Das von Lukian im 2. christlichen Jahrhundert begründete Genre der „Totengespräche“ gehört schon seit der Antike zu den literarischen Meisterdisziplinen, ermöglicht es doch die Verbindung tiefsinniger gesellschaftskritischer Reflexionen mit einem von vornherein „surrealistischen“ und komödiantischen Stil des Erzählens. Máirtín Ó Cadhain, geboren 1906, gestorben 1970 adaptierte diese literarische Tradition in seinem auf Gälisch (Irisch) verfassten Meisterwerk „Grabgeflüster“, dessen Schauplatz die Unterwelt eines ländlichen Friedhofs im Westen Irlands mit den dazugehörigen Heerscharen das oberirdische Geschehen debattierender Leichen ist. In der Verbindung von Existenzialismus und unbändigen Sprachspiel erweist sich sein bereits 1948 erschienener, erst jetzt (in kongenialer Übersetzung von Gabriele Haefs) auf Deutsch vorliegender 400 Seiten dicker Roman als ein Klassiker der literarischen Moderne, der den gefeierten Werken seiner Landsleute Beckett und Joyce in jeder Beziehung ebenbürtig ist.
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