Nachlese Frühjahr 2024

Nachlese Frühjahr 2024

Nachlese Frühjahr 2024

20. April 2024 | 19:00 Uhr

Die traditionelle Nachlese der Frühjahrsneuerscheinungen in Dahlmanns Bazar ist wie immer auf Inseln, Meer und Seefahrt fokussiert. Sandra Pixberg und Volkmar Billig stellen ihre jeweiligen Favoriten aus den Bereichen Belletristik, Sachbuch, Klassiker und Krimi vor und diskutieren über ihre Neigungen und Vorbehalte. Der Schauspieler Roland Pfaus liest Auszüge aus ausgewählten Titeln, diesmal von Autoren aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Österreich und Sri Lanka.

Von der geschichtsträchtigen Insel im Indischen Ozean stammt der Schriftsteller Shehan Karunatilaka, der für seinen an Werke des „magischen Realismus“ und von Salman Rushdie erinnernden Roman Die sieben Monde des Maali Almeida 2022 den renommierten Booker Prize erhielt. Seit Ende letzten Jahres liegt das den blutigen Bürgerkrieg auf Sri Lanka während der 1990er Jahre aufgreifende Werk nun in einer deutschsprachigen Ausgabe aus dem Rowohlt Verlag vor. Der im Titel genannte Held findet sich darin in einer bürokratischen Zwischenwelt zwischen Diesseits und Jenseits wieder, und ihm bleibt eine Woche Zeit, um nicht nur die notwendigen Formalitäten für die weitere Reise seiner Seele zu erledigen, sondern auch die Hintergründe seines Todes zu enträtseln und diesem oder jenem Erdenbewohner unter Umständen noch einen wichtigen Wink zu geben. Einen anderen Ton, der gleichwohl auch auf die politischen Verwicklungen des 20. Jahrhunderts anspielt, schlägt Michael Köhlmeier in seinem neuen Roman Das Philosophenschiff aus dem Hanser Verlag an, in dem eine hundertjährige Exilrussin aus Wien die unglaubliche Geschichte ihrer Deportation aus Russland im Jahr 1922 erzählt. Denn während das Schiff, das die Verbannten über die Ostsee bringen soll, noch auf dem Finnischen Meerbusen vor der russischen Küste treibt, wird ein ominöser zusätzlicher Passagier an Bord gebracht, der sich der Erzählerin als Lenin höchstpersönlich zu erkennen gibt.

Als Klassiker steht Jean-Pierre Abrahams Tagebuch seines fünfjährigen Daseins als Leuchtturmwärter auf einer winzigen Felseninsel vor der Bretagne auf dem Programm, das den Autor bei seinem Erscheinen 1969 in Frankreich schlagartig berühmt gemacht hat und 55 Jahre später nun in einer deutschsprachigen Ausgabe aus dem Verlag Jung und Jung vorliegt. Eine weitere Leseprobe ist dem Erlebnisbericht der französischen Anthropologin Nastassja Martin über ihre Feldforschungen bei Angehörigen des Volkes der Even auf Kamtschatka gewidmet, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zur archaischen Lebensweise in den Wäldern der Halbinsel zurückgekehrt sind (Im Osten der Träume, Verlag Matthes & Seitz). Außerdem sind Gedichte aus neuen Lyrikveröffentlichungen zu hören und schließlich ein Auszug aus dem Krimiklassiker Mord auf der Kreuzfahrt von Nicolas Blake – Pseudonym des Autors Cecil Day-Lewis (1904–1972), der kein geringeres Amt als das eines Hofdichters der britischen Queen begleitet hat.

Neben den ausführlichen Besprechungen und Leseproben gibt es auch diesmal zahlreiche weitere Hinweise auf interessante Neuerscheinungen des Frühjahrs.

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