Edgar Allan Poes Klassiker Arthur Gordon Pyms Abenteuer hat in den fast 200 Jahren seit seinem Erscheinen Literaturgeschichte geschrieben. Jetzt liegt er abermals in neuer Übersetzung von Andreas Nohl vor, der in den letzten Jahren bereits eine ganze Reihe englischsprachiger Klassiker des 19. Jahrhunderts für zeitgenössische deutsche Leser erschlossen hat, darunter Stevensons „Schatzinsel“, Kiplings „Dschungelbuch“ und Stokers „Dracula“. Getrieben von seiner Abenteuerlust, wenngleich unter düsteren Vorahnungen begibt sich der Held Arthur Gordon Pym als blinder Passagier an Bord eines Walfängers. Was er dort erlebt und in seinen Aufzeichnungen berichtet, ist gleichsam ein Panoptikum all dessen, was an Ängsten, Horror und Grauen im Unbewussten des modernen Menschen spukt: blutige Gewalttätigkeiten, Meuterei, Kannibalismus, Hunger, körperliche Entbehrung, Qualen aller Art, die Einsamkeit einer Felseninsel, antarktische Kälte. Poes Buch – eher aus Geldnot verfasst und vom Autor selbst wenig geschätzt – hat die Abgründe der menschlichen Psyche als Thema der Hochliteratur etabliert und ganze Generationen moderner Schriftsteller beeinflusst – Grund genug, es auch in neuer Übersetzung ein weiteres Mal zu lesen.
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