Der 1962 erschienene Debütroman der italienischen Autorin Dacia Maraini spielt im Sommer 1943 und landete in Italien einen Überraschungserfolg. Nicht zuletzt machte er die Schriftstellerin zu einer Symbolfigur der italienischen Frauenbewegung. Nun liegt der Roman in einer Neuübersetzung von Ingrid Ickler aus dem in Wien und Bozen ansässigen Folio Verlag vor. Erzählt wird darin die Geschichte eines jungen Mädchens, das ganz andere Sorgen hat als den gleichzeitigen Zweiten Weltkrieg und die mithilfe der Nazis reinstallierte Macht Mussolinis in der sogenannten Republik von Salò im Norden Italiens. Der im deutschen nicht wiederzugebende italienische Originaltitel „La Vacanza“ spielt mit dem Gleichklang der Begriffe für „Urlaub“ und „Leere“ und stellt bereits jenes Spannungsfeld von Strandgefühl und Ausnahmezustand in den Raum, das die gesamte Handlung prägt. Die 14-jährige Heldin lebt als Halbwaise in einem Internat und macht mitten im Kriegsgeschehen ihre ersten erotischen Erfahrungen. Die Gleichzeitigkeit von Sommer, Liebe und einschlagenden Bomben erzeugt bei der Lektüre ein nachwirkendes Bild der gesellschaftlichen Krise in der Mitte des 20. Jahrhunderts.
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