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Blog Fundstück

Rainer Mausfeld über die Frage „Warum Krieg?“, die Rechtsverachtung und den Rechtsnihilismus der Stärkeren und darüber, wie dem Recht des Stärkeren die Legitimation entzogen werden kann

Der in Frankfurt a.M. ansässige Westend-Verlag ist in jüngerer Zeit durch eine Reihe bemerkenswerter Veröffentlichungen hervorgetreten, die sich mit den Hintergründen von Kriegstreiberei, Machtallüren und Freiheitsbeschränkungen auseinandersetzen. Dazu gehören mehrere Titel von Rainer Mausfeld, emeritierter Professor und Lehrstuhlinhaber für Allgemeine Psychologie an der Universität Kiel – zuletzt Hybris und Nemesis und Demokratie – ein Nachruf. Kürzlich hat der Verlag den Autor nun zu einem öffentlichen Vortrag mit dem Titel „Warum Krieg?“ eingeladen, in dem Mausfeld einen historischen Bogen von der antiken Mythologie und Realpolitik über Thesen von Thomas Hobbes, Erasmus von Rotterdam und Immanuel Kant bis in die Gegenwart schlägt. Vor dem Hintergrund des derzeitigen Bellizismus ist Mausfelds profunde sozialgeschichtliche Analyse allen Befürwortern von Frieden, Völkerrecht und Abrüstung als argumentative Fundgrube ans Herz zu legen.

Im ersten Teil geht Mausfeld auf die seit dem Altertum zu konstatierende Divergenz zwischen dem von Hegemonialmächten in Anspruch genommenen „Recht des Stärkeren“ und einem allgemein verbindlichen Völkerrecht ein – paradigmatisch am Beispiel des Inselvolks der Melier, dessen Gesprächsersuchen an die Athener von diesen mit dem Hinweis auf die Machtverhältnisse ausgeschlagen und mit einer brutalen Militäraktion beantwortet wurde (wie Thukydides in seiner Geschichte des Peloponnesischen Krieges schreibt). Dabei spielt Mausfeld nicht zuletzt mit subtilen Verbindungslinien, die den damaligen „Attischen Seebund“ in gewisser Weise als Pendant der heutigen NATO erscheinen lassen. Im zweiten Teil seines Vortrages geht der Referent derselben Fragestellung an aktuellen Beispielen wie dem Gaza-Krieg nach und entwickelt die These, dass der Schaffung einer internationalen Friedensordnung eine Emanzipation der Völker von den aktuellen Herrschaftsverhältnissen vorhergehen muss.

Siehe Teil 1 unter: https://www.youtube.com/watch?v=iVXOZ7PI52c, Teil II unter: https://www.youtube.com/watch?v=1beUebXYNmk