Nachlese Herbst 2024
16. November 2024 | 19:00 Uhr
Wie in jedem Herbst laden wir drei Wochen nach der Frankfurter Buchmesse zu einer Nachlese der aus unserer Sicht bemerkenswertesten Neuerscheinungen im Spektrum von Inseln, Meer und Seefahrt ein. Die Autorin Sandra Pixberg, der Schauspieler Roland Pfaus und Buchhändler Volkmar Billig präsentieren ihre Favoriten aus den Rubriken Belletristik, Sachbuch, Klassiker und Krimi. Auf dem Programm stehen u.a. Leseproben aus Martin Andersen Nexös „Bornholmer Novellen“ (Die andere Bibliothek), Heiner Bastians Gedichtband „Das Gedächtnis des Vergessens“ (Insel), Adam Nicolsons Erfahrungsbericht über seine Aufenthalte auf den Shiant-Islands (auf deutsch bei Matthes & Seitz unter dem Titel „Seeraum“), Leonardo Paduras Kriminalroman „Anständige Leute“ (Unionsverlag), Cesare Pavese gesammelten Gedichten (Atlantis) und Iida Turpeinens Roman „Das Wesen des Lebens“ (S. Fischer). Darüberhinaus gibt es wie immer kurze Empfehlungen und Hinweise auf zahlreiche weitere lesenswerte Novitäten.
Vergangene Veranstaltungen
Nachlese Frühjahr 2024
20. April 2024 | 19:00 Uhr
Die traditionelle Nachlese der Frühjahrsneuerscheinungen in Dahlmanns Bazar ist wie immer auf Inseln, Meer und Seefahrt fokussiert. Sandra Pixberg und Volkmar Billig stellen ihre jeweiligen Favoriten aus den Bereichen Belletristik, Sachbuch, Klassiker und Krimi vor und diskutieren über ihre Neigungen und Vorbehalte. Der Schauspieler Roland Pfaus liest Auszüge aus ausgewählten Titeln, diesmal von Autoren aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Österreich und Sri Lanka.
Von der geschichtsträchtigen Insel im Indischen Ozean stammt der Schriftsteller Shehan Karunatilaka, der für seinen an Werke des „magischen Realismus“ und von Salman Rushdie erinnernden Roman Die sieben Monde des Maali Almeida 2022 den renommierten Booker Prize erhielt. Seit Ende letzten Jahres liegt das den blutigen Bürgerkrieg auf Sri Lanka während der 1990er Jahre aufgreifende Werk nun in einer deutschsprachigen Ausgabe aus dem Rowohlt Verlag vor. Der im Titel genannte Held findet sich darin in einer bürokratischen Zwischenwelt zwischen Diesseits und Jenseits wieder, und ihm bleibt eine Woche Zeit, um nicht nur die notwendigen Formalitäten für die weitere Reise seiner Seele zu erledigen, sondern auch die Hintergründe seines Todes zu enträtseln und diesem oder jenem Erdenbewohner unter Umständen noch einen wichtigen Wink zu geben. Einen anderen Ton, der gleichwohl auch auf die politischen Verwicklungen des 20. Jahrhunderts anspielt, schlägt Michael Köhlmeier in seinem neuen Roman Das Philosophenschiff aus dem Hanser Verlag an, in dem eine hundertjährige Exilrussin aus Wien die unglaubliche Geschichte ihrer Deportation aus Russland im Jahr 1922 erzählt. Denn während das Schiff, das die Verbannten über die Ostsee bringen soll, noch auf dem Finnischen Meerbusen vor der russischen Küste treibt, wird ein ominöser zusätzlicher Passagier an Bord gebracht, der sich der Erzählerin als Lenin höchstpersönlich zu erkennen gibt.
Als Klassiker steht Jean-Pierre Abrahams Tagebuch seines fünfjährigen Daseins als Leuchtturmwärter auf einer winzigen Felseninsel vor der Bretagne auf dem Programm, das den Autor bei seinem Erscheinen 1969 in Frankreich schlagartig berühmt gemacht hat und 55 Jahre später nun in einer deutschsprachigen Ausgabe aus dem Verlag Jung und Jung vorliegt. Eine weitere Leseprobe ist dem Erlebnisbericht der französischen Anthropologin Nastassja Martin über ihre Feldforschungen bei Angehörigen des Volkes der Even auf Kamtschatka gewidmet, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zur archaischen Lebensweise in den Wäldern der Halbinsel zurückgekehrt sind (Im Osten der Träume, Verlag Matthes & Seitz). Außerdem sind Gedichte aus neuen Lyrikveröffentlichungen zu hören und schließlich ein Auszug aus dem Krimiklassiker Mord auf der Kreuzfahrt von Nicolas Blake – Pseudonym des Autors Cecil Day-Lewis (1904–1972), der kein geringeres Amt als das eines Hofdichters der britischen Queen begleitet hat.
Neben den ausführlichen Besprechungen und Leseproben gibt es auch diesmal zahlreiche weitere Hinweise auf interessante Neuerscheinungen des Frühjahrs.
Nachlese Herbst 2023
11. November 2023 | 19:00 Uhr
Ein Streifzug durch die literarischen Neuerscheinungen zu Inseln, Meer und Seefahrt – präsentiert von der Autorin Sandra Pixberg, dem Schauspieler Roland Pfaus und Buchhändler Volkmar Billig.
Im Bereich der Belletristik haben wir uns diesmal für den neuen Roman Tasmanien des (durch den Bestseller Die Einsamkeit der Primzahlen bekannten) italienischen Autors Paolo Giordano (Suhrkamp-Verlag) sowie für das literarische Debüt des 1954 geborenen Historikers, Altphilologen und Übersetzers Michael Schroeder entschieden, das unter dem Titel Halbmondzeit im Elfenbein-Verlag erschienen ist. Dazu gesellen sich Kostproben aus zwei erstmals ins Deutsche übertragenen Klassikern der japanischen Literatur: dem bereits 1901 unter dem Titel Wirres Haar veröffentlichten ersten Gedichtband der in Japan hochverehrten Tanka-Poetin Yosano Akiko (Manesse) und dem 1947 erschienenen Krimiklassiker Mord auf der Insel Gokumon von Seishi Yokomizo (Blumenbar).
Unter den neu erschienenen Sachbüchern wird uns die bewegende Liebeserklärung des französischen Tiefseetauchers François Sarano an die zu Unrecht dämonisierte und vom Aussterben bedrohte Tierfamilie der Haie beschäftigen: Sein Buch trägt den Titel Wie man mit Haien schwimmt (Folio-Verlag). Schließlich wird es um eine fotografische und poetische Liebeserklärung gehen, die die aus Rumänien gebürtige Loredana Nemes unter dem Titel Graubaum und Himmelmeer bei Hartmann Books Stuttgart veröffentlicht hat. In ihrem bibliophil anspruchsvollen Buch widmet sich die Künstlerin dem Buchenwald der Stubnitz, der in ihr nicht zuletzt Erinnerungen an die rumänischen Karpaten wachgerufen hat.
Neben den ausführlichen Besprechungen und Leseproben gibt es wie immer kurze Hinweise auf zahlreiche weitere interessante Neuerscheinungen des Herbstes. Dank der personellen Erweiterung unserer Runde freuen wir uns nicht zuletzt auf eine entsprechende Ausweitung des Blickwinkels und kontroverse Diskussionen.
Nachlese Frühjahr 2023
20. Mai 2023 | 19:00 Uhr
Buchhändler Volkmar Billig und der Schauspieler Roland Pfaus präsentieren ihre Empfehlungen der Saison, darunter Auszüge aus neu bzw. erstmals auf Deutsch erschienenen Romanen der türkischen Autorin Defne Suman und der US-Amerikanerin Sally McGrane sowie aus einem bislang unübersetzten Klassiker von Herbert Clyde Lewis, den der mare-Verlag zu Tage gefördert und in gewohnt bibliophiler Ausstattung auf den Markt gebracht hat. Was alle drei Titel verbindet, ist die Referenz auf geschichtsträchtige Hafenstädte, denen eine quasi mythische Aura anhaftet und die gleichwohl – jede auf ihre Weise – Schauplatz sich im 20. Jahrhundert ereignender gesellschaftlicher Umbrüche sind: Smyrna, Odessa und New. York. Überdies werden weitere Novitäten der Sparten Belletristik, Klassiker und Krimi zur Sprache kommen, ebenso wie neu erschiene Sachbücher über Piraten, das Meer, die auf der Insel Rhodos aufgewachsene Holocaust-Überlebende Stella Levi sowie die indigenen Kapitäne Tupaia, Maheine und Mai, die Cook u.a. europäischen Seefahrern den Weg durch die Südsee erschlossen.
Buchempfehlungen zu literarischen Neuerscheinungen
19. November 2022 | 19:00 Uhr
Zur traditionellen herbstlichen Nachlese der Neuerscheinungen zu den Themen von Inseln, Meer und Seefahrt laden in diesem Jahr Buchhändler Volkmar Billig und der Schauspieler Roland Pfaus ein. Auf dem Programm stehen u.a. drei außergewöhnliche Romane, die zum Teil bereits als Klassiker gelten können: Im Fall von Eeva-Liisa Manner (1921-1996) jedenfalls, der wohl bedeutendsten finnischen Autorin des 20. Jahrhunderts, ist es kaum zu glauben, dass sie hierzulande praktisch unbekannt geblieben und ihr Debütroman Das Mädchen auf der Himmelsbrücke erst 70 Jahre nach seinem Erscheinen und fast 30 Jahre nach dem Tod der Schriftstellerin erstmals ins Deutsche übersetzt worden ist. 1984 erschien im baltischen Lettland ein weiterer epochaler Roman, der eng mit der Ostsee und ihren Anwohnern verbunden ist und die Jahrhundertgeschichte einer Familie lettischer Bauern, Schiffbauer und Seefahrer im Spannungsfeld zwischen deutsch-baltischen Traditionen, russischer Administration und nationalistischen Bestrebungen zum Thema hat. Der nun erstmals auf Deutsch vorliegende Roman Das Bett mit dem goldenen Bein von Zigmunds Skujins ist von der Kritik u.a. mit Gabriel García Marquez‘ Kultbuch Hundert Jahre Einsamkeit verglichen worden, allein die russische Ausgabe verkaufte sich in der damaligen Sowjetunion 3,5 Millionen Mal. Der für seinen „Wende“-Roman Der Turm vielfach preisgekrönte Dresdner Schriftsteller Uwe Tellkamp schließlich hat in diesem Sommer die lang erwartete Fortsetzung unter dem Titel Der Schlaf in den Uhren publiziert, wobei der Spannungsbogen von der späten DDR bis in die aktuelle Gegenwart reicht und neben realen Ostseeinseln auch ein fiktiver unterirdischer Archipel eine maßgebliche Rolle spielt.
Die Auszüge aus diesen belletristischen Neuerscheinungen werden ergänzt durch eine von Wolfgang Struck verfasste Geschichte der Flaschenpost, einen brandneuen Bildband über Geisterschiffe auf dem Grund der Ostsee sowie eine Anthologie Fabelhafter Wesen aus der Hand des argentinischen Schriftstellers Alberto Manguel, in der diverse Seefahrer und Inselhelden von Robinson über Sindbad, John Silver und Nemo bis zu Queequeg zur Sprache kommen. Last but not least geben wir einige Kostproben aus einer Speise- und Wunderkammer der exzentrischen Küche, in der sich u.a. ein auf Nostradamus zurückgehendes Rezept für Zahnpasta aus Tintenfischknochen und Seeschnecken sowie Hinweise für die Zubereitung von Seeigeln finden. Überdies verweisen wir wie gewohnt auf zahlreiche weitere Bücher, die die Themen unserer Buchhandlung bedienen.
Nachlese Frühjahr 2022
9. April 2022 | 19:00 Uhr
Gemeinsam mit Boris Hruschka vom Theater „Rote Kugel“ begeben wir uns wie gewohnt auf einen Streifzug durch die literarischen Neuerscheinungen, unter denen wir auch in diesem Frühjahr auf unbedingte Empfehlungen gestoßen sind.
Zu diesen gehört der neu aufgelegte Roman Ferne Gestade des letzten Literatur-Nobelpreisträgers Abdulrazak Gurnah, dem wir eine unserer Leseproben widmen. Mit der Kür des aus Sansibar stammenden, seit 1968 in Großbritannien beheimateten Autors hat das aktuelle Nobelpreiskomitee Instinkt und eine glückliche Hand bewiesen – zumal der Preisträger bis dahin nur Eingeweihten bekannt und keiner seiner in deutscher Übersetzung vorliegenden Titel im Buchhandel noch lieferbar war. Die beiden seitdem im Penguin Verlag erschienenen Romane Das verlorene Paradies und Ferne Gestade weisen ihn als mitreißenden Erzähler aus, der den mythischen Kosmos um den Indischen Ozean kursierender Erzählungen in eine moderne Prosasprache übersetzt und dabei mühelos den Bogen von Tausendundeiner Nacht über ostafrikanische Lebenswelten zu Impressionen aus der späten DDR und dem Schicksal gegenwärtiger Migranten schlägt.
88 Jahre vor Gurnah erhielt 1933 Iwan Bunin als erster Russe den Nobelpreis für Literatur. Der Züricher Dörlemann Verlag hat es sich seinerseits auf die Fahnen geschrieben, vergessene literarische Klassiker wiederzuentdecken, und die Resonanz auf die dort erschienene, inzwischen zwölf Bände umfassende Bunin-Werkausgabe trug dazu bei, den Verlag im deutschsprachigen Raum bekanntzumachen. Unter dem Titel Nachts auf dem Meer sind nun auch Bunins Erzählungen der Jahre 1920 bis 1924 erschienen – die ersten literarischen Texte, die er nach seiner Emigration aus Sowjetrussland verfasste. Die titelgebende Erzählung verbindet nicht nur maritimes Flair mit philosophischen Reflexionen, sie fängt nebenher auch die Atmosphäre der damaligen Vielvölkerstädte Odessa und Jewpatorija auf der Krim ein, was ihr eine Aktualität verleiht, die Bunin selbst schwerlich vorausgesehen hat.
Das Spannungsfeld zwischen Heim- und Fernweh, Nostalgie und Sehnsucht, das die genannten Autoren auf jeweils eigene Weise in Biographie und Werk verkörpern, ist schließlich auch Thema eines neuen Buches der französischen Philosophin und Altphilologin Barbara Cassin, in dem sie einen Bogen von der Heimkehr des Odysseus zu modernen Zuschreibungen von Heimat und „Anderem“ schlägt. Ihr lesenswerter Essay Nostalgie. Wann sind wir wirklich zu Hause?, in dem nicht zuletzt diverse Inseln eine wichtige Rolle spielen, ist im Suhrkamp Verlag erschienen und rundet unsere Leseproben ab.
Darüber hinaus verweisen wir wie gewohnt auf weitere lesenswerte Neuerscheinungen und stehen selbstverständlich auch für Nachfragen gern zur Verfügung. Auch diesmal bitten wir um vorherige Platzreservierung unter Telefon 038392 677476 oder per Mail und können ohne diese keine Platzgarantie geben. Bitte denken Sie bei Ihrem Besuch auch an evtl. noch geltende Corona-Regeln!
Nachlese Herbst 2021
13. November 2021 | 19:00 Uhr
Gemeinsam mit Boris Hruschka vom Theater „Rote Kugel“ begeben wir uns auf unseren traditionellen Streifzug durch die Vielzahl der Neuerscheinungen des letzten halben Jahres und dürfen schon jetzt versprechen, dass wir bei unseren Lektüren auf einige hochkarätige Fundstücke gestoßen sind.
So ist unter dem Titel Der Ruf des Seevogels soeben ein Buch von Adam Nicolson in deutscher Übersetzung erschienen, das in Großbritannien bereits mehrere Preise erhalten hat und auch uns als eines der spannendsten und anrührendsten Sachbücher der letzten Jahre erscheint. Dem Autor gelingt eine Gratwanderung zwischen sensiblem Nature Writing und neusten Forschungsergebnissen, dank der er dem Leser ungeahnte Einsichten in die Lebensweise diverser Meeresvögel vermittelt.
Unter den belletristischen Neuerscheinungen hat es uns insbesondere der Roman Kurz vor dem Vergessen der jungen französischen Schriftstellerin Alice Zeniter angetan, der auf einer fiktiven Hebriden-Insel angesiedelt ist und sich vor deren Kulisse sprachlich gewandt um eine Vielzahl hochaktueller Themen dreht: Geschlechterrollen und Chancen zwischenmenschlicher Beziehungen ebenso wie Inseln, Schriftsteller und modernen Wissenschaftsbetrieb.
Als literarischen Klassiker haben wir eine Passage aus dem 1932 erschienenen, jetzt erstmals auf Deutsch vorliegenden Roman Venusberg von Anthony Powell (1905–2000) ausgewählt, der in Großbritannien als literarischer Großmeister gilt, in Deutschland jedoch nach wie vor nur Eingeweihten bekannt ist. Die phantastische Reise, auf die Powell seine Leser vor dem politischen Hintergrund der beginnenden Dreißiger Jahre einlädt, führt in einen fiktiven Ostseeanrainerstaat und ist die späte Entdeckung wert – wie wir meinen.
Wegen der gebotenen Mindestabstände bitten wir auch weiterhin dringend um vorherige Platzreservierung unter Telefon 038392 677476 oder per Mail an kontakt@dahlmannsbazar.de und können ohne diese keine Platzgarantie geben. Bitte denken Sie bei Ihrem Besuch auch an die bekannten Corona-Regeln!
Nachlese Frühjahr 2021
AB 01. MAI 2021 DIGITAL VERFÜGBAR
Ein Streifzug durch die literarischen Neuerescheinungen zum Thema Inseln und Seefahrt. Dieses Frühjahr nicht live bei uns in Dahlmanns Bazar, sondern digital.
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→ Die vorgestellten Bücher finden Sie auch in unserem Onlineshop:
„Unterwegs mit den Arglosen“ von Mark Twain:
„Tahiti Utopia“ von Michal Hvorecky:
„An das Wilde glauben“ von Nastassja Martin
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→ Boris Hruschka und die Hinterlandbühne Rügen e.V. finden sie im Internet unter: https://rotekugel.com