Der irische Schriftsteller Paul Lynch hat eine Vorliebe für existenzielle Parabeln und wurde für „Das Lied des Propheten“ mit dem renommierten Booker-Prize geehrt. Auch sein im englischen Original bereits 2019 erschienener, vor der Küste Mexikos angesiedelter Roman Jenseits der See spielt mit dem Bezugssystem von offenem Meer und menschlicher Psyche und entwickelt sich dabei zum Gleichnis auf Leben, Tod und das absurde Phänomen des einzelnen menschlichen Daseins. Der alte Fischer Bolivar, der für gewöhnlich in den Tag hineinlebt und vor jedem geregelten Arbeitsalltag dem Rauchen und Trinken zugeneigt ist, hat sich ausgerechnet an dem Tag in den Kopf gesetzt, aufs Meer zu fahren, wo die vernünftige Mehrheit der Dorfbewohner aufgrund eines sich ankündigenden Sturms zu Hause beleibt. Er überredet den jungen, noch unerfahrenen Hector dazu, ihn zu begleiten, und beide geraten in einen Sturm, in dessen Folge das Schiff tagen-, wochen- und schließlich monatelang auf offener See treibt und die halluzinierenden Helden sich in einem Kammerspiel zwischen Leben und Tod wiederfinden, wobei die Grenzen zwischen Realität und Fiktion mehr und mehr verschwimmen.
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