Der in Putbus lebende Historiker und Lehrer André Farin ist in den letzten Jahren schon mit mehreren gut recherchierten Publikationen über die Geschichte der Insel Rügen hervorgetreten. Das neueste Buch, das im Frühjahr 2021 in der von ihm geführten Edition Rügen erschienen ist, fasst eine Vielzahl von Themen und einzelnen Recherchen unter dem Titel Zur Sommerfrische an die Ostseeküste zusammen und ist der Blütezeit der Seebäder auf Rügen und Hiddensee im Jahrhundert zwischen 1815 und 1915 gewidmet. Aufgrund der Fülle der von Farin zusammengetragenen historischen Fakten sowie den reichhaltigen Illustrationen trägt das Buch den Untertitel einer Kleinen Geschichte der Seebäder der Inseln Rügen und Hiddensee völlig zurecht und ist als … > Weiterlesen
Kategorie: Sachbücher und Bildbände
Der Ruf des Seevogels
Der britische Journalist und Autor Adam Nicholson hat schon seit seiner Kindheit eine Leidenschaft für Seevögel, die einzigen Tiere, die in drei Elementen – zu Wasser, zu Land und in der Luft – zuhause sind. Als Ursache dieser Begeisterung nennt er im Vorwort seines jetzt in der Verlagsbuchhandlung Liebeskind auf Deutsch erschienenen Buches das Vorbild seines Vaters, der ihn im Alter von acht Jahren mit zur Vogelbeobachtung auf die zu den Äußeren Hebriden gehörigen Shiant Islands genommen hat. Seitdem hat der inzwischen Mitte sechzigjährige Autor die Wege der Seevögel von den Archipelen im Norden und Westen Britanniens bis nach Neufundlund, Südgeorgien und die Falklandinseln verfolgt. In Der Ruf des Seevogels… > Weiterlesen
Der Taucher von Paestum
Anknüpfend an die berühmte Darstellung des sogenannten „Tauchers“ auf der Deckplatte einer 1968 ausgegrabenen Grabkammer in Paestum (dem griechischen Poseidonia am Golf von Salerno), hat der Archäologe und Altertumsforscher Tonio Hölscher eine spannende Untersuchung über die Rolle von Meer und Wassersport im antiken Alltagsleben vorgelegt. Ausgangspunkt seiner Reflexion ist die verbreitete Deutung des dargestellten Kopfsprungs als Eintritt ins Totenreich, der der Autor widerspricht. Unter Heranziehung weiterer antiker Gemälde, Fundstücke und literarischer Zeugnisse führt er eindringlich vor, dass die Darstellung vielmehr als ausgesprochene Diesseitsszene mit Bezug zu Initiationsriten und bestimmten mythischen Konnotationen des Meeres und seiner Bewohner – von Delphinen bis Göttern – verbunden ist.… > Weiterlesen
Der britische Historiker David Abulafia ist spätestens seit seiner breit angelegten und viel beachteten Monographie über Das Mittelmeer auch meereskundlich interessierten Forschern und Laien in Deutschland ein Begriff. Jetzt hat er nochmals weiter ausgeholt und auf knapp 1.200 Seiten eine „große Weltgeschichte der Ozeane“ unter dem Titel Das unendliche Meer vorgelegt. Dass wir dieses voluminöse Werk dem interessierten Publikum ebenso ans Herz legen wie den Vorgängerband (auch ohne bisher die Zeit zu einer kompletten Lektüre gefunden zu haben) liegt nicht nur daran, dass es an diesen 1.) in jeder Hinsicht anschließt und 2.) die Geschichte des Mittelmeers nunmehr in einen globalen Kontext stellt. Genau genommen wäre hier von einer „Weltgeschichte“ … > Weiterlesen
Die Eloquenz der Sardine
Unter dem Titel Die Eloquenz der Sardine ist im Verlag C.H. Beck ein Buch des französischen Physikers Bill François erschienen, der sich auf die unterhaltsame Gratwanderung zwischen Wissenschaftsreportage und mitreißendem Erzählen versteht. Daraus ist nicht nur einiges über die subtilen Kommunikationen unter Fischen zu lernen, sondern z.B. auch, dass der menschliche Körper – ganz im Unterschied zu seinen äffischen Verwandten – über zahlreiche Eigenschaften verfügt, die ihn zum Leben im Wasser prädestinieren. Mit seinen ebenso scharfsinnigen wie eigenwilligen Beobachtungen lädt der Autor seine Leser zu einer aquarischen Entdeckungsreise, die eine Fülle von Einblicken und Einsichten in die Welt der Wasserlebewesen bereithält – wobei man ein ums andere Mal geneigt ist … > Weiterlesen
Francesca Buoninconti ist eine italienische Ornithologin und Wissenschaftsjournalistin, deren besonderes Interesse den Vogelzügen und den weltweiten Wanderungen weiterer Tierarten – etwa von Fischen, Walen und Meeresschildkröten – gilt. Für die Beobachtung dieser Wanderbewegungen hielt sie sich immer wieder auf Inseln und Gebirgspässen auf. Das daraus entstandene Buch trägt in der deutschen Übersetzung den Titel Grenzenlos. Die erstaunlichen Wanderungen der Tiere und räumt nebenbei mit diversen gängigen Mythen über die besprochenen Tiere auf, etwa dem, dass Fledermäuse nicht sehen können. Erschienen ist es im Folio Verlag, der in Wien & Bozen ansässig ist.… > Weiterlesen
Crazy Horse
Der Wissenschaftsjournalist Till Hein hat sich einer offenkundigen Fehlstelle der vorliegenden maritimen Literatur angenommen und eine Monographie über Seepferdchen verfasst, die unter dem Titel Crazy Horse im mare-Verlag erschienen ist. Bereits im Untertitel gibt das Buch sein bestes, den Leser in die „schillernde Welt der Seepferdchen“ zu verführen, indem es diese als „launische Faulpelze, gefräßige Tänzer und schwangere Männchen“ anpreist, an späterer Stelle tituliert der Autor sie auch als die „Individualisten der Meere“. Nicht zuletzt ist bei der Lektüre des Buches zu erfahren, wie diverse Berufsgruppen, etwa Designer, Ingenieure und Roboterforscher von den Eigenheiten der Seepferdchen profitieren.… > Weiterlesen
Der italienische Philosoph Giorgio Agamben ist einer der einflussreichsten lebenden Geisteswissenschaftler, als Theoretiker des Staatsrechts, des Ausnahmezustands und der Souveränität wahrscheinlich der bedeutendste seiner Zunft überhaupt. Im Wiener Verlag Turia + Kant ist unter dem Titel An welchem Punkt stehen wir? Die Epidemie als Politik eine Sammlung von Essays erschienen, die er in der ersten Jahreshälfte 2020 unter dem Eindruck der Corona-Pandemie verfasst hat und die eindrücklich und aktuell genug sind, um dafür einen Blick über die literarischen Inselwelten hinaus zu werfen.
Das Thema dieser Tage berührt, wie sich beim Lesen bald zeigt, Agambens Forschungsgebiet aufs Innigste, was schon mit den Begriffen einer Epi- bzw. „Pandemie“ beginnt, die von griechisch … > Weiterlesen
An das Wilde glauben
In Zeiten, wo das Vertrauen in eine naturgegebene Geborgenheit menschlicher Körper und Seelen auf dramatische Weise zu schwinden scheint, kommt ein Erfahrungsbericht der französischen Anthropologin und Ethnologin Nastassja Martin gerade im rechten Moment. Unter dem Titel An das Wilde glauben ist im Verlag Matthes & Seitz ihr Erinnerungsbuch über einen Forschungsaufenthalt bei den sibirischen Ewenen auf der Halbinsel Kamtschatka erschienen, in dessen Verlauf sie von einem Bären attackiert und schwer verletzt worden ist. Zwar konnte sie sich der Kraft des Bären dank ihres Eispickels und gehöriger Portionen von Mut und Glück erwehren, hat aber eine Schädelverletzung davongetragen und ein Stück ihres Unterkiefers eingebüßt. Martin versteht diese Attacke indes nicht als … > Weiterlesen
Das Zeitalter der Inseln
Unter den Neuerscheinungen des Frühjahrs 2021, die sich explizit dem Inselthema widmen, ragt der bei C.H. Beck erschienene Titel Das Zeitalter der Inseln des Sozialgeographen Alastair Bonnett heraus. Lehrreich und spannend, wie man es bereits aus anderen Publikationen des Autors kennt, werden darin diverse bis dato unterbelichtete Aspekte von Inseln ans Licht gebracht – „von untergehenden Paradiesen“ bis zu „künstlichen Archipelen“, wie es im Untertitel heißt. Unser besonderes Interesse fand beim Lesen das Kapitel über aus verschiedenen Gründen „übersehene Inseln“, unter denen nicht zuletzt diverse unbewohnte Felseninseln der Ostsee zu erwähnen sind. Ein anderes überaus spannendes Kapitel ist der „Zerstörung von Inseln“ etwa zur Rohstoffausbeutung oder als Testgelände atomarer und … > Weiterlesen