Teich ist der so knappe wie ungreifbare Titel des Debütromans der jungen englischen Autorin Claire-Louise Bennett, dessen Handlung in einem kleinen Dorf an der irischen Westküste angesiedelt ist. Was genau die Heldin und Ich-Erzählerin des Romans dorthin verschlagen hat, ist vom Leser nur nach und nach und auch dann nicht in Gänze aus den mitgeteilten bruchstückhaften Erinnerungen zu erahnen: Scheitern in Liebe und Beruf, Selbstmordabsichten, traumatische Nachwirkungen der eigenen Kindheit, insbesondere des Unfalltodes des kleinen Bruders und anderes mehr. Doch die verschwimmende Vergangenheit mit den darin aufblitzenden Erinnerungen sowie literarischen und philosophischen Reminiszenzen schafft umso mehr Raum für tagtraumartige Beschwörungen der Gegenwart, etwa für die Beschaffenheit der Kate, in der die Heldin lebt, den verfallenen Garten mit Bäumen, Laub, Käfern, Vögeln, Kräutern und Unkräutern, die Kuhherde auf der nahen Koppel, den alltäglichen Haushalt mit Haferkeksen, Tee und Marmeladen. Inmitten der stummen Gegenwart dieser Wesen und Dinge enthüllt der Text eine zwischen Depression und Aggression pendelnde Befindlichkeit und wird derart zur Parabel auf die melancholische Disposition des Begehrens in unseren postmodernen Zeiten.
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