Anna Baar, im kroatischen Zagreb geboren, aufgewachsen in Klagenfurt und Wien, ließ sich für ihren Roman Als ob sie träumend gingen durch die dalmatinische Küstenlandschaft und die Insel Brac inspirieren. Der Held ihres mit sprachlicher Eleganz erzählten Romans, ein aus diesen ländlichen Küstengegenden stammender alter Mann namens Klee, befindet sich in den 1990er Jahren in einer kroatischen Heilanstalt. Die fortwährenden Anrufe der dortigen Ärzte und Schwestern, sich zu erinnern, scheinen jede Wirkung auf ihn verfehlen. Indessen hat er die Geschichte seines Lebens Jahre zuvor einer Reihe von Tonbandkassetten anvertraut und diese dem sich zu Beginn und zum Schluss des Buches zu Wort meldenden „Erzähler“ übergeben. In der unscharfen Schnittfläche von Klees verdämmernder Existenz, seinen Einbildungen, Träumen und authentischen Erinnerungen sowie der davon angeregten Phantasie des „Erzählers“ entspinnt sich eine existenzielle Geschichte von dörflichem Leben, vergeblichem Heldentum und unerfüllter Liebe – wobei der ausbrechende Jugoslawien-Krieg die im Kopf des Helden traumatisch nachklingenden Ereignisse des Zweiten Weltkriegs aktualisiert und gleichsam in eine von der Antike bis in die Gegenwart reichende Geschichte von Schlachten auf dem Balkan stellt.
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