Im Jahr 1722, drei Jahre nach Erscheinen des Robinson, veröffentlichte Daniel Defoe eine außergewöhnliche Reportage unter dem Titel A Journal of the Plague Year, die der österreichische Verlag Jung und Jung unter dem deutschen Titel Die Pest in London neu herausgegeben hat. In seiner fast 400 Seiten umfassenden, mit einer Fülle von Details aufwartenden Chronik schildert Defoe die Londoner Epidemie von 1665 aus der Perspektive eines fiktiven Beobachters, aber auch unter Verweis auf amtliche Statistiken, in denen man Infektionsgeschehen und Todesfälle schon vor mehr als 350 Jahren akribisch aufgezeichnet hat.… > Weiterlesen
Kategorie: Klassiker in Neuausgaben
Der aus Vicenza stammende Gelehrte Antonio Pigafetta, der Magellan auf seiner ersten Weltumseglung begleitet hat, leistete jenem nicht nur dank seiner Sprachbegabung als Übersetzer wichtige Dienste, er gehörte auch zu den wenigen Überlebenden, die nach Magellans Tod von den Philippinen nach Europa zurückkehrten und dort Bericht über die epochemachende Reise gaben. Sein Tagebuch hat der Historiker und Publizist Christian Jostmann jetzt neu und erstmals vollständig übersetzt und unter dem Titel Die erste Reise um die Welt. An Bord mit Magellan inklusive zahlreicher originaler Miniaturen aus der Hand Pigafettas im Verlag wbg herausgebracht.… > Weiterlesen
Schon seit geraumer Zeit behält der Berliner AvivA Verlag die oft zu kurz kommenden weiblichen Weltreisenden im Blick. Zu den renommiertesten unter ihnen gehört die deutsch-slowenische Reiseschriftstellerin Alma M. Karlin, die 1919 – allein und ohne Geld – zu ihrer Einsamen Weltreise aufbrach. Das 1929 erschienene Reisebuch der unerschrockenen, in mindestens zehn Sprachen bewanderten Abenteuerin wurde in den 1930er Jahren zum Bestseller. Der zweite Band des insgesamt dreibändigen Tagebuches trägt den Titel Im Banne der Südsee und führt den Leser an der Seite der reisenden Autorin und ihrer Erika-Schreibmaschine u.a. auf die Philippinen, nach Papua-Neuguinea, Australien und Neuseeland.… > Weiterlesen
Der von dem Londoner Historiker und Kurator Huw Lewis-Jones herausgegebene Band vor, der im DuMont Buchverlag unter dem Titel Das Buch des Meeres auf Deutsch erschienen ist, stellt ein regelrechtes „Museum“ maritimer Klassiker vor. Er versammelt ca. tausend farbig reproduzierte Blätter aus Tage- und Skizzenbüchern von Seefahrern und diese begleitenden Künstlern der letzten 700 Jahre. Der prachtvoll aufgemachte, in Halbleinen gebundene Band knüpft gestalterisch an den vom selben Autor vor einigen Jahren herausgegebenen Kosmos großer Entdecker an und liefert dem Betrachter bereits beim Durchblättern einen Augenschmaus. Auch die Begleittexte mehrerer seetüchtiger Koautoren sind die Lektüre wert und vermitteln reichliches Detailwissen über die Geschichte der weltweiten Schifffahrt. Unter den insgesamt siebzig … > Weiterlesen
Der Göttinger Steidl Verlag wartet in diesem Jahr mit einer neuen Klassiker-Reihe auf, die der Schriftsteller, Übersetzer und Kritiker Andreas Nohl unter dem Titel Steidl Nocturnes herausgibt. Sie ist Wieder- und Neuentdeckungen des Unheimlichen in der Literatur gewidmet und hat im ersten Jahr – neben einem Auszug aus Musils Mann ohne Eigenschaften – gleich zwei unterhaltsame Klassiker mit maritimen Affinitäten im Programm: unter dem Titel Tamango einen Novellenband aus der Feder des französischen Schriftstellers, Politikers und Übersetzers Prosper Mérimée (1803–1873) sowie unter dem Titel Das Geisterschiff eine Sammlung phantastischer Kurzgeschichten des begabten britischen Dichters Richard Middleton, der sich 1911 im Alter von nur 29 Jahren das Leben genommen hat. Uns … > Weiterlesen
Joseph Conrads 1897 erschienener Roman The Nigger of the „Narcissus“, ein Klassiker der Seefahrerliteratur, liegt in der Klassikerreihe aus dem mare-Verlag jetzt in einer hervorragenden Neuübersetzung von Mirko Bonné unter dem Titel Der Niemand von der „Narcissus“ vor. Bonnés Verdienst besteht dabei keineswegs nur in einer deutschen Namens- und Titelfindung, die dem Druck zur „politisch korrekten“ Umschrift in unseren Ohren „rassistisch“ anmutender Vokabeln Rechnung trägt, ohne deswegen die Vieldeutigkeit und Sprachmelodie des Originals zu opfern. Rühmenswert ist seine Neuübersetzung vor allem deswegen, weil sie Umgangsformen und Redensarten der Seeleute, wie sie der Autor aus eigenem Erleben schildert, in zeitgemäßen und niemals gekünstelt wirkenden deutschen Formulierungen lebendig hält. Ist … > Weiterlesen
Der Stuttgarter Kröner Verlag wartet 2020 mit einer dreibändigen Ausgabe altisländischer Vorzeitsagas auf. Als Herausgeber fungiert ein Forscher- und Übersetzerteam um den renommierten österreichischen Skandinavisten und Philologen Rudolf Simek, das die altnordischen Quellentexte erstmals vollständig ins Deutsche übertragen hat. Dabei gelingt den Übersetzern der bis zu tausend Jahre alten Texte der bemerkenswerte Spagat zwischen Werktreue und einer auch im 21. Jahrhundert lesbaren und anregenden deutschen Prosafassung. Die von gelehrten Autoren der Wikingerzeit verfassten, halb mythischen, halb historischen Erzählungen reichen inhaltlich weit vor die Besiedlung Islands und bis in das Skandinavien der Völkerwanderungszeit zurück. Sie haben bereits die hochmittelalterlichen Heldenepen von der Edda bis zum Nibelungenlied angeregt und stellen noch heute … > Weiterlesen
Esel im Klee
Der 1931 erschienene, mit fast 90-jähriger Verspätung nunmehr auf Deutsch vorliegende Roman Esel im Klee von Eimar O’Duffy ist die Fortsetzung des Bandes King Goshawk und die Vögel, der bereits im letzten Jahr ebenfalls im Kröner Verlag herausgekommen ist. Wer den ersten Band (oder wenigstens unsere diesbezügliche Empfehlung) gelesen hat, weiß bereits um den via philosophischer Meditation ins Leben gerufenen halbgöttlichen Heros Cuanduine, der gegen das kapitalistische Weltreich des in New York residierenden King Goshawk zu Felde zieht. Nun wird es Zeit für die letzte Schlacht, auch wenn der schwächelnde Held es vorgezogen hätte, sich bis auf weiteres dem Liebesgenuss hinzugeben. Den Ausgang des Gemetzels verraten wir selbstverständlich … > Weiterlesen
Frederick Marryat (1792–1848), englischer Seefahrer, Kapitän, Marineoffizier, zwischenzeitlicher Kolonialbeauftragter für die Insel Grenada und späterer Erfolgsschriftsteller, verfasste mehrere Robinsonaden und Seefahrerromane, die unter anderen Autoren wie Robert Louis Stevenson, Joseph Conrad und Ernest Hemingway inspirierten. Seine Adaption der alten Seefahrerlegende vom Geisterschiff um den als Strafe für einen gotteslästerlichen Fluch zur ewigen Seereise verdammten Kapitän William Vanderbecken erschien 1839 und wurde zum Klassiker der Abenteuerliteratur. Nicht zuletzt Richard Wagner zeigte sich davon beeindruckt und hat den Stoff für seine Oper Der fliegende Holländer entlehnt.… > Weiterlesen
Der Leopard
Der Ägyptologe und Romanist Burkhart Kroeber hat sich auch als Übersetzer italienischer Literatur schon seit Jahren einen Namen gemacht. Nach Werken etwa von Umberto Eco und Italo Calvino hat er jetzt einen weiteren echten Klassiker der italienischen Literatur neu ins Deutsche übersetzt und ihm nach dem Urteil der italienkundigen Literaturkritikerin Maike Albath in der Süddeutschen Zeitung einen „neuen Königsmantel aus Sprache umgelegt“, der das Original für die deutsche Leserschaft erst so recht verfügbar macht: „Zum ersten Mal entfaltet Tomasi di Lampedusas Roman „Der Leopard“ über den Epochenbruch nach Garibaldis Eroberung der Insel den Schwung des Originals und die vibrierende untergründige Ironie. Das liegt an der Präzision auf lexikalischer Ebene, dem … > Weiterlesen