In den letzten Jahren wurden bereits mehrere ursprünglich auf gälisch verfasste Klassiker aus Irland für das deutsche Publikum entdeckt, wobei sich insbesondere die Übersetzerin Gabriele Haefs und der Alfred Kröner Verlag verdient gemacht haben. Dem mare Verlag und wiederum Gabriele sowie Julian Haefs ist es nun zu danken, dass nach Eimar O’Duffy und Máirtín Ó Cadhain auch der Autor Séamus Ó Grianna (1889–1969) einem breiteren deutschen Publikum bekannt wird. Dieser entstammt einer in Irland renommierten Familie von Geschichtenerzählern. Die bevorzugten Themen seiner Romane und Kurzgeschichten sind das Meer sowie seine ländliche Heimat und deren Bewohner. Es geht um Heirats- und Auswanderungspläne, Nachbarsstreit und Bürgerkrieg, Mitgifte und Familienlegenden. Dank der bildhaften Sprache Ó Griannas und deren einfühlsamer Übersetzung lässt der bei mare erschienene Sammelband den ländlichen Kosmos der irischen Insel an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert im wahrsten Sinn des Wortes lebendig werden. Der treffend gewählte Titel des Buches lässt bereits ahnen, dass der Autor diese vergangene Welt nicht nur liebevoll und mit einem scharfen Blick auf die sozialen Probleme und Verwerfungen zu schildern weiß, sondern mit seinem Erzählstil auch den inhärenten Witz eines allemal provisorischen Landlebens am Rand der modernen Welt Westeuropas einfängt.
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