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Belletristik

Die Schule der Nacht

Karl Ove Knausgård

Der Norweger Karl Ove Knausgård widmet sich in seinen Büchern mit Vorliebe existenziellen Fragestellungen, so auch in seinem neuen Roman Die Schule der Nacht, den er selbst „ein sehr finsteres und unangenehmes Buch“ genannt hat. Erzählt wird die Geschichte eines geborenen Norwegers und erfolgreichen Fotografen, dessen durch Motive von Tod und Vergänglichkeit geprägtes Werk an keinem geringeren Ort als im New Yorker MOMA mit einer Retrospektive gewürdigt wird. Viel höher und weiter geht es für einen Fotografen nicht, indes ist der Leser von der ersten Seite an im Bilde, dass dieser Mann ein ebenso jähen Absturz erfahren haben muss, befindet er sich doch inzwischen auf einer entlegenen Insel vor … > Weiterlesen

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Air

Christian Kracht

Paul, von Beruf Dekorateur und Held von Christian Krachts jüngstem Roman, hat seine Heimat Schweiz mit den Orkney-Inseln getauscht, wo er für ein Design-Magazin arbeitet. Von diesem erhält er einen merkwürdigen, gleichwohl gut dotierten Auftrag, der ihn nach Norwegen führt, wo er einem Datenzentrum einen Innenanstrich von außerordentlichem Weiß verpassen soll. Dass der Held bald darauf in einem zweiten Erzählstrang auftaucht, der in einem mythologisch-urzeitlich anmutenden Mittelalter spielt, lässt darauf schließen, dass die Reise nach Norwegen ihn über dieses Ziel hinaus an ganz andere Orte führt. Schuld ist ein schwerer Sonnensturm, der offenbar den gewohnten Zeitablauf durcheinandergebracht hat. Zusammen mit einem Mädchen namens Ildr, das ausgezeichnet mit dem Bogen schießen … > Weiterlesen

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Die Insel Kolbeinsey

Bergsveinn Birgisson

Bergsveinn Birgisson, geboren 1971 in Rejkjavik, studierte altnordische Literatur in Bergen (Norwegen) und forscht zur Dichtung des skandinavischen Mittelalters. Er publizierte mehrere Gedichtbände, Essays und preisgekrönte Romane, u.a. Die Landschaft hat immer recht und Antwort auf den Brief von Helga (2022). Der Wiener Residenz-Verlag hat sich auch seines neuesten Romans angenommen, der eine beinahe filmreife Verfolgungsjagd durch die isländische Berg- und Küstenlandschaft und bis auf die entlegene Insel Kolbeinsey hinter dem Polarkreis zum Thema hat. Anlass der Handlung ist der Umstand, dass ein depressiver Mann in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen wird und dessen als Ich-Erzähler fungierender Freund beschließt, ihn daraus zu befreien. Das flüchtige Duo wird auf seinem … > Weiterlesen

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Die Leute von Oetimu

Felix K. Nesi

Felix K. Nesi ist ein auf West-Timor geborener und aufgewachsener Schriftsteller, der unterdessen für sein Werk mehrere internationale Preise erhielt. Der Hamburger Edition Nautilus ist zu danken, dass sein Roman Die Leute von Oetimu nunmehr in einer deutschen Übersetzung vorliegt, die Lust auf weitere Werke dieses stilsicheren Autors macht, der es versteht, regionale Geschichte mit mythischen Anleihen, drastischen Sex- und Gewaltszenen, aber auch poetischen Ortsbeschreibungen zu einer spannenden Romanhandlung zu verknüpfen. Angelpunkt der Handlung ist das Finale der Fußball-WM 1998. Während die Männer der Gemeinde Oetimu auf Ost-Timor gemeinsam vor einem Fernseher sitzen, ereignet sich ein brutaler Überfall, der der Familie eines früheren pro-indonesischen Offiziers gilt und sich als lang … > Weiterlesen

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Halbinsel

Kristine Bilkau

Kristine Bilkau ist seit 2015 mit zwei Romanen und einem Essay über das Schwimmen hervorgetreten. Ihr neuer Roman Halbinsel hat als Preisträger der diesjährigen Leipziger Buchmesse namhafte Konkurrenten wie Christian Krachts Air aus dem Rennen geschlagen. Die den Titel liefernde Halbinsel liegt im friesischen Wattenmeer und ist die Heimat der 49-jährigen Annett, die neben ihrer Tochter Linn eine der Heldinnen dieser subtilen Mutter-Tochter-Geschichte ist. Letztere ist zum Zeitpunkt der Handlung genau halb so alt wie ihre Mutter und arbeitet als Volontärin für ein ökologisches Projekt – bis sie während eines Vortrages anlässlich einer Tagung einen Schwächeanfall erleidet und zusammenbricht. Als Annett Linn zunächst im Krankenhaus besucht und beide zusammen daran … > Weiterlesen

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Das Wunder von Paradise Deep

Michael Crummey

Der aus Neufundland gebürtige Schriftsteller Michael Crummey, Jahrgang 1965, hat schon mehrfach mit in seiner Heimat angesiedelten – halb mythisch ausgreifenden, halb zeitgenössisch realistischen – Romanen auf sich aufmerksam gemacht. Sein neuester beginnt mit einem an der Küste des Fischerdorfs Paradise Deep strandenden Wal, in dessen Bauch die Bewohner auf einen stummen, nach Fisch stinkenden, wiewohl lebenden Mann stoßen. Sie verleihen ihm den Namen Judah, allein die Frage, ob seine Ankunft als göttlicher Fingerzeig oder unheiliges Omen zu verstehen ist, lässt sich nicht so leicht entscheiden. Der Fortgang der Geschichte gibt dem Autor Gelegenheit, nicht nur die Küstenlandschaft und ihre Bewohner mit ihren in mythische Vorzeiten zurückreichenden Familiengeschichten Revue passieren … > Weiterlesen

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Der Junge aus dem Meer

Garret Carr

Der Debütroman des Iren Garret Carr spielt in einem kleinen Dorf an der irischen Westküste. Die Handlung beginnt im Jahr 1973, als am Strand ein Baby gefunden wird, welches der Fischer Ambrose und seine Frau Christine adoptieren. Der Name Brendan, den sie dem Findling geben, erinnert an mehrere halbmythische Seefahrer und Wandermönche des frühen Mittelalters, den heiligen Brendan des im Mittelalter europaweit gelesenen Reisebuchs und den Kirchengründer Brendan von Birr. Wie die Herkunft des Jungen den Dorfbewohnern ein Rätsel bleibt, so im weiteren Verlauf auch der Junge selbst, von dem gleichwohl eine andauernde Faszination ausgeht. Der Roman folgt der Geschichte des heranwachsenden Jungen und des Dorfes, das ihm zur Heimat … > Weiterlesen

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Aktuelle Buchempfehlungen Belletristik

Unmöglicher Abschied

Han Kang

Die koreanische Autorin Han Kang war vor der Auszeichnung mit dem Literatur-Nobelpreis im letzten Herbst hierzulande nur Eingeweihten und insbesondere durch ihren Roman Die Vegetarierin bekannt. Ihr im Dezember auf Deutsch erschienener neuer Roman Unmöglicher Abschied widmet sich nun gleichermaßen einem Inselthema, der Frage nach dem Wesen von Freundschaft und einem bis heute nur ansatzweise aufgeklärten Massaker an der Bevölkerung der koreanischen Insel Jeju im Jahre 1948, als unter dem Vorwand der Bekämpfung eines kommunistischen Aufstands zehntausende Einwohner, ein Großteil davon Frauen und Kinder, verfolgt und ermordet wurden. Die Rahmenhandlung, die die Geschichte in Gang bringt, ist einfach: Die auf der Insel beheimatete Fotografin und Künstlerin Inseon wird nach einem … > Weiterlesen

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Aktuelle Buchempfehlungen Belletristik

Theodoros

Mircea Cartarescu

Der rumänische Schriftsteller Mircea Cartarescu wird unter Literaturliebhabern schon seit seinem 2019 erschienenen Roman Solenoid als heißer Anwärter auf den Literaturnobelpreis gehandelt. Mit seinem neuen, knapp 700 Seiten starken Roman Theodoros hat er diesen Anspruch untermauert, auch wenn sein jüngstes Meisterwerk aufgrund seines „barocken“ und „unzeitgemäßen“ Sprachzaubers im Feuilleton nicht unumstritten geblieben ist – was aus unserer Sicht eher auf Schwächen aktueller Feuilletonisten als des Romans und seines Autors schließen lässt. Gerade angesichts der allzu oft kopflastigen und wenig originellen Prosa, mit der uns deutsche Verlage in diesen Tagen der großen Literatur entwöhnen, wirkt die Cartarescu-Lektüre wie der Sprung in andere, unendlich reichhaltigere und aus zeitlosen Inspirationsquellen hervorsprudelnde Welten, in … > Weiterlesen

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Aktuelle Buchempfehlungen Belletristik

Hohe See und niemands Land

Wilhelm Bartsch

Wilhelm Bartsch, Jahrgang 1950, geboren in Eberswalde, lebt in Halle an der Saale. Er studierte Philosophie in Leipzig und arbeitete später als Dozent am dortigen Literaturinstitut, hat aber auch Erfahrungen in praktischen Berufen gesammelt und mehrere Facharbeiterbriefe vorzuweisen. Bartsch ist als Verfasser von Gedichten, Erzählungen, Romanen und Essays hervorgetreten, die mehrfach prämiert worden sind, u.a. mit dem Brüder-Grimm-Preis und dem Wilhelm-Müller-Preis. In seinem neuen Gedichtband „Hohe See und niemands Land“ hat er sich mit Nietzsche gesprochen „aufs Schiff“ begeben und das „Land hinter sich abgebrochen“, wobei wenigstens Shakespeare immer mal wieder von seiner Prospero-Insel herüberwinkt. Eine literarische Übung im Glauben und Standhalten angesichts stürmischer Zeiten.… > Weiterlesen