheerenden Weltkrieg zwischen Menschen und … > Weiterlesen
Teryky
Jury Ritchëu, Jahrgang 1930, gestorben 2008, wurde als Sohn eines Jägers auf der Tschuktschen-Halbinsel im hohen Nordosten Sibiriens geboren und avancierte mit seiner an mythische Überlieferungen angelehnten kunstvollen Prosa zum ersten Dichter seines Volkes. Seine Erzählungen stehen beispielhaft für Kafkas Diktum ein, dass gerade eine vermeintlich „kleine Literatur“ das Potenzial zu wahrhafter Größe hat. Die Helden der Erzählung „Teryky“, die der Unionsverlag jetzt in einer Leinenausgabe neu aufgelegt hat, sind der Jäger Gogoi und seine schöne Frau Tin-Tin. Nachdem Gogoi auf der Jagd von einem Wetterumschwung überrascht und auf einer Eisscholle abgetrieben worden ist, verwandelt er sich in einen Teryky, der nach den traditionellen Vorschriften seines Volkes im Fall … > Weiterlesen
Ernest Hemingways Novelle über den einsamen Kampf eines kubanischen Fischers mit einem Schwertfisch erschien 1953 und trug maßgeblich zum Ruhm ihres Autors bei, der im Jahr darauf den Nobelpreis erhielt. Die jetzt erschienene Comic-Adaption des französischen Zeichners und Illustrators Thierry Murat schafft mit ihrer atmosphärischen Bildsprache ein kongeniales Pendant zu Hemingways großartiger Story.… > Weiterlesen
Wilde Welten
Der zu Unrecht in Vergessenheit geratene Friedrich Gerstäcker, dessen Geburtstag sich in diesem Jahr zum 200. Mal gejährt hat, gehört zu den großen Abenteurern und Reiseerzählern der deutschen Literatur. Seine Reisen in die Südsee sowie nach Nord- und Südamerika und Australien reihen sich neben denen von Melville, Stevenson und Chamisso unter die literarisch fruchtbarsten des 19. Jahrhunderts. Der Berliner Verlag Ripperger & Kremers legt nach Gauguins „Noa Noa“ nun auch eine verdienstvolle kommentierte Neuausgabe von Gerstäckers Reiseerzählungen vor.… > Weiterlesen