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Belletristik

Die Ebenen

Gerald Murnane

Der 1939 geborene australische Schriftsteller Gerald Murnane, der sein Heimatland zeitlebens nicht verlassen hat, ist in der internationalen englischsprachigen Literatur eine anerkannte Größe und wird schon seit geraumer Zeit als Anwärter auf den Nobelpreis gehandelt. Umso verwunderlicher ist, dass es nicht eines seiner Werke in deutscher Übersetzung gab, ehe in diesem Jahr sein 1982 veröffentlichter Roman „The Plains“ („Die Ebenen“) im Suhrkamp Verlag erschien. Darin zeigt sich Murnane als ein „magischer Realist“ ganz eigener Sorte: Er entdeckt die imaginären „Grasinseln“ im Innersten des Kontinents Australien, deren legendenumwobene Bewohner – die „Plainsleute“ – in etwa das Gegenteil eines westlich-europäisch geprägten Küstenaustraliers sind. Der Ich-Erzähler des Buches, ein ehrgeiziger junger Filmemacher reist mit dem Plan ins Landesinnere, einen Film über die „Ebenen“ und ihre Bewohner zu schaffen, wozu er sich schließlich eines alteingesessenen „Plainsmannes“ als Mäzenaten versichert. Was freilich mitnichten einen Film und noch nicht einmal ein in überschaubaren Zeiträumen abgeschlossenes Drehbuch zur Folge hat: Vielmehr verliert sich der Erzähler über die Jahre hoffnungslos in der imaginären Innenwelt der „Ebenen“ mit ihren sagenumwobenen Bibliotheken, durchtriebenen Landbesitzern, zu freienden Töchtern, unerschöpflichen Schnapsreserven, endlosen Kneipengesprächen, wahnsinnigen Künstlern und absurden Bürgerkriegen. Ein poetischer wie philosophischer Hochgenuss, der auf weitere Werke des Autors neugierig macht.