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Belletristik

Zum Paradies

Hanya Yanagihara

Mit ihren viel beachteten Romanen Das Volk der Bäume und Ein wenig Leben hat die aus Hawaii stammende US-amerikanische Schriftstellerin Hanya Yanagihara zwei internationale Bestseller vorgelegt, die zu den meist besprochenen und meist verkauften der letzten Jahre gehören. Im Januar 2022 erschien nun ihr dritter Roman – zeitgleich mit dem englischen Original auch in deutscher Übersetzung – ein 900 Seiten starkes Mammutwerk unter dem Titel Zum Paradies, dessen drei Teile 1893, 1993 und 2093 angesiedelt sind und eine von Anbeginn surreale, mehr und mehr dystopische Welt aus der Zentralperspektive der Inselstadt New York zeichnen.

Schon in ihren ersten Romanen hat sich Yanagihara nicht davor gescheut, ihre Leser mit grotesken Zuspitzungen zu verstören, die aus dem Scheitern ihres Personals an der sie umgebenden Welt resultieren – in ihrem neuen Werk treibt sie diese Technik auf die Spitze. Der Roman präsentiert sich als andauernder und sich zuspitzender Alptraum, der jede Hoffnung auf Verstehen zum Scheitern bringt und nur die vage Hoffnung auf einen irgendwo verborgenen Ausgang „zum Paradies“ lässt. Die Kritik hat insbesondere gegen dem umfangreichen letzten Teil des Romans eingewendet, er würde allzu unmittelbar kursierende „Verschwörungstheorien“ im Zusammenhang der Corona-Pandemie bedienen. Man kann ihn indes ebenso gut als epischen Kassandra-Ruf lesen, der einem durch und durch gestörten postmodernen Weltgefühl literarisch auf den Grund geht.