Von Kraken, Inseln und anderen Meerwundern
29. Oktober 2022 | 19:00 Uhr
Auch wenn der im tschechischen Brünn geborene Autor Michael Stavarič schon seit seiner Kindheit in Österreich lebt, greift er mit seiner Vorliebe für absurde, groteske und surreale Szenarien unverkennbar auf eine gerade in Tschechien lebendige literarische Tradition zurück.
Die Heldin seines dystopischen Romans Fremdes Licht (Luchterhand Verlag) ist eine Art intergalaktischer weiblicher Robinson und als Genforscherin darauf spezialisiert, aus archivierten Gensequenzen Lebewesen zu rekonstruieren. Nebenbei hat sie grönländische Inuit als Vorfahren aufzuweisen, wobei ihr in den eisigen Fernen des Weltraums insbesondere die von ihrem Eskimo-Großvater erlernten Überlebenstechniken zugutekommen. In seinem im österreichischen Leykam-Verlag erschienenen, mehrfach preisgekrönten Jugend-Sachbuch Faszination Krake, das die Gestalterin Michèle Ganser kongenial illustriert hat, lädt Stavaric zu einem poetisch-plauderhaften Ausflug in die Mysterien des Lebens ein, wobei er auch hier mit leichter Hand die Weiten des Weltalls mit der faszinierenden Welt der Kraken und weiteren Anekdoten aus der Erd- und Naturgeschichte verknüpft. Der im Czernin Verlag publizierte Gedichtband zu brechen bleibt die see schließlich bietet ein vielstimmiges, stellenweise rauschhaftes Lob der Poesie, auch wenn bzw. gerade weil er vor allem davon handelt, was Poesie leider nicht kann.