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Belletristik

Das große Spiel

Richard Powers

Der neue Roman des mehrfach preisgekrönten US-amerikanischen Romanciers Richard Powers ist ein weiteres Mal durch dessen Vorliebe für naturwissenschaftliche Themata charakterisiert. In gewisser Weise geht es darin um alles, was in aktuellen Debatten über künstliche Intelligenz und ökologischen Notstand eine Rolle spielt, aber auch um die von der heutigen Meeresbiologie und ihren Beobachtungsapparaturen zutage geförderten Erkenntnisse über das Leben im Ozean und die Intelligenz von Meerestieren. Als verbindendes Element, das die verschiedenen Stränge des Romans zusammenführt, fungiert neben der Metapher des „Spiels“ – der Originaltitel lautet Playground – eine Koralleninsel in der Südsee, in deren Nähe ein Konsortium potenter Investoren fernab von jedem staatlichen Zugriff eine schwimmende Stadt erreichten will. Auch die vier Helden des Buches mit ihren Lebensgeschichten – eine Meeresbiologin, ein an einer unheilbaren Krankheit leidender Programmierer mit transhumanistischen Ambitionen, dessen schwarzer Jugendfreund und eine Kunststudentin aus Tahiti – werden durch die Insel und das dort angesiedelte Projekt aufeinander verwiesen. Ob die Art und Weise, wie Powers dieses „große Spiel“ literarisch und sprachlich organisiert, tatsächlich nobelpreisverdächtig ist (wie Volker Weidermann in seiner Rezension in der „Zeit“ erklärt hat), mag offen bleiben. Brillante Passagen hat Powers‘ Buch auf alle Fälle, aber dazwischen sind auch Redundanzen und Längen sowie ein gewisser „woker“ Zeigefinger zu bemerken.