Der von der mexikanischen Schriftstellerin Jazmina Barrera verfasste, im Original bereits 2017 erschienene und in diesem Jahr im Dörlemann-Verlag auf Deutsch vorgelegte Essay über Leuchttürme – im Original betitelt als Cuaderno de faros, also „Leuchtturmheft“ – ist von den hiesigen Feuilletons zu Unrecht weitgehend übersehen worden. Handelt es sich doch um einen außergewöhnlichen, zwischen Sachbuch und assoziativer Reflexion pendelnden Text, mit dem es der Autorin gelingt, das von der Antike bis zur Gegenwart anhaltende Faszinosum von Leuchttürmen und deren Ausstrahlungskraft auf die Weltliteratur eingängig und mitreißend zu schildern. Die engen Bezüge zwischen real existierenden Leuchttürmen und damit verknüpften schriftstellerischen Phantasien, etwa von Herman Melville, Joseph Brodsky, Lawrence Durell, Robert Louis Stevenson, James Joyce, Edgar Allan Poe, Jules Verne und Virginia Woolf wurden meines Wissens noch nie so anschaulich und kenntnisreich zur Sprache gebracht, wobei sich die Autorin auch in zahlreichen spannenden Details aus der Geschichte des Leuchtturmbaus bewandert zeigt. Ein wenig störend wirkt die unnötige Anlehnung des Layouts an erfolgreiche Bücher der letzten zwei Jahrzehnte wie Schalanskys Atlas der abgelegenen Inseln mit entsprechenden graphischen Zutaten und geographischer Sortierung, da diese den assoziativen Charakter und durchlaufenden Zusammenhang des Textes eher unterlaufen.
- Verlag:
- Dörlemann
- Einband:
- gebunden
- Seitenzahl:
- 160
- Preis:
- 19
