Der in Hamburg ansässige Textem-Verlag hat eine editorische Meisterleistung vollbracht, die einer Würdigung wert ist, auch wenn Inseln darin nur am Rand eine Rolle spielen. Immerhin hat die surrealistische Bewegung der 1920er selbst etwas von einem märchenhaften Archipel, zudem haben sich Breton & Co. ihrerseits gern auf indigene Vordenker von aller Herren Inseln berufen. Walter Benjamin hat die Bewegung der französischen Surrealisten bekanntlich als „letzte Momentaufnahme der europäischen Intelligenz“ bezeichnet, und tatsächlich haftet den von ihr hinterlassenen literarischen und bildnerischen Werken auch hundert Jahre nach ihrer Entstehung noch etwas von diesem Glanz an (zuletzt ausgiebig zu bewundern in der großartigen Ausstellung Rendezvous der Träume in der Kunsthalle Hamburg). Der Textem-Verlag hat nunmehr ein Gründungsdokument der surrealistischen Bewegung, nämlich die 1925 gegründete und bis 1929 in insgesamt 12 Ausgaben erschienene Zeitschrift La Révolution Surréaliste erstmals komplett in einer deutschsprachigen Übersetzung zugänglich gemacht: und zwar nicht irgendwie, sondern in mühevoller Kleinarbeit eingepasst in das originale Layout der französischen Originale. Neben Texten von Granden der Bewegung wie Breton, Aragon u.a. sowie zahlreichen Abbildungen von künstlerischen Werken umfassen die Zeitschriften eine Fülle von Traumprotokollen, politischen Stellungnahmen und Tätigkeitsberichten des Pariser „Büros für sürrealistische Forschungen“, ebenso Dokumente harscher interner Auseinandersetzungen und sonstige Zeugnisse der beteiligten hyperlebendigen und überwachen Geister.
- Verlag:
- Textem
- Einband:
- 12 Hefte im Schuber
- Seitenzahl:
- 432
- Preis:
- 60
