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Belletristik

Nach der Sonne

Jonas Eika

Nach der Sonne ist ein im Hanser Verlag erschienener Erzählungsband des dänischen Schriftstellers Jonas Eika betitelt, für den dieser (als bisher jüngster Preisträger) den renommierten Literaturpreis des „Nordischen Rates“ erhalten hat. Die erste der fünf Erzählungen beginnt mit einem „äußerst fiktiven Flug“ (und der Anmerkung: „Streng genommen würde ich jede Flugreise fiktiv nennen.“), wobei sich der fliegende Ich-Erzähler, ein IT-Berater, an frühere Flugreisen erinnert, die er sich etwa damit vertrieb, „pantomimisch verschiedene sexuelle Szenarien“ darzustellen. In Kopenhagen gelandet eilt der Held zu einem geschäftlichen Termin mit einer Bank, muss jedoch feststellen, dass diese in einem Krater versunken ist. Genüsslich lockt der Autor seine Leser in ein dystopisches Szenario, in dem Angstphantasien und untergründiges Begehren, Cyberwelten und Wirklichkeit fortwährend die Rollen tauschen. Wobei einiges dafür spricht, dass die von Eika beschworenen postapokalyptischen Szenarien seit dem Erscheinen seines Buches in Dänemark vor zwei Jahren noch um einiges aktueller geworden sind. Zwei weitere Erzählungen spielen im Milieu mexikanischer „Beachboys“, pubertärer Jungen, die sich am Strand von Cancún um die Bedürfnisse der europäischen und amerikanischen Touristen kümmern. Der Buchtitel „Nach der Sonne“ ist der Kulisse dieser beiden Erzählungen entlehnt, wobei sich das anfängliche Strandbild mit Sonnencrememassagen auch hier bald als abgründiges Szenario entpuppt und seltsame Rituale zelebriert werden, bei denen Blut und Sperma fließen. Mit einer anderen Geschichte entführt der aktuelle Shooting-Star der dänischen Literaturszene seine Leser in die Wüste Nevadas, wo der Held der Erzählung bei einsamen Wanderungen einen magischen „Sender“ bemerkt und in einen Strudel ufologischer Phantasien gerät. Auch wenn Strand- und Inselthemen in Eikas Geschichten eher beiläufig anklingen, ist sein Buch doch verstörend, originell und sprachmächtig genug, um es an dieser Stelle all jenen ans Herz zu legen, die Bedarf nach echten literarischen Neuigkeiten verspüren.