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Belletristik

Der letzte seiner Art

Sibylle Grimbert

Die französische Schriftstellerin und Verlegerin Sibylle Grimbert hat sich in ihrem in Frankreich preisgekrönten und nunmehr in deutscher Übersetzung vorliegendem Roman ein ungewöhnliches Thema vorgenommen: die Beziehung eines Naturforschers zu einem vom Aussterben bedrohten Vogel, dem titelgebenden „letzten seiner Art“. Die Handlung spielt im Jahr 1835, und zumindest das darin auftretende Tier, der seit 1844 als ausgestorben geführte „Riesenalk“, eine dem Pinguin verwandte Vogelart, ist belegt. Der vom Naturhistorischen Museum in Lille nach Island entsandte Zoologe Gus wird Zeuge, wie die Vögel dort von rohen Seeleuten massakriert werden, nimmt sich in der Folge eines verletzten jungen Alks an und begreift allmählich, dass er sich in diesem dem vermutlich letzten Überlebenden einer aussterbenden Tierart gegenübersieht. Zwischen dem Naturforscher und dem von ihm auf den Namen Prosp getauften Vogel entspinnt sich ein aus dem gemeinsamen Leben erwachsender alltäglicher „Dialog“, der mit einer Reflexion über Leben und Sterben, Mensch und Tier sowie Freundschaft und Liebe einhergeht. Die Leistung der Autorin besteht darin, dass diese Betrachtungen weder ins Gelehrige noch Kitschige trifften. Vielmehr wird an einem historischen Exempel und auf höchstem literarischen Niveau eine ethische Fragestellung durchgespielt, deren ganze Dimension vermutlich erst heute mehr und mehr in den Blick gerät.