Im Werk des Lyrikers, Romanciers, Reiseschriftstellers und Übersetzers Mirko Bonné spielen maritime Themen seit jeher eine wichtige Rolle. Aufgewachsen am Tegernsee und in Hamburg führten ihn Reisen und Stipendien u.a. nach Australien, ins Baltikum, nach Skandinavien, Russland, China, Iran, Latein- und Südamerika, in die USA und die Antarktis. Als Übersetzer ist er zuletzt durch eine vielbesprochene Neuübersetzung von Joseph Conrads Klassiker The Nigger of the ‚Narcissus’ (mare-Verlag) in Erscheinung getreten. Bonnés jüngster Roman Seeland Schneeland, der im letzten Jahr im Schöffling-Verlag erschien, spielt exakt 100 Jahre in der Vergangenheit, nämlich 1921, und ist geographisch in Wales sowie auf einem Auswandererschiff in Richtung USA angesiedelt. Die Handlung knüpft an Bonnés früheren Roman Der eiskalte Himmel um den Polarreisenden Merce Blackboro an. Wie schon in diesem und anderen früheren Werken zeigt sich Bonné als Meister des Spiels mit literarischer Spannung und bedient sich an Stilelementen aus Abenteuer-, Liebes- und Kolportageromanen. Die Situation kulminiert, als der Dampfer nach einem Schneesturm manövrierunfähig auf hoher See treibt. Neben den Referenzen auf eigene Werke und daraus entliehene Figuren sind im dadurch geprägten Stimmungsbild die literarischen Vorbilder Joseph Conrad und Jack London hautnah zu spüren. Nicht zuletzt legt die Umbruchszeit nach dem Ersten Weltkrieg und der Spanischen Grippe-Epidemie evidente Gegenwartsbezüge nahe.
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