Die in der Reihe Die andere Bibliothek neu aufgelegten Bornholmer Novellen von Martin Andersen Nexö erschienen 1901. Der 1869 in einem der ärmsten Viertel Kopenhagens zur Welt gekommene Dichter hatte seine Kindheit und Jugend in Nexö auf der Insel Bornholm verbracht, dort den Beruf eines Schusters erlernt und die unter den Inselbewohnern kursierenden Geschichten neugierig aufgesogen. Mit dem Fokus auf das einfache Volk und seine oft tragikomisch wirkenden Helden knüpft er an Vorbilder des literarischen Realismus in anderen europäischen Ländern, aber auch an seinen Landsmann Johannes Jensen an, der 1898 den ersten Band seiner Himmerlandgeschichten publiziert hat und später den Literaturnobelpreis erhielt.
Das Leben auf der dänischen Insel am Ende des 19. Jahrhunderts, das Nexö beschreibt, wird sich von dem auf der Insel Rügen zur selben Zeit nicht großartig unterschieden haben. Die allgegenwärtige Gewalt der Natur und der Kampf um das tägliche Überleben schweißten die Bauern und Fischer zusammen und stachelte zugleich ihre Abenteuerlust, ihren Alkoholkonsum und ihre Phantasien an. In seiner eingängigen und ausgesprochen bildhaften Sprache hält Andersen Nexö die Alltagssorgen, halbmythischen Überlieferungen und überschäumenden Sehnsüchte der alten und jungen Inselbewohner fest, die in Zeiten des weltweiten Wandels nach einer eigenen Lebensbahn suchen.
Eigentlich berühmt geworden ist Martin Andersen Nexö mit seinem 1910 erschienenen und ebenfalls auf Bornholm spielenden Roman Pelle der Eroberer. Als Mitglied der Kommunistischen Partei wurde er während der deutschen Besatzung Dänemarks 1941 verhaftet und floh aus dem Gefängnis zunächst nach Schweden und von dort in die Sowjetunion. 1951 siedelte er nach Dresden über, wo er drei Jahre später starb.
- Verlag:
- Die andere Bibliothek
- Einband:
- Leinen
- Seitenzahl:
- 224
- Preis:
- 20