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Belletristik

Die sieben Monde des Maali Almeida

Shehan Karunatilaka

Der aus Sri Lanka gebürtige Schriftsteller Shehan Karunatilaka, der für seinen zweiten Roman Die sieben Monde des Maali Almeida 2022 den renommierten Booker Prize erhielt, wurde 1975 in Colombo geboren und lebte seitdem in Neuseeland, England, Holland und Singapur. Neben seinen Romanen trat er mit Drehbüchern, Rocksongs und Zeitungsbeiträgen hervor. Thema seines erwähnten, international gefeierten Romans ist der blutige Bürgerkrieg in Sri Lanka während der 1980er bis 2000er Jahre, den der Autor aus einer surreal-fantastischen Perspektive in Blick nimmt, die Erinnerungen an Romane des „magischen Realismus“ oder von Salman Rushdie weckt.

Seit Ende 2023 liegt dieses Buch nun in der Übersetzung von Hannes Meyer in einer deutschsprachigen Ausgabe aus dem Rowohlt Verlag vor. Der im Titel genannte Held, ein schwuler Fotograf, der Massaker und Auseinandersetzungen im Zusammenhang des Bürgerkriegs dokumentiert hat, findet sich darin in einer bürokratischen Zwischenwelt zwischen Diesseits und Jenseits wieder. Ihm bleibt eine Woche Zeit, um nicht nur die notwendigen Formalitäten für die weitere Reise seiner Seele zu erledigen, sondern auch die Umstände seines Todes zu enträtseln und diesem oder jenem Erdenbewohner unter Umständen einen Wink zu geben. Der Verlauf des Romans verbindet die Dokumentation der während des Bürgerkriegs begangenen Verbrechen mit einer vitalen Beschreibung des Lebens in Sri Lankas moderner Hauptstadt Colombo und überzeugt durch den mit mythischen Elementen angereicherten Weltblick ebenso wie durch seine dramaturgische Rasanz und furiose Dialoge. Zu den spezifischen Stilmitteln gehören die fortdauernde Anrede des Helden in der zweiten Person („du“) durch einen allwissenden Erzähler und der dank der Ablösung der Seele vom Körper ermöglichte Wechsel von Zeitebenen und Schauplätzen. Das sich beim Lesen zeitweilig einstellende Schwindelgefühl und die aus der Fülle der handelnden Personen und Schauplätze resultierende Verwirrung wird durch ein anhängendes Glossar und Personenverzeichnis immerhin gemildert.