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Belletristik

Der Mann mit den Facettenaugen

Wu Ming-Yi

Der taiwanesische Autor Wu Ming-Yi wurde für seine Romane schon mehrfach mit internationalen Preisen ausgezeichnet. Neben seiner Tätigkeit als Autor begleitet er eine Professur für chinesische Literatur an der der Nationaluniversität in Taipeh und ist auch als Umweltaktivist hervorgetreten. In seinem Roman verbindet er die tragische Geschichte einer taiwanesischen Literaturwissenschaftlerin, die Mann und Sohne infolge eines Kletterunfalls verloren hat, mit der eines 15-jährigen Eingeborenen der imaginären Pazifikinsel Wayawaya, die abgeschottet von der modernen Welt eine archaische Kultur mit ureigenen Ritualen praktiziert. Ein solcher Ritus sieht vor, dass alle Zweitgeborenen im Alter von 15 Jahren dem Meeresgott geopfert werden. Als versierter Schwimmer und kundiger Navigator überlebt der Held jedoch seine Aussetzung im Pazifik, wobei ihm eine gigantische Insel aus Plastikmüll zu Hilfe kommt. An die taiwanesische Küste gelangt, infiziert er den modernen Alltag gleichsam mit mythischen Gegenwelten, wobei u.a. ein „Mann mit Facettenaugen“ in Erscheinung tritt, der eine Schlüsselrolle bei der Jenseitsreise von Mann und Sohn der dortigen Heldin gespielt hat. Wer die Romane von Haruki Murakami kennt, wird einen Hauch von dessen magischem Realismus asiatischer Prägung spüren, wenn auch nicht Murakamis spielerische Leichtigkeit, an deren Stelle bei Wu eher eine Neigung zur mythischen Tiefenbohrung steht.