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Klassiker in Neuausgaben

Benoni

Knut Hamsun

Der Norweger Knut Hamsun gehört zu den bis heute umstrittensten Schriftstellern des ausgehenden 19. und 20. Jahrhunderts, weil in seiner Gestalt literarische Sprachmächtigkeit auf politische Blindheit in Gestalt der nie ernsthaft zurückgenommenen Verehrung Adolf Hitlers, der deutschen Nazis und ihrer Rassentheorien getroffen ist. Nichtsdestotrotz hat ausgerechnet der jiddische Schriftsteller Isaac Singer (und ähnlich wie dieser zahlreiche weitere von Hamsun beeindruckte Autoren) den Beginn der literarischen Moderne auf das Erscheinen von dessen Roman Hunger 1890 datiert.

Der Umstand, dass seine Texte siebzig Jahre nach dem Tod des Autors gemeinfrei werden, hat nun eine regelrechte Hamsun-Renaissance mit einer Fülle von Neuübersetzungen zur Folge. Neben dem frühen Stadtroman Hunger, der in einer Neuübersetzung aus dem Manesse-Verlag verfügbar ist, soll hier der 1908 geschriebene Roman Benoni empfohlen werden, der im Unterschied zum ersteren vor einer ländlich-küstennahen und inselhaften Kulisse angesiedelt ist. Erzählt wird eine für die Zeit um 1900 indes ebenso typische und sinnbildliche Geschichte: nämlich die des Postboten Benoni, seiner uneinlösbaren Liebe zur jungen Rosa, seiner Verwicklungen mit dem Kaufmann Mack und dem über allem schwebenden Geist des Kapitalismus sowie der gewinnträchtigen Fischerei im Gebiet der Lofoten.