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Klassiker in Neuausgaben

Memoiren eines Irren

Gustave Flaubert

Die aus unserer Sicht interessanteste der aus Anlass von Flauberts 200. Geburtstag erschienenen Neuauflagen (neben mehreren Editionen der Madame Bovary gibt es bei Hanser und Dörlemann Briefausgaben und bei Zweitausendeins eine fünfbändige Werkausgabe der Romane und Erzählungen im Schuber) ist das von Elisabeth Edl neu übersetzte Jugendwerk Memoiren eines Irren, das Flaubert mit gerade 17 Jahren verfasst und zeitlebens zwar nicht veröffentlicht, gleichwohl aber sorgsam aufbewahrt hat.

Von den durchaus angebrachten Vorbehalten gegenüber solchen Frühwerken bleibt diese literarische Fingerübung des Teenagers Flaubert unberührt, strotzt seine autobiographisch inspirierte Geschichte doch bei aller romantischen Emphase von suggestiver Sprache, selbstsicherer Radikalität und philosophischen Spitzfindigkeiten. Im Kern geht es um die Lüste und Leiden eines in eine ältere Frau verliebten Jungen, nebenher um all die weltlichen, emotionalen und existenziellen Abgründe, die auch der spätere Flaubert im Blick hat – und nicht zuletzt um Meeresblicke und endlose Strandspaziergänge, wie sie zum thematischen Spektrum unserer Buchhandlung bestens passen. Dem Roman sind in der Ausgabe aus dem Hanser-Verlag ein ausführliches Nachwort von Wolfgang Matz und eine Auswahl von ebenfalls lesenswerten Briefen angehängt, die der junge Flaubert im Alter von zehn bis dreißig Jahren verfasst hat.