Der junggestorbene amerikanische Autor Stephen Crane (1871–1900) gilt nicht wenigen als literarisches Genie. Neben seinem seit den 1950er Jahren dreimal verfilmten Roman Die rote Tapferkeitsmedaille haben vor allem einige seiner Erzählungen einen bis heute nachwirkenden literarischen Eindruck hinterlassen. In den letzten Jahren ist in Deutschland eine gewisse neu aufflammende Crane- Begeisterung zu konstatieren. So erschien bereits vor fünf Jahren im mare Verlag unter dem Titel Das offene Boot und andere Erzählungen ein Sammelband in der Übersetzung von Lucien Deprijk. Pünktlich zu Cranes 150. Geburtstag hat nun der Bielefelder Pendragon-Verlag 13 von Cranes wichtigsten Erzählungen in der Übersetzung von Bernd Gockel nachgelegt, darunter wiederum die von einem selbst erlebten Schiffbruch inspirierte … > Weiterlesen
Kategorie: Klassiker in Neuausgaben
Selbst der beste Plan
In den letzten Jahren wurden bereits mehrere ursprünglich auf gälisch verfasste Klassiker aus Irland für das deutsche Publikum entdeckt, wobei sich insbesondere die Übersetzerin Gabriele Haefs und der Alfred Kröner Verlag verdient gemacht haben. Dem mare Verlag und wiederum Gabriele sowie Julian Haefs ist es nun zu danken, dass nach Eimar O’Duffy und Máirtín Ó Cadhain auch der Autor Séamus Ó Grianna (1889–1969) einem breiteren deutschen Publikum bekannt wird. Dieser entstammt einer in Irland renommierten Familie von Geschichtenerzählern. Die bevorzugten Themen seiner Romane und Kurzgeschichten sind das Meer sowie seine ländliche Heimat und deren Bewohner. Es geht um Heirats- und Auswanderungspläne, Nachbarsstreit und Bürgerkrieg, Mitgifte und Familienlegenden. Dank der bildhaften … > Weiterlesen
Die neue Undine
Die Sage um die Wasserfrau Undine hat im deutschen Sprachraum vor allem in Gestalt der 1811 erschienenen romantischen Märchennovelle von Friedrich de la Motte Fouqué Berühmtheit und einen festen Platz im kulturellen Gedächtnis erlangt. Zuletzt brachte sie sich in der Kinoadaption des Regisseurs Christian Petzold in Erinnerung. Indessen hatte es der Stoff auch dem im letzten Jahr hochbetagt verstorbenen Schriftsteller Günter de Bruyn angetan. Der letzte abgeschlossene Text aus seiner Hand ist eine verknappte Adaption von Fouqués Märchen unter dem Titel Die neue Undine, das de Bruyn nicht nur von zahllosen Schnörkeln und Abschweifungen befreit, sondern auch in seine und Fouqués brandenburgische Heimat verlegt. In einer prachtvollen, mit Graphiken … > Weiterlesen
Solaris
Man mag darüber streiten, mit wieviel Recht Sterne und Planeten als Inseln angesprochen werden können – die gängigen Reden von Raum-„Schiffen“, Astro-„Nauten“ oder dem Äther-„Meer“ lassen ahnen, dass sie zumindest auf den Landkarten des Unterbewussten – und mithin der Literatur – nicht allzuweit von solchen entfernt sind. Insofern liegt es nahe, wenn wir einen Großmeister der literarischen Science Fiction aus Anlass seines 100. Geburtstages auf die Liste unserer ausdrücklichen Buchempfehlungen aufnehmen. Die Würdigung des polnischen Schriftstellers Stanislaw Lem (1921–2006) beschränkt sich im Jubiläumsjahr auch in Deutschland nicht auf einen einzelnen Verlag oder Titel. Während im Suhrkamp-Verlag eine Anthologie unter dem Titel Best of Lem sowie die Romane Der Unbesiegbare, … > Weiterlesen
Venusberg
Anthony Powell (1905–2000) gilt in Großbritannien als literarischer Großmeister, ist in Deutschland jedoch nach wie vor nur Eingeweihten bekannt. Sein Hauptwerk A Dance to the Music of Time, das seinen Titel dem gleichnamigen Gemälde des Barockmalers Nicolas Poussin verdankt und in unendlichen Anspielungen die historischen, politischen und ästhetischen Diskurse im England des 20. Jahrhunderts spiegelt, erschien zwischen 1951 und 1975 in 12 Bänden und ist von der Kritik seitdem immer wieder mit Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit verglichen worden. Dem Berliner Elfenbein-Verlag gebührt das Verdienst, das komplette Werk zwischen 2015 und 2018 erstmals vollständig in deutscher Übersetzung ediert zu haben. Seitdem hat sich der Verlag … > Weiterlesen
Einmal in Sizilien
Pünktlich zum 100. Geburtstag des großen sizilianischen Autors Leonardo Sciascia ist bei Wagenbach unter dem Titel Einmal in Sizilien ein Sammelband mit autobiographischen und essayistischen Texten erschienen. Schauplatz der Texte ist ein vom Autor imaginierter Ort namens Regalpetra, der etwas von seinem eigenen ländlichen Heimatort, aber auch von einem Sizilien in Potenz hat. Dem 1921 geborenen Autor haben es die Kinder, Tagelöhner und andere zwar an Armut leidende, aber zugleich lebenstüchtige Protagonisten des einstigen Armenhauses Italiens angetan. Unbedingt lesenswert ist auch die auf knappen 20 Seiten untergebrachte „Kleine Chronik des faschistischen Regimes“.… > Weiterlesen
Das Herz des Hais
Der Verlag Schöffling & Co hat einen Klassiker der jüngeren deutschen Literaturgeschichte ausgegraben, der gleichwohl ein gewisses Schattendasein im literarischen Kanon fristet: Ulrich Bechers Roman Das Herz des Hais, erstmals erschienen 1958. Der 1910 in Berlin geborene Becher, der auch als Grafiker und Pianist in Erscheinung trat, sah sich 1941 genötigt, nach Brasilien und später nach New York zu emigrieren. Seit 1954 bis zu seinem Tod 1990 lebte er in Basel. Die tragikomische Liebesgeschichte Das Herz des Hais hat eine sogenannte „starke Frau“ zur Heldin, die attraktive Malerin Lulubé – nach dem Willen des Autors ungeachtet aller weiblichen Attribute ein grammatisches Neutrum, sprich: „das Lulubé“, das Stierkämpfe, Vulkaninseln … > Weiterlesen
Das Meer
Das Meer ist der Titel eines Romans des katalanischen Autors Blai Bonet, der von 1926 bis 1997 gelebt hat, die meiste Zeit davon auf Mallorca. Es handelt sich um ein Frühwerk des Autors, für das er 1957 den bedeutendsten katalanischen Literaturpreis erhielt. Dem seit zwei Jahren existierenden Kölner Kupido Verlag um den Verleger und Übersetzer Frank Henseleit gebührt das Verdienst, dass dieser Klassiker jetzt erstmals auf Deutsch verfügbar ist. Ort und Zeitpunkt der Handlung bildet ein mallorquinisches Lungensanatorium im Jahr 1942, wenige Jahre nach Ende des Spanischen Bürgerkriegs. Die Geschichte wird abwechselnd von vier handelnden Personen – zwei Patienten, einer Schwester und einem Pater – erzählt. Der in der katalanischen … > Weiterlesen
Märchen vom Meer
Für stolze 8,99 Euro sind nach wie vor die gebundenen Märchenausgaben aus dem Verlag Königsfurt Urania zu haben, von denen bereits ein Dutzend in der entsprechenden Abteilung unserer Buchhandlung steht. Die von Michaela Brinkmeier neu herausgegebenen Märchen vom Meer nehmen wir zum Anlass, nicht zuletzt auf die gesamte Reihe hinzuweisen. Der Reigen der Märchenfiguren, die den neuen Band bevölkern reicht von der pommerschen Bernsteinfee bis zur atlantischen Sirene, von Lappland bis Japan, Grönland und Polynesien.… > Weiterlesen
Mark Twain, dem Schöpfer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn, ist auch das aufsehenerregendste Reisebuch der amerikanischen Literatur zu verdanken, das hierzulande bei weitem nicht so bekannt wie seine Kinderbuchklassiker ist. Am 7. Juni 1867 schifften sich der Autor und weitere 70 Abenteurer an Bord des Raddampfers Quaker City von New York aus zu einer der ersten Kreuzfahrten der Weltgeschichte ein. Ziel der Pilgerreise waren diverse Häfen und Inseln des Mittelmeers sowie das Heilige Land mit Beirut, Damaskus, Nazareth, Jerusalem, Jericho und Bethlehem. Die Reportagen Mark Twains erschienen zunächst in den Zeitungen Daily Alta California und New York Tribune, sowie in überarbeiteter Form zwei Jahre später als Buchausgabe unter … > Weiterlesen