„Wer weiß, was sie sucht? Ob sie vielleicht etwas verloren hat?“ – Eine eindeutige Antwort auf diese dem Roman der französischen Autorin Marie Nimier voranstehende Frage wird der Leser auch am Ende seiner Lektüre nicht finden. Die junge Frau und Romanheldin, der sie gelten, wird von Nimier gern als „die Unbekannte“ angesprochen – „unbekannt“ auch „aufgrund ihrer Rolle in dieser Gleichung“, wie es gleich zu Beginn einmal heißt, „also im algebraischen Sinn des Wortes“. Die „Unbekannte“ reist auf eine namenlose Mittelmeerinsel und macht sich dort auf den Weg zum Strand und in die Nähe einer einsamen Höhle, in der sie zwei Jahre zuvor mit einem „Reisenden“ geschlafen hat. Der Strand mit der Grotte liegt fernab der üblichen Urlauberkolonien, es gibt dort keine Surfer und noch nicht einmal Fischerboote – was also hat die Unbekannte dort zu suchen, wo sie erklärtermaßen gar keinen besonderen Gefallen am Meer findet? Indessen stößt sie auf jemanden, den sie nicht gesucht hat, einen „Koloss“ von Mann, der sich mit seiner im Vergleich zu ihm zerbrechlich klein wirkenden Tochter in eben dieser selben Höhle angesiedelt hat. Eine mythisch anmutende Szenerie, die die auch als Sängerin und Songwriterin bekannte Autorin in ihrem Roman erschafft und die dem Leser gleichermaßen fremd bleibt, wie sie ihn Seite für Seite weiter in Bann zieht…
Kategorien