Der dänische Schriftsteller Johannes V. Jensen (1873-1950), Literatur-Nobelpreisträger des Jahres 1944, wurde im jütländischen Himmerland als Sohn eines Tierarztes geboren. Die dörfliche Welt seiner Kindheit und ihre typischen Protagonisten hat er in seinem 1898 erschienenen Erzählband „Himmerlandsvolk“ verewigt, der jetzt im Berliner Guggolz-Verlag erstmals in vollständiger deutscher Übersetzung erschienen ist. Dem 25-jährigen Autor gelang mit diesem Erstlingswerk der Durchbruch als anerkannter Schriftsteller und er ließ ihm bis in die 1920er Jahre weitere Bände mit „Himmerlandsgeschichten“ folgen. Das harte Leben auf dem Lande, seine tragischen Helden und tragkkomischen Pointen, die Jensen in präziser und bis heute anrührender Sprache vorführt (nicht zuletzt dank der gleichermaßen einfühlsamen wie schnörkellos zeitgemäßen Übersetzung von Ulrich Sonnenberg), dürfte sich am Ende des 19. Jahrhunderts auf der Insel Rügen kaum viel anders dargestellt haben, zumindest abseits der sich zur selben Zeit etablierenden Seebäder mit ihren touristischen Enklaven. Johannes V. Jensen hat den namenlosen Helden der ländlichen Kultur des Ostseeraumes in seinen Geschichten ein literarisches Denkmal geschaffen, dem nichts ferner als provinzielle Heimattümelei ist und das sich stilistisch mit den besten realistischen Erzählern im Europa des beginnenden 20. Jahrhunderts messen kann. Der verlegerische Anspruch in der Synthese von Neuübersetzung, Typographie, Gestaltung und Kommentierung, für den Sebastian Guggolz seit der Gründung seines eigenen Verlages vor drei Jahren zuverlässig einsteht, bietet für die Wieder- und Neuentdeckung dieses großen dänischen Autors den idealen Rahmen.
Kategorien