Das in den letzten Jahren wieder erwachte Interesse an Bram Stoker hat nicht nur mehrere Neuausgaben seines Dracula-Romans mit sich gebracht, sondern auch zur Entdeckung weit weniger bekannter Werke des Meisters und Taktgebers des modernen Vampir-Romans geführt. Vor einigen Jahren überraschte der mare-Verlag bereits mit dem feinen Bändchen Der Zorn des Meeres, in dem Stoker seine außerordentliche Kenntnis und Einfühlungskraft in das Leben an und auf dem Meer in expressiven Sprachbildern deutlich macht. Nun liegt auch sein vor der Steilküste von Cruden Bay im schottischen Aberdeenshire angesiedelter Abenteuer- und Gruselroman Das Geheimnis der See in einer Neuübersetzung vor. Eine dem vorherigen Buch vergleichbare literarische Auseinandersetzung mit der Naturgewalt des Meeres, wie sie der Titel womöglich verspricht, wird der Leser darin zwar nicht finden, wohl aber ein mit jeder Art von Horror- und Gruseleffekten, Zombies, Visionen und Prophezeiungen sowie verborgenen Schätzen und zu knackenden Geheimcodes operierendes Stück klassischer Unterhaltungsliteratur. Jürgen Kaube hat Bram Stokers Roman bei der Besprechung in der FAZ mit einer „Geisterbahnfahrt“ verglichen, was den Nagel einigermaßen auf den Kopf trifft.
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