Elizabeth Bishop (1911-1979) ist eine der wichtigsten Stimmen der amerikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts, gleichwohl in Deutschland für ein breites Publikum noch zu entdecken. Mit einem umfangreichen zweisprachigen Gedichtband in der Übersetzung von Steffen Popp hat der Hanser Verlag nun einen verdienstvollen Beitrag dazu geleistet. Das in Bishops Texten immer wieder auftauchende Thema des Meer- und Inselhaften hat einen konkreten autobiographischen Hintergrund: Die in Massachusetts geborene Dichterin ist nach dem frühen Tod des Vaters bei ihren Großeltern mütterlicherseits, in einem kleinen Dorf an der Küste der kanadischen Halbinsel Neuschottland aufgewachsen. Die sich verwischenden Grenzen von Land und Meer, das Flüssige und sich Verflüssigende sind herausragende Themen ihres dichterischen Werkes, das von einer außerordentlichen Fähigkeit zu genauer Naturbeobachtung und einer sorgsam tiefschürfenden Sprache geprägt ist, die zwischen alltäglichen Dingen, Kindheitserinnerungen und weiteren Assoziationen schweift und nach einer poetischen Mitte sucht. Die zweisprachige Ausgabe stellt dem Originalton von Bishops Gedichten die zurückhaltenden, gleichwohl präzisen Annäherungen des Lyrikers Steffen Popp zur Seite und lädt den Leser in besonderer Weise dazu ein, sich in Bishops bildhafte Sprache einzufühlen und darin zu verlieren.
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